Klopfen mit Kindern. Michael Bohne
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Genau in solchen Momenten ist der Einsatz von PEP unglaublich hilfreich – sozusagen als emotionale Selbsthilfe.
Wenn zu viele unangenehme Gefühle auf einmal im Gehirn arbeiten, können wir nicht mehr gut auf unsere Problemlösefähigkeiten zugreifen.
Selbstakzeptanz und Klopfpunkte
PEP beinhaltet neben einer Klopftechnik, auf die wir gleich zu sprechen kommen, Methoden, mit denen wir einschränkende Gefühle, Beziehungsmuster und Glaubenssätze beeinflussen können. Solche Glaubenssätze sind Gedanken, die uns häufig in der Entfaltung unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten stören, sie sogar manchmal verhindern.
Wir verwenden in der Selbstbehandlung mit PEP Sätze, die uns Selbstakzeptanz vermitteln, um unser Gehirn wieder in einen lösungskompetenteren Zustand zu versetzen. Denn durch das Aussprechen eines Satzes, in dem wir sowohl ein belastendes Thema als auch Selbstakzeptanz benennen, geben wir uns selbst, den entsprechenden Makel eingeschlossen, Anerkennung und Wertschätzung.
Ein solcher Satz wird immer nach demselben Muster gebildet:
•Auch wenn ich (hier wird das aktuelle Problem benannt), liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Dabei spricht das Wort »liebe« eher das Gefühl und die Formulierung »akzeptiere« eher den Verstand an. Eine solche ausgesprochene selbstakzeptierende Selbstannahme ist wie eine Immunspritze gegen schwächende und entwertende Selbstbeziehungsmanöver.
Manchmal muss man jedoch auch den zweiten Satzteil verändern, die Selbstakzeptanz quasi verdünnen, weil manche Menschen sich selbst nicht »lieben und akzeptieren« können oder wollen, wenn sie gerade ein Problem haben. Doch dazu später mehr.
Klopfpunkte
Wenn nun also Eltern mit ihrem schreienden Baby im Arm der Verzweiflung nahe sind, ist die allererste wirksame Übung, den Selbstwertpunkt unter dem linken Schlüsselbein im Uhrzeigersinn zu reiben und einen Selbstakzeptanzsatz auszusprechen:
Selbstakzeptanzübung
•Auch wenn ich mich gerade ziemlich hilflos fühle, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
•Auch wenn mich diese Ungewissheit sehr traurig macht, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Oder, um eine andere Formulierung zu verwenden:
•Auch wenn ich gerade nicht verstehe, was mein Kind von mir will, bin ich doch eine gute Mutt er/ein guter Vater.
•Auch wenn mir dieses ständige Gebrüll manchmal ziemlich auf die Nerven geht, bin ich doch eine liebende Mutter/ein liebender Vater.
Übung
Oder welche Formulierung fällt Ihnen zu der Situation ein?
Auch wenn ______________________, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Mit dieser Übung schränkt man die Auswirkung der unangenehmen Gefühle ein, wenn man gleichzeitig mit dem belasteten Thema auch Selbstakzeptanz ausspricht. Ansonsten neigen wir ja dazu, uns selbst schlechtzumachen, wenn uns etwas nicht gelingt. Sätze wie »Ich kann das nicht!«, »Ich mach wohl alles falsch!« oder im speziellen Fall »Ich bin wohl keine gute Mutter/kein guter Vater!« sind wahre Energiefresser.
Man kann diese Übungen allerdings auch »umdrehen«, wenn man dem Baby vermitteln will, dass die unangenehmen Gefühle bei einem selbst liegen, und man vermeiden möchte, dieselben auf das Kind zu projizieren. Auch dazu reibt man den Selbstakzeptanzpunkt unter dem Schlüsselbein bei sich selbst und/oder beim Kind und sagt:
•Auch wenn mich dein Schreien gerade ziemlich hilflos macht, liebe und akzeptiere ich dich so, wie du bist.
•Auch wenn du uns gerade um den Schlaf bringst, liebe und akzeptiere ich dich so, wie du bist.
•…
Das Aussprechen eines solchen Satzes bringt meistens sehr viel mehr Gelassenheit in eine angespannte Situation, weil dabei akzeptiert wird, dass kindliches Verhalten bei den Eltern postwendend Gefühle erzeugt, die nicht immer nur von liebender und fürsorglicher Art sind, und dass das ganz normal ist und nicht nur bei sogenannten Rabeneltern vorkommt, die ja im Übrigen auch fürsorgliche und schützende Vogeleltern sind.
Gleichzeitig bringt man für sich und das Kind zum Ausdruck, dass man es so annimmt, wie es ist, auch wenn ein Verhalten von ihm unangenehme Gefühle erzeugt. Entscheidend dabei ist das Wort »Verhalten«. Man macht sich damit immer wieder klar, dass einen ein Verhalten nerven kann, ohne dass man den ganzen Menschen ablehnt.
Das Annehmen und Akzeptieren der eigenen Person trotz des Problems erleichtert die Veränderung.
Hat sich ein bestimmtes Verhaltensmuster erst mal im Alltag etabliert, läuft es immer wieder nach dem gleichen Schema ab. So passiert es z.B. typischerweise, dass die Eltern bereits beim ersten Schreien des Kindes ein ähnlich unangenehmes Gefühl empfinden wie letztes Mal, als sie das Kind stundenlang in der Nacht nicht beruhigen konnten und sich schließlich völlig erschöpft fühlten. Dabei sind sie heute besser ausgeschlafen und eigentlich guten Mutes. Aber die Erinnerung an die letzten Dramen setzt im limbischen System, in unserem Gefühlshirn, sofort die negativen Emotionen frei, die allein durch das Schreien des Babys in einer bestimmten Tonlage stimuliert werden. Das hat zur Folge, dass dieselbe Hilflosigkeit, Verzweiflung oder auch Wut dafür sorgt, dass einem keine guten Ideen einfallen, die hilfreich wären, um heute die Situation zu lösen. Natürlich ist man in einer solchen Situation nicht völlig einfallslos. Man wird vielleicht das Kind wickeln oder mit ihm spielen, es trösten oder herumtragen, hat aber oft im Hinterkopf den Gedanken: »Was ist, wenn es heute auch wieder nicht hilft?« Und eine solche Haltung wirkt sich natürlich auch ohne ein Wort zu sprechen auf unser Gegenüber aus. Anstatt dem Kind zu vermitteln: »Oh, ich sehe da ein Problem, das wir jetzt gleich beheben, dann geht es dir wieder besser!« – also ein Sicherheitsgefühl –, nimmt das Kind vielmehr ein unsicheres »Oje, ob’s heute wieder so schlimm wird?« wahr, was es wohl eher beunruhigt.
Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass man solche elterlichen Frustrationen häufig auch auf den Partner überträgt. Dem macht man dann vielleicht, wenn auch nur in Gedanken, einen Vorwurf, weil er entweder gerade nicht da ist, tiefer schläft oder auch keine Idee hat, um die Situation zu entschärfen. Dann hat man gleich noch mehr negative Gefühle, die wirksam verhindern, dass man eine gute Lösung findet.
Hier ist es sinnvoll, das Klopfen anzuwenden, mit dem man ein gutes Stück seiner eigenen belastenden Emotionen reduzieren kann. Natürlich wird hier vorausgesetzt, dass keine medizinischen Gründe vorliegen, die einer umgehenden Behandlung bedürfen. Die angenehme Erfahrung, seine eigenen Gefühle beeinflussen zu können, verleiht einem einen sehr viel positiver gestimmten Gemütszustand und damit auch wieder eine höhere Handlungskompetenz.
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