Fiona - Reloaded. Zsolt Majsai
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Ich befreie mich von dem Knebel und nutze dann meine Zähne, um die Handfesseln zu lösen. Mein Keuchen dabei ist sehr laut in meinen Ohren, ich hoffe, die anderen hören es nicht so deutlich.
Dabei denke ich darüber nach, was ich jetzt tun soll. Irgendwie muss ich zurück ins Lager und zu Gaskama. Oder noch besser, zum König. Im Dunkeln ist das allerdings ziemlich schwierig, zumal ich keine Ahnung habe, in welche Richtung ich eigentlich gehen sollte. Es ist vielleicht sinnvoll, in der Nähe der Männer zu bleiben, sie führen mich zurück.
Doch dann wird mir klar, dass sie mich suchen. Ich sehe ihre Lichter. Sie haben sich aufgeteilt. Das ist vielleicht gut für mich. Ich taste meine Umgebung ab, bis ich einen Ast finde, der schwer und dick genug sein könnte, dann erhebe ich mich und schleiche mich an einen von denen heran.
Es ist Kaman. Er ist ziemlich groß und kräftig, aber sein Kopf bricht trotzdem unter dem Schlag mit dem Ast. Er röchelt, während ich ihn abtaste und sein Messer finde. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er mich an, als ich die Klinge durch seinen Hals ziehe und darauf achte, dass sein Blut spritzt, sonst stirbt er nicht.
Hinter mir höre ich ein Geräusch. Ich fahre herum, packe dabei die Fackel von Kaman. Ein anderer, den seine Kameraden Makam nannten, steht vor mir und holt mit dem Messer aus. Ich drücke die brennende Fackel in seinen Mund. Mit einem erstickten Schrei torkelt er zurück. Ich springe auf und drücke die Fackel jetzt gegen seine Augen. Er lässt das Messer fallen und stolpert blindlings durch die Gegend. Ich stoße die Klinge von unten in seinen Hals. Das lässt ihn zusammenbrechen. Er zuckt herum, aber ich denke, er ist nur noch mit sich und seinem Sterben beschäftigt.
Ich sehe mich um. Mit der Fackel in der Hand und dem Messer als Waffe könnte ich es schaffen. Zumal ich jetzt wenigstens eine Ahnung habe, in welche Richtung ich laufen muss.
Bald höre ich die anderen Männer von hinten.
Bis auf einen, der steht plötzlich vor mir. Ein Rätsel, wie er das geschafft hat. Es ist der eher kleine Sakun, schlank und sehnig. Er bewegt sich schnell, und er scheint neben Moyto der gemeinste von ihnen sein.
Ich stoße mit dem Messer nach ihm, und als er lachend ausweicht, schlage ich die brennende Fackel zwischen seine Beine. Er schreit auf, wohl eher vor Überraschung und Schreck, doch er ist lange genug abgelenkt, dass ich zu ihm springen und die Klinge in seinen Hals stechen kann.
Er taumelt zurück, ohne dass ich das Messer wieder herausziehen kann und ich muss es loslassen, um nicht von seiner Klinge getroffen zu werden. Aber ich habe ja noch die Fackel, die ich mit aller Kraft in sein Gesicht schlage. Beim Zurückweichen stolpert er und fällt nach hinten.
Ich kann die anderen hören und beschließe, Sakun seinem Schicksal zu überlassen. Ohne Messer, nur noch mit einer Fackel in der Hand, renne ich weiter.
Bald erreiche ich das Lager und halte auf das Zelt des Königs zu. Die beiden Wachen versuchen, mich aufzuhalten, aber ich kann sie austricksen und komme an ihnen vorbei ins Zelt.
König Askan sitzt aufrecht in seinem Bett und starrt mich an. Bevor ich jedoch etwas tun kann, werde ich von den Wachen gepackt und auf den Boden gedrückt.
Ich lasse es widerstandslos zu und rufe: „Ich brauche deinen Schutz, Askan!“
Die Wachen drehen meine Arme auf den Rücken und halten ihre Klingen an meinen Hals. Askan steht auf und kommt näher. Er gibt den beiden Männern ein Zeichen, woraufhin sie mich aufstehen lassen, aber meine Arme nach wie vor auf dem Rücken festhalten.
„Was ist geschehen?“, erkundigt sich der König.
„Moyto ...“, erwidere ich keuchend. „Seine Männer und er haben mich aus dem Wagen geholt und in den Wald gebracht. Sie wollten mich mit Gewalt nehmen und dann töten!“
Askans Augen verengen sich zu Schlitzen. Dann blickt er an mir vorbei. „Gaskama, überprüfe den Wagen.“
Ich höre jemanden herausgehen, kann aber den Kopf nicht bewegen.
„Wenn das wahr ist, dann wäre das ein ungeheuerlicher Vorfall“, bemerkt der König. „Es wäre gegen meinen ausdrücklichen Befehl hin geschehen.“
„Es ist wahr!“, erwidere ich, während die Tränen in meine Augen schießen.
Askan nickt. „Gleich wissen wir es.“ Er blickt wieder an mir vorbei und ich höre Gaskama sagen: „Der Käfig wurde aufgeschlossen, mit einem Schlüssel. Moytos Lager ist leer. Ich lasse sie suchen.“
Askan mustert mich, dann wendet er sich an die Wachen: „Lasst sie los. Ich glaube ihr.“
Als sie von mir ablassen, falle ich auf die Knie und vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich höre, wie jemand das Zelt betritt und berichtet. Sie haben drei Tote gefunden. Wenig später erzählt noch ein anderer, dass Moyto und die überlebenden Männer erwischt wurden.
Ich blicke hoch.
Askan und Gaskama stehen vor mir und beobachten mich.
„Was meinst du, Gaskama? Würden die es wirklich wagen, ohne Befehl so zu handeln?“
Gaskama schüttelt den Kopf.
„Befragt sie. Und morgen treffe ich meine Entscheidung.“
„Ja, Herr. Was soll mit ihr werden? Soll ich sie in den Käfig zurückbringen?“
„Nein, sie kann hier schlafen.“
Gaskama zieht eine Augenbraue hoch.
„Dort, in der Ecke.“ Askan deutet auf eine Stelle im Zeit. „Legt ihr was dahin, damit es nicht zu hart ist. Und stellt keine Fragen.“
„Ist gut.“ Gaskama lächelt ansatzweise, dann befiehlt er, dass einer seiner Männer für das Lager sorgen soll, und geht hinaus.
Schließlich bleibe ich mit dem König allein.
„Eigentlich sollte ich Angst vor dir haben“, bemerkt er.
„Wieso?“, frage ich und wische die Tränen mit dem Unterarm ab.
„Du hast drei kampferprobte Söldner getötet. Kannst von Glück reden, dass sie es nicht für nötig gehalten haben, dich zu fesseln.“
„Sie haben mich geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt, als sie mich aus dem Käfig holten.“
Seine Augen weiten sich. „Trotzdem hast du es geschafft?“
„Männer werden leichtsinnig, sobald sie ihr Ding in den Händen halten“, erwidere ich verächtlich.
Er lacht auf. „Ich sollte wirklich Angst vor dir haben“, sagt er dann.
„Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun“, sage ich leise.
„Da habe ich ja wohl Glück. Versuch jetzt zu schlafen, es sind noch einige Quons bis zum nächsten Gong.“
Ich nicke und erhebe mich. Während er sich