Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai

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Fiona - Spinnen - Zsolt Majsai Die Kristallwelten-Saga

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      Die Fahrt dauert ewig, zumindest kommt es mir so vor. Doch ich gelange unbehelligt und problemlos an mein Ziel. Tief durchatmend trete ich auf den Bahnsteig.

      Dann geht der Alarm los.

      Scheiße.

      Ich liebe Wartungstunnel. Vor allem so saubere und gut ausgeleuchtete wie diesen hier. Wenn ich dagegen an das Loch denke, in dem ich John Summer endlich davon überzeugen konnte, damit aufzuhören, mir den Schädel einschlagen zu wollen …

      Unabhängig davon ist meine Situation nur bedingt schön. Ich kann zwar schnell laufen und tue das auch, ich kann das Tempo auch recht lange durchhalten, dennoch glaube ich nicht, dass es so leicht wird.

      Vor allem habe ich das dumpfe Gefühl, es gibt einen guten Grund, warum dieser Tunnel nicht nur gut ausgeleuchtet, sondern auch relativ breit und gerade ist. Wie gemacht für ein Fahrzeug. Das wäre ja auch nachvollziehbar, schließlich gilt es, lange Strecken zurückzulegen.

      Mir fallen mehrere Türen auf. Einige befinden sich in der Wand und einige dürften zu den Zügen führen. Diese sollte ich nicht nehmen, denn sie müssen in Schleusen münden, da die Röhren ja evakuiert sind. Andere befinden sich im Boden, wo diese hinführen, ist mir ein Rätsel. Möglicherweise muss ich dieses Rätsel schneller lösen, als mir lieb ist.

      Zunächst einmal bin ich aber allein. Kameras kann ich auch keine entdecken, und ich glaube nicht, dass sie ausgefeilte Mikrokameras haben, die nicht zu sehen sind. Erstens wären sie hier völlig unnötig, zweitens waren alle Kameras, die ich bisher bemerkt habe, gut zu sehen. Das ist natürlich kein Grund, warum es keine besser versteckten geben sollte, aber die Technologie scheint dafür nicht vorhanden zu sein.

      Als sich unter mein Keuchen und meine Schritte ein weiteres Geräusch mischt, halte ich inne und lausche. Kein Zweifel, da nähert sich etwas und es hat einen Elektromotor. Das typische Sirren ist zwar deutlich leiser als die Reifengeräusche, aber trotzdem zu hören.

      Ich drehe mich mit gezogener, hinter meinem Rücken versteckter Waffe um und warte. Schon bald ist es als kleiner Punkt zu sehen, der schnell größer wird. Es sieht aus wie ein orange gefärbtes Golfmobil. Für die Wartungstechniker bestimmt eine tolle Erfindung. Auf diesem Mobil sitzen allerdings keine Techniker, sondern Sicherheitsleute, bewaffnet. Vermutlich können sie sich überhaupt nicht vorstellen, dass ich ebenfalls bewaffnet sein könnte, sonst würden sie nicht so leichtsinnig näherkommen. Zwar richten sie ihre Pistolen auf mich, sind aber erstaunlich entspannt.

      Bis ich meine Waffe nach vorne holen und losschieße. Gleichzeitig bewege ich mich im Zickzack auf sie zu, mit voller Geschwindigkeit. Sie kommen kaum dazu, mein Feuern zu erwidern. Sie haben weder die Zeit noch die Geistesgegenwart dazu.

      Die Kanonenkugeln aus meiner Pistole treffen irgendwann auch wichtige Teile des Golfcarts, vielleicht sogar den Motor, jedenfalls bleibt er stehen – fast. Irgendwas lässt ihn dabei gegen die Wand fahren und umkippen. Möglicherweise hat eine der Kugel die Lenkung erwischt. Ist mir aber egal. Ich bin ja damit noch lange nicht außer Gefahr.

      Ich will die Männer nicht töten, was mit meiner Pistole etwas schwierig ist. Ich ziele auf Schultern und Beine. Drei meiner Besucher schalte ich auf diese Weise ziemlich schnell aus, wobei einer danach einen Arm weniger hat. Das tut mir leid für ihn, aber ohne Kopf wäre er schlimmer dran. Oder besser, das ist Ansichtssache.

      Der vierte geht hinter dem umgekippten Mobil in Deckung und schreit etwas, was nicht für mich gedacht ist. Er wird ein Funkgerät haben und den Lagebericht durchgeben.

      Ich laufe rückwärts und gebe vereinzelt Schüsse auf das Mobil ab. Meine Taktik wirkt, der vierte Mann hält sich bedeckt. Als ich weit genug bin, dass selbst ich nicht mehr treffe, drehe ich mich um und laufe normal weiter.

      Von hinten wird mich so schnell nichts einholen, sie werden einige Zeit brauchen, den Weg wieder freizumachen. Von vorne ist es kritischer.

      Doch ich habe Glück und erreiche den nächsten Bahnhof, ohne eine weitere Begegnung zu haben. Ich schiebe die Waffe unter der Jacke in den Hosenbund und mische mich unter die Leute. Allerdings wird mir schnell klar, dass ich über die regulären Ausgänge nicht wegkomme. Diese werden bereits bewacht.

      Ich überlege. Meine beste Chance ist vermutlich der Wartungstunnel, aber nicht zu Fuß. Da mit ziemlicher Sicherheit die Wartungstechniker von den Bahnhöfen aus losfahren, muss jeder Bahnhof diese komischen Golfcarts haben. Und wenn ich mich nicht irre, weiß ich auch, wo sie parken, denn ich habe vorhin ein Hinweisschild gesehen, das den Weg zeigen könnte.

      Und so ist es auch. Da stehen zwei Dutzend von den niedlichen Dingern, dazu gibt es zwei Monteure in einer Kabine mit Monitoren. Sie lauschen gerade wie gebannt ihrem Chef, und als ich näher komme, erkenne ich, dass es um mich geht.

      Ich warte, bis das Gespräch zu Ende ist. Auf diese Weise erfahre ich, dass eine Gruppe von Sicherheitsleuten auf dem Weg hierher ist. Die beiden sollen bis dahin alles verriegeln. Als sie das tun wollen, überrede ich sie aber, mir vorher noch den Schlüssel zu einem der Carts und ihre ID-Karten zu geben. Sie tun es mehr oder weniger freiwillig, wehren sich auch nicht, als ich sie in die Kabine sperre und den Schlüssel wegwerfe.

      Die Steuerung des Golfmobils ist einfach. Schlüssel drehen, Richtung auswählen, Gas geben. Gänge gibt es nicht. Wozu auch bei einem Elektrokarren dieser Leistungsklasse? Okay, etwas schneller dürfte das Ding schon sein. Aber ich will mich ja gar nicht beschweren. Ich komme zügiger voran als zu Fuß, ohne dabei zu ermüden.

      Besonders aufregend ist die Fahrt nicht. Ich entdecke die Streckenmarkierungen. Auch die Türen sind gekennzeichnet, aber mangels Codierungsschlüssel habe ich keine Ahnung, was die alphanumerischen Zeichenfolgen bedeuten. Ob mir dieses Wissen nutzen würde, wage ich aber zu bezweifeln. Anders sähe es aus, wenn ich wüsste, wo ich überhaupt bin und welche möglichen Ziele ich habe. Aber ohne das …

      Die Fahrt endet, als mir andere Wartungswagen entgegen kommen. Zwar könnte ich wenden, das Ding ist so konzipiert, dass es auf der Stelle wenden kann, aber das nützt mir nichts, denn hinter mir kommen auch Golfcarts.

      Es war ja vorauszusehen, dass es so ausgehen wird. Aber einen Versuch war es trotzdem wert.

      Ich hole meine Pistole hervor und mustere sie kurz. Keine Ahnung, wie viele Schüsse sie noch hat. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich das Magazin herausnehmen kann. Egal, ich habe eh keinen Nachschub.

      Ich schieße wahllos auf die vor mir, dann ducke ich mich, denn sie schießen zurück. Zwischen Sitz und Armaturenbrett bin ich etwas geschützt. Die Kugel treffen mein Fahrzeug und reißen Löcher hinein. Damit wird niemand mehr fahren, ich sollte also darüber nachdenken, wie ich hier wegkomme.

      Eine Möglichkeit wäre, schießend auf die Sicherheitsleute zuzurennen. Die Wahrscheinlichkeit, dabei tödlich getroffen zu werden, ist hoch. Sehr hoch. Jedenfalls ausreichend hoch. Da sie einer Leiche vermutlich keine Gemeinheiten mehr zutrauen, würde ich nicht bewacht werden. Aber ich wüsste nicht, wo ich aufwache, wie ich an Sachen oder auch nur Kleidung herankomme, falls sie eine Autopsie vornehmen und ich nackt bin.

      Außerdem ist das Sterben so schön auch wieder nicht.

      Es gibt aber eine zweite Möglichkeit: nach unten. Ich habe gesehen, dass eine dieser Türen im Boden höchstens fünfzehn Meter hinter mir liegt. Das sind zwar immer noch fünfzehn Meter, aber es ist machbar. Im schlimmsten Fall hätte ich halt die erste Möglichkeit umgesetzt.

      Ich lasse eine Salve auf die Jungs hinter mir los, dann springe ich aus dem Cart und laufe in seiner Deckung

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