SPIEGLEIN politisches Jahrbuch 2020. Thomas Röper

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über 40 Prozent und mindestens 10 Prozent Vorsprung vor dem nächsten Kandidaten. Kurz vor Ende der Auszählung, als Morales diese 10 Prozent Vorsprung nicht hatte, wurden die Übertragungen der Auszählung unterbrochen – angeblich wegen eines Computerproblems. Und als sie Stunden später wieder übertragen wurden, da hatte Morales plötzlich die nötigen 10 Prozent Vorsprung.

      Das war mehr als verdächtig und deutete auf eine Wahlfälschung durch Morales hin. Daraufhin eskalierten die Proteste im Land, die westlichen Länder prangerten die Wahlergebnisse an und forderten Neuwahlen. Morales reagierte, indem er sich an die OAS wandte, damit diese eine internationale Neuauszählung durchführen konnte. Doch das Ergebnis wurde nicht abgewartet.

      Die Auszählung der Stimmen durch die OAS war problematisch, weil bei den Unruhen auch Wahllokale angegriffen und dabei Stimmzettel vernichtet wurden. Und die Untersuchung des fraglichen Servers hatte Fragen aufgeworfen, weil dort merkwürdige Programme gefunden wurden.

      Hat Morales also die Wahl gefälscht?

      Es waren wohl eher die USA, denn im „prophetischen“ Artikel vom 8. Oktober, aus dem ich die drei Phasen der Putschvorbereitungen zitiert habe, konnte man Folgendes lesen. Ich übersetze es wörtlich.

      Beginn der Übersetzung:

      ES IST NICHT WICHTIG, WER WÄHLT, SONDERN WICHTIG IST, WER DIE STIMMEN AUSZÄHLT.

      Parallel dazu fand im Juli ein privates Treffen zwischen Jaime Antonio Alarcén Daza, Ivén Arias und anderen Mitgliedern der Bürgerkomitees statt, bei dem vereinbart wurde, „Maschinen für die schnelle Stimmenauszählung“ für die kommende Präsidentschaftswahl zu erwerben, um die Wahlergebnisse manipulieren zu können.

      Diese Maschinen würden insgesamt 300.000 Dollar kosten. Die US-Botschaft und die Vertretung der Europäischen Union im Land würden zur Finanzierung des Kaufs beitragen, die Mittel würden sie über die Jubileo-Foundation und die Evangelische Kirche bereitstellen. Für dieses Ziel haben sie mehr als 800.000 Dollar gesammelt, mit denen auch die Leute, die an der schnellen Auszählung der Stimmen teilnehmen würden, bezahlt würden.

      Die Absicht dahinter ist, die Maschinen in jedem niedergelassenen Wahlvorstand zu platzieren und durch die Bürgerkomitees und ihre Berichterstattung (durch Personen, die im Voraus für dieses Manöver geschult wurden) während des gesamten Wahltages die Medienberichterstattung zu organisieren. Die Bevölkerung sollte aufgefordert werden, dieses System der Stimmenauszählung als Möglichkeit zur Überwachung der Ergebnisse anzuerkennen, ohne das Oberste Wahlgericht einzuschalten.

      In dieser Phase wird die „Union Juvenil Cruceista“ (Anm. d. Übers.: eine militante, rechtsextremistische Gruppierung aus Santa Cruz) eine Schlüsselrolle spielen, die Kriminelle rekrutiert hatte, um nach der Veröffentlichung der endgültigen Wahlergebnisse als Speerspitze eine grundlegende Rolle bei Konfrontationen und gewalttätigen Aktionen gegen die staatlichen Institutionen zu spielen.

      Juan Martin Delgado, Mitglied dieser Jugendorganisation, ist für die Organisation der gewalttätigen Aktivitäten verantwortlich. Er zählt auch auf die Unterstützung des Bolivianers Luis Fernando Camacho, Präsident des Bürgerkomitees von Santa Cruz, der wiederum Hinweise und Ratschläge von US-Regierungsmitarbeiter Rolf A. Olson erhält.

      (…)

      Diese Strategie, die von der US-Botschaft in Bolivien geleitet und finanziert wird, sieht auch den Aufruf zu einem unbefristeten Generalstreik vor dem Wahltag, verdeckte Operationen, Diskreditierungs- und Desinformationskampagnen und andere Arten von Sabotage vor, um Gewalt zu erzeugen und den Wahlprozess zu delegitimieren.

      Ende der Übersetzung

      Wenn also tatsächlich kurzfristig Hardware für die Stimmenauszählung mit westlichem Geld im Westen angeschafft worden ist, muss man kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass dabei auch Schadprogramme installiert wurden, die bei der Auszählung für das Chaos sorgen konnten, das es dann ja tatsächlich am Wahltag gegeben hat.

      Das ist der neue Trick der Regime-Change-Spezialisten in Washington: Sie behaupten nicht nur, es habe eine Wahlfälschung gegeben, sie organisieren sie zur Sicherheit gleich selbst, um sie der Regierung in die Schuhe schieben zu können.

      „Die Opposition wies unterdessen einen Aufruf von Amtsinhaber Evo Morales zum Dialog zurück. Sein Rivale bei der Präsidentschaftswahl, Carlos Mesa, sagte mit Blick auf Morales und dessen Regierung, es gebe ‚nichts zu verhandeln‘. Auch eine weitere Oppositionspartei schlug das Gesprächsangebot aus. Die einflussreichen Bürgerkomitees, die die Proteste maßgeblich organisieren, schloss der Präsident zuvor ausdrücklich von seinem Angebot aus.“

      Als Morales dann am 10. November unter dem enormen Druck von Militär und Polizei seinen Rücktritt verkündete, stürmten die Demonstranten auch gleich die Staatssender, die pro-Morales waren, woraufhin diese den Sendebetrieb für Tage einstellten. Die Massenmedien waren damit in der Hand der Putschisten, die von den verbliebenen privaten Medien unterstützt werden.

      „Wenn das Militär einen demokratisch gewählten Präsidenten vorzeitig zum Rücktritt drängt wie jetzt in Bolivien, nennt man das normalerweise einen Putsch. Doch was ist, wenn eine Volksbewegung den Sturz des Präsidenten unterstützt, weil er seine jüngste Wiederwahl einer Manipulation an den Urnen verdankt?“

      Morales, der ein Vertreter der indianischen Ureinwohner ist, fand Schutz bei den Koka-Bauern, die seine wichtigsten Unterstützer sind, bevor er schließlich nach einigem Hin und Her nach Mexiko ausgeflogen werden konnte. Mexiko hatte sich bereiterklärt, ihn aufzunehmen, was sich jedoch schwierig gestaltete, da einige Länder das Auftanken oder auch den Überflug des Flugzeuges untersagten. Spätestens hier ist der Druck zu sehen, den die USA ganz offen in der Sache ausgeübt haben. Man wollte Morales nicht nur absetzen – im „Idealfall“ wäre er auch gelyncht worden, um seine Rückkehr ein für alle Mal zu verhindern.

      Nachdem Morales außer Landes war, arbeiteten die USA nach dem üblichen Schema. In Bolivien eskalierte die Gewalt weiter, und wer war laut Washington daran schuld? Natürlich die Russen!

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