Die Abenteuer des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle страница 21
»Zunächst war es nur ein Spaß«, stöhnte unser Besucher. »Wir glaubten nicht, dass sie sich so hinreißen lassen würde.«
»Sehr wahrscheinlich nicht. Wie dem auch sei, die junge Dame war ganz entschieden hingerissen, und sobald sie überzeugt war, dass ihr Stiefvater in Frankreich war, kam ihr nicht einmal für einen Augenblick der Verdacht an eine Tücke. Sie fühlte sich durch die Aufmerksamkeiten des Gentleman geschmeichelt, und die Wirkung wurde durch die auffallend geäußerte Bewunderung ihrer Mutter noch gesteigert. Dann begann Mr. Angel kurze Besuche zu machen, denn es war offensichtlich, dass die Angelegenheit so weit wie möglich vorangetrieben werden sollte, um eine reale Wirkung hervorzurufen. Es gab Verabredungen und eine Verlobung, die die Gefühle des Mädchens endgültig davor bewahren sollte, sich jemand anderem zuzuwenden. Aber die Irreführung konnte nicht für allezeit aufrechterhalten werden. Die vorgetäuschten Reisen nach Frankreich waren sehr unbequem. Was jetzt geschehen musste, war klar: Die Angelegenheit auf eine so dramatische Art zu Ende zu bringen, dass es einen unauslöschlichen Eindruck im Gemüt der jungen Dame hinterlassen und sie einige Zeit davon abhalten würde, nach einem anderen Verehrer auszuschauen. Daher diese auf die Bibel geleisteten Treueschwüre, daher auch die Anspielungen auf die Möglichkeit, dass gerade am Morgen der Hochzeit etwas geschehen könne. Mr. Windibank wünschte Miss Sutherland so an Hosmer Angel gebunden zu sehen und so verunsichert in Bezug auf dessen Schicksal, dass sie unter allen Umständen für die nächsten zehn Jahre auf keinen anderen Mann hören würde. Bis zur Kirchentür brachte er sie, und dann, als er nicht weitergehen konnte, verschwand er bequem durch einen alten Trick: auf der einen Seite einer vierrädrigen Kutsche ein- und auf der anderen Seite auszusteigen. Ich nehme an, so war der Ablauf der Ereignisse, Mr. Windibank!«
Unser Besucher hatte etwas von seiner Sicherheit wiedererlangt, während Holmes gesprochen hatte, er erhob sich jetzt, mit blankem Hohn in seinem blassen Gesicht.
»Es mag so gewesen sein oder nicht, Mr. Holmes«, sagte er, »aber wenn Sie so scharfsinnig sind, sollten Sie scharfsinnig genug sein, um zu wissen, dass Sie es jetzt sind, der das Gesetz bricht und nicht ich. Ich habe von Anfang an nichts Strafbares getan, aber solange Sie diese Tür verschlossen halten, bieten Sie selbst Anlass zu einer Anklage wegen Bedrohung und ungesetzlicher Freiheitsberaubung!«
»Wie Sie sagen, kann das Gesetz Sie nicht belangen«, sagte Holmes, entriegelte die Tür und riss sie auf, »aber niemals gab es einen Mann, der Strafe mehr verdient hätte. Wenn die junge Dame einen Bruder oder einen Freund hätte, müsste er Ihnen die Peitsche über den Rücken ziehen. Zum Teufel!«, fuhr er fort, und Zornesröte stieg ihm hoch beim Anblick des bitteren Hohnes im Gesicht des Mannes, »es gehört nicht zu den Pflichten gegenüber meiner Klientin, aber hier ist eine Reitpeitsche zur Hand, und ich glaube, ich werde es mir leisten zu …« Er machte zwei rasche Schritte zu der Peitsche hin, aber ehe er sie fassen konnte, gab es ein wildes Gepolter von Schritten auf der Treppe, die schwere Haustür schlug zu, und wir konnten Mr. James Windibank vom Fenster aus in höchster Geschwindigkeit die Straße hinabrennen sehen.
»Das ist ein kaltblütiger Schurke!«, sagte Holmes lachend, als er sich wieder in seinen Sessel fallen ließ. »Dieser Kerl wird sich von Fall zu Fall steigern, bis er etwas ganz Schlimmes macht und am Galgen endet. Der Fall war in gewisser Hinsicht nicht ganz ohne Reiz.«
»Ich kann immer noch nicht alle Schritte Ihrer Beweisführung erkennen«, bemerkte ich.
»Nun, natürlich war von Anfang an klar, dass dieser Mr. Hosmer Angel eine bestimmte Absicht für sein merkwürdiges Verhalten haben musste. Und es war ebenso klar, dass der einzige Mann, der wirklich Nutzen von dem Ereignis hatte, der Stiefvater war. Dann machte die Tatsache stutzig, dass die beiden Männer niemals zusammen auftraten, sondern dass der eine immer dann auftauchte, wenn der andere weg war. Ebenso die getönte Brille und die sonderbare Stimme, die beide, wie der buschige Backenbart, auf eine Maskierung hindeuteten. Mein Verdacht wurde durch die eigenartige Handlungsweise bestätigt, die Unterschrift mit der Maschine zu schreiben, was natürlich bedeutete, dass seine Handschrift ihr so vertraut war, dass sie sogar die winzigste Probe davon erkannt hätte. Sie sehen, alle diese Tatsachen für sich, zusammen mit vielen weniger bedeutenden, wiesen in die gleiche Richtung.«
»Und wie konnten Sie das beweisen?«
»Hatte ich erst einmal meinen Mann ausgemacht, dann war es leicht, die Bestätigung zu erhalten. Ich kannte die Firma, für welche der Mann arbeitete. Ich nahm die Beschreibung aus der Presse und entfernte alles, was das Ergebnis einer Verkleidung sein konnte – den Backenbart, die Brille, die Stimme – und sandte sie an die Firma mit der Bitte um Nachricht, ob diese Beschreibung auf einen ihrer Angestellten zuträfe. Ich hatte die Eigenheiten der Schreibmaschine schon festgehalten und schrieb nun an den Mann selbst unter seiner Firmenadresse und bat ihn, ob er hierherkommen könne. Wie ich erwartete, war seine Antwort maschinegeschrieben und enthielt die gleichen unerheblichen, aber charakteristischen Mängel. Mit gleicher Post kam ein Brief von Westhouse & Marbank aus der Fenchurch Street, der besagte, dass die Beschreibung in jeder Hinsicht mit der ihres Angestellten James Windibank übereinstimmte. Voilà tout!«
»Und Miss Sutherland?«
»Wenn ich es ihr sage, wird sie’s mir nicht glauben. Sie werden sich an das alte persische Sprichwort erinnern: Gefahr besteht für den, der das Tigerjunge nimmt, und Gefahr auch für den, der eine Frau ihrer Verblendung entreißt. Bei Hafiz und Horaz finden Sie gleich viel Weisheit wie Lebensklugheit.«
Übersetzung von Ingrid Krüger-Dürr
Das Geheimnis vom Boscombe-Tal
Eines Morgens saßen meine Frau und ich gerade beim Frühstück, als das Dienstmädchen ein Telegramm hereinbrachte. Es war von Sherlock Holmes und hatte folgenden Wortlaut:
»Können Sie sich ein paar Tage freimachen? Wurde soeben telegraphisch nach Westengland gerufen. Betrifft Tragödie im Boscombe-Tal. Würde mich freuen, wenn Sie mitkämen. Luft und Landschaft einzigartig. Abfahrt Paddington 11.15.«
»Was meinst du, Liebling?«, fragte meine Frau und blickte zu mir herüber. »Wirst du fahren?«
»Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich habe im Augenblick eine ziemlich lange Liste von Patienten.«
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