Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer. Отсутствует
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Reisen, um die Welt und sich selbst besser kennenzulernen, ist die gesündeste und nachhaltigste der bewusstseinserweiternden Drogen.
Globetrotter Walo Kamm
Business Class – not as usual
Von Walo Kamm
Keine Angst, liebe Freunde, Mitarbeitende und Geschäftspartner, die krassesten Anekdoten bleiben unter Verschluss, vorläufig. Einstige Schlammschlachten lassen wir also schön eingetrocknet in der Vergangenheit ruhen. Hier nur ein paar Sachen zum Lachen, Kuriositäten mit menschlichem Antlitz. Schmunzeln und Kopfschütteln erlaubt – wie immer.
TWA: Meine allerersten Flüge hatte ich mit TWA: 1964 Zürich – New York – San Francisco – Los Angeles – Las Vegas – Washington D.C. – Zürich, die kosteten mich bloss etwa 40 Dollar. Denn 1963–1966 arbeitete ich in der Frachtbuchhaltung der amerikanischen Trans World Airlines in Zürich. Einmal im Jahr kamen die grossen Chefs aus Kansas City zu Besuch: «Hi Walter, I’m Jeff und this is Paul», so lernte ich die lockere amerikanische Art der Bosse kennen. Nur den legendären, extrem eigenbrötlerischen Eigentümer der TWA, Howard Hughes, lernte ich nie kennen. Er hielt sich jahrelang in einem seiner Hotels in Las Vegas versteckt; sein abenteuerliches Leben als Erfinder, Testpilot, Unternehmer, Filmproduzent und Liebhaber der schönsten Frauen Hollywoods wurde als The Aviator mit Leonardo Di-Caprio verfilmt.
Air India: Besonders dankbar bin ich Hansruedi Bryner, dem langjährigen Schweiz-Manager von Air India, der mir mit seinem Vertrauen und den AI-Graumarkttickets den Business-Start ermöglichte. Ich begann ja mit Kulturtrekkings nach Ladakh, wo ich ab 1976 als Erster Gruppenreisen zu erstaunlich tiefen Preisen veranstaltete. Ich war ein Nobody in verbeulten Hosen, als ich im Büro von AI auftauchte und meine seltsame Story, was ich mir erträumte, vorbrachte. Hansruedi Bryner hörte ruhig zu, schaute mich an und sagte: «Okay, ich bin dabei, das machen wir.» Und es funktionierte. Jahr um Jahr, verlässlich und flexibel. Ich war der erste Veranstalter von Gruppenreisen, bei denen jeder Teilnehmer individuell zurückfliegen konnte. Nach der zwei- oder dreiwöchigen Gruppenreise konnte jeder wählen, wie lange er noch im Land herumreisen wollte, und dann nach eigenem Wunsch ohne Aufpreis irgendwann zurückfliegen. Goldene Flugfreiheiten damals!
Diethelm Keller Group: 2013 traten wir die Hälfte der Globetrotter Group an die altbewährte Schweizer Familiengesellschaft Diethelm Keller Holding ab, um die Zukunft von Globetrotter auf Granitfelsen abzusichern. Und was liess sich CEO André Lüthi diesmal Besonderes einfallen, um den Superdeal formell abzuschliessen? Der ursprüngliche Plan war, das Breithorn (4164 m) bei Zermatt zu besteigen und dort oben den Vertrag zu unterschreiben. Dann aber drehte das Wetter, als die Managergruppe schon zum Klein Matterhorn hochgefahren war. Zusätzlich hatte DK’s Topmann arge Rückenprobleme und ich kam frisch von einer Knieoperation. Also wurden alle Topshots von DK und Globetrotter per Helikopter auf einen Fast-Viertausender auf der anderen Seite von Zermatt geflogen für das Zeremoniell in der Bergwildnis. Wow! Wer sonst macht solche coolen Verrücktheiten?!
PS: Das Breithorn wurde dann, nach einer Nacht im Superhotel Omnia, am nächsten Tag bei gutem Wetter doch noch bestiegen.
SWISS: Was ist der Unterschied zwischen dem Werbe-Passagier der Swiss International Air Lines und mir? Kürzlich sah ich im Bahnhof ein grosses Plakat der Fluggesellschaft mit dem Claim «Über 100 Reiseziele weltweit», doch der Fokus lag auf dem Bild eines lässigen jungen Reisenden, der ein Flugzeug besteigt, und der Aussage: «Ich verlasse die Schweiz nicht. Ich nehme sie mit.» Der Unterschied zu mir: Wenn ich hier abfliege, will ich die Schweiz hinter mir lassen, sie sogar «vergessen». Denn ich möchte in andere Welten eintauchen, neue Länder entdecken, bisher unbekannte Völker kennenlernen, fremdartige Kulturen erleben, exotisches Essen geniessen, am Meeresstrand surfen statt im Internet, Wüsten durchqueren statt Alpwiesen, faszinierende Feste erleben statt CH-Büroalltag. Ich jedenfalls will die Schweiz nicht auf die Auslandsreise mitnehmen.
Kathmandu–Lhasa gar nicht Business-Class-like: Da Touristen nur als Gruppe unter chinesischer Aufsicht in Tibet reisen durften, liess ich mich als Individualreisender (mittels Trick) mit einer ad hoc Pseudo-Gruppe bei China Southern Airlines einchecken. Kurz nach dem Mt. Everest kam die Bordmeldung «Lhasa nicht wolkenfrei, Flug wird nach Chengdu umgeleitet». Also unvorbereitet China. Dort mussten die hundert Passagiere den ganzen Tag warten, da Hotels voll. Spät nachts bekam ich ein «Bett» ohne Leintuch, Decke oder Kopfkissen. Ohne nichts, denn alles Gepäck war im Flugzeug geblieben. Am nächsten Morgen 4 Uhr auf, 7 Uhr Abflug. Kurz vor Lhasa Umkehr, immer noch Wolken. Nachmittags wird nicht geflogen, da zu viel Wind. Am dritten Tag 4 Uhr auf, Abflug, zwei Stunden später kreisten wir über Lhasa (!), aber keine Landung. Zurück in Chengdu gab’s Passagieraufstand. Wir streikten, stiegen nicht mehr aus. Nach stundenlangen Verhandlungen mit Sprachproblemen das Wunder: Mittags wurde nochmals gestartet. Diesmal landeten wir in Lhasa – am angeblich zu windigen Nachmittag. Vier lange Flüge statt ein kurzer, drei vergeudete Tage, kontroverse chinesische Erfahrungen.
Bike Adventure Tours: Bei der Übernahme von Chris und Andi Schnellis sympathischem Unternehmen empfand ich die zeitliche und örtliche Zuspitzung der definitiven Entscheidung mit der schwer verständlichen «Stimme aus dem Dschungel» als besonders originell: Ich war in Zürich noch am Verhandeln, während André sich samt Familie in Botswana auf Safaritour befand. Er hatte vorsorglich ein Satellitentelefon mitgenommen, mit dem er auch mitten im Urwald erreichbar sein sollte. Tatsächlich musste er am entscheidenden Tag dann im Botswana-Urwald extra auf einen Hügel steigen, damit wir telefonieren, diskutieren und uns einigen konnten. Ein echt spannender Last-Minute-Entscheid; auch den haben wir nie bereut. Denn die Freude an der Sparte Mountainbiken ist uns viel wert.
Meine Schlüsselreise – auf Pump: «Nie auf Kredit leben!» ist einer meiner Grundsätze, an denen ich eisern festhalte – gültig für mich und alle. Vor allem bezüglich Reisen: nie auf Pump. Doch einmal im Leben bin ich auf Pump gereist. Das offenbare ich hier zum ersten Mal.
Anfang 1975 hörte ich, dass «Kleintibet» (Ladakh) ab Juni für den Tourismus zugänglich werde. Diese buddhistische Bergregion auf 3500 bis 6500 m Höhe in Kaschmir, zwischen dem Himalaya und der tibetischen Grenze, war bislang militärisches Sperrgebiet gewesen. Der Kaschmir-Konflikt hatte schon mehrere Kriege ausgelöst. Tibet war noch immer verschlossenes Territorium. Ladakh war ethnisch und kulturell ein Teil von Westtibet, doch auf indischem Territorium und deshalb von Maos Kulturrevolution verschont geblieben. Also ein Stück noch intaktes Tibet. Keine Fremden waren zuvor da gewesen, es war ein touristisch jungfräuliches Land. Buddhismus pur, weltabgeschieden hinter dem Himalaya, vielleicht eine Art Shangri-La? Ich musste hin, jetzt! Das war meine Chance, das spürte ich intuitiv. Die Chance meines Lebens – persönlich und beruflich.
1973/74