Wyatt Earp 219 – Western. William Mark D.

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Wyatt Earp 219 – Western - William Mark D. Wyatt Earp

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trat an den Tisch und glaubte, eine graue Decke läge darauf. Dann aber trat er heran und fuhr mit der Kuppe des Mittelfingers darüber.

      Ein düsterer schwarzer Strich zog sich über die Stelle, die er eben berührt hatte.

      Eine Staubschicht von einem halben Inch lag auf diesem Tisch.

      Wyatt ging auf den nächsten Hocker zu, machte da die gleiche Probe, ebenso auf dem Schrank und an der Fensterbank. Auch die Fußbodendielen waren inchhoch mit pulverfeinem Flugstaub bedeckt.

      Wyatt blickte sich nach dem Spieler um. Der stand neben der halboffenen Tür und sah zu ihm hinüber.

      »Was sagen Sie jetzt, Doc?«

      »Dass Sie recht hatten. Es stimmt etwas nicht mit der Stadt.«

      Wyatt öffnete die nächste Tür, fand zwei leere Bettstellen, sah dann hinein in einen leeren Küchenraum, öffnete die Tür zum Hof, wo ihm ebenfalls eine gespenstische Leere entgegengähnte.

      Nun überquerte der Marshal die Straße, öffnete drüben die Tür eines anderen Hauses. Auch hier das gleiche Bild. Gähnende Leere, Staub überall.

      So war es im nächsten und im übernächsten Haus.

      Sie gingen von Haus zu Haus.

      Am Schluss öffnete der Missourier die Tür zur Schenke.

      Sie war unverriegelt wie all die anderen Türen, und es gab hier sogar noch einige Tische und Stühle; auch die Theke war noch da und die Wandschränke, auf denen sonst die Flaschen standen. Alles leer. Und alles bedeckt mit fingerdickem Staub.

      Über der Theke hing ein blinder Spiegel. Daneben eine Uhr, die auf der fünften Stunde irgendwann an einem Tag oder in einer düsteren Nacht stehengeblieben sein musste.

      Da ganze große Haus war leer. Ebenso die Schuppen und Stallräume.

      Eine tote Stadt – oben auf dem Hochplateau der Peloncillo-Mountains, versteckt in einem ganzen Wall von Stein, der das winzige Plateau, auf dem die Stadt lag, umgab und auf der weiten Hochebene selbst nur wie ein steinerner Klotz wirkte. Niemand, der vorüberritt, würde vielleicht vermuten, dass es hier einen Daumeneindruck gab, in dessen Mitte eine ganze Stadt lag.

      Wo hatte sie ihren Ausgang und ihren Eingang? Irgendwo musste es in dem Gestein einen Weg geben, denn unmöglich war der Pfad, auf dem der Marshal mit dem Gefährten hierhergekommen war, der einzige Zugang zur Stadt. Selbst wenn es den Menschen, die hier gelebt hatten, im Sinn gelegen hatte, unbedingt einsam und von der ganzen Welt abgeschlossen zu leben, so wäre es ihnen doch unmöglich gewesen, hier durch diese Felsschlucht all das Holz zu schleppen, das für den Bau der Stadt erforderlich gewesen war. Außerdem – keine Stadt konnte in solcher Abgeschlossenheit leben. Es musste also irgendwo einen Zugang geben.

      Urplötzlich ließ ein dumpfes Dröhnen das ganze Haus erzittern, und die Fenstergläser klirrten leise in ihrem Gefüge. Ein sausendes, pfeifendes Geräusch zog draußen über den Vorbau und verdunkelte das schwache Licht des Mondes noch mehr.

      Es war eine Windbö, die den Flugsand durch die Straße trieb.

      Sie verließen die Schenke und traten wieder auf den Vorbau hinaus.

      Der Mond war jetzt frei von Wolken und goss sein silbrig glänzendes Licht über die Häuserfirsten, die kurzen Vordächer und die ganze Straße.

      Nirgends war eine Spur zu sehen.

      Nicht einmal die Fährte, die sie beide vor kurzem gemacht hatten, als sie die Straße hier überquert hatten.

      Der Bergwind deckte alle Spuren zu.

      Wyatt trat vom Vorbau herunter und ging dann mit dem Spieler die Straße hinab, bis sie die letzten Häuser am Ostrand hinter sich hatten.

      Da deutete Holliday auf ein Schild das an einer Hütte festgemacht war und aus drei kurzen, nicht gleichlangen Brettern bestand.

      Die Buchstaben, die darauf geschrieben waren, waren zwar stark verwittert, aber im Mondschein dennoch erkennbar.

      PARADISE.

      »Na, was habe ich gesagt«, meinte Holliday spöttisch. »Sie hatten es als ihr Paradies angesehen, die Leute, die hier lebten.« Er blickte sich um. »Ich vermisse etwas sehr Wesentliches. Den Boot Hill.«

      Wyatt deutete hinüber an die Felslehne, die im Norden ziemlich dicht hinter den Häusern lag und viele Risse hatte.

      »Glauben Sie im Ernst, dass sie die Toten da hingebracht haben?«, entgegnete Holliday.

      »Ich halte es für möglich«, versetzte der Marshal. »Denn es ist hier sehr schwer, ein Loch in den steinigen Boden zu graben. Und da in den Schründen ist Platz für die Toten von ganz San Francisco.«

      Ja, da war sicher Platz für viele, viele Hunderttausend Tote, wenn es hätte sein müssen. Man hätte wirklich die Leichen einer ganzen Weltstadt hier in diese Schründe schleppen können – und niemandem würde es auffallen, wenn er draußen an dem Gesteinsklotz vorüberritt, der aus der tafelglatten Ebene emporstieg. Und er war ja auch wenig verlockend, der Gesteinskoloss, der auf seiner Westseite so rissig und schründig war. Wenn die beiden Westmänner nicht die Spur der Tombstoner Banditen gesucht hätten, würden sie kaum den Weg hierher gefunden haben. Nicht einmal eine halbe Stunde war es von hier bis zu dem großen ausgetrockneten Seebett, das sie hierhergelockt hatte. Die Stadt am Pulversee, das gespenstische Paradise war so leer wie der See wasserlos war.

      Und wo war der Zugang zu dieser Stadt?

      Wyatt hatte ihn schon nach einer Viertelstunde gefunden. Er stellte nur eine schmale Schlucht dar, die winkelförmig in den Fels bog, dann aber gerade verlief. Sie war so breit, dass bequem zwei Wagen nebeneinander herfahren konnten. Man erreichte sehr schnell das Ende des Felsens, aber Wyatt musste zu seiner Verblüffung feststellen, dass es am Ende der Schlucht mehrere scharfe Windungen gab und dass der Ausgang von Gebüschen verdeckt war, so dass man ihn ganz sicher auf eine Distanz von hundert Schritt nicht bemerken konnte. Denn Risse hatte der Gesteinsklotz ja mehr als genug. Niemand würde vermuten, dass da ein Weg war, ein Zugang, der zu einer Stadt führte.

      *

      Die beiden Westmänner waren zurückgegangen. Sie standen wieder am Ausgang des Felsweges und sahen zu den Häusern hinüber, die stumm wie die Zähne eines Gebisses rechts und links neben der Straße verharrten. Wieder zogen die gespenstischen Wolkenschatten über die bleichen Nebel dahin.

      Der Missourier hielt auf eine Pforte zu, die zum letzten Hof führte.

      Er überstieg die sehr niedrige Fenz zum nächsten Hof, und Holliday folgte ihm.

      Hier endlich fanden sie die Hoftür geöffnet und konnten in eines der Häuser kommen, von wo aus sie auf den Vorbau gelangten. Hier gab es ja keine Spuren zu hinterlassen, denn der Wind fegte den Sand immer wieder weg, den er auf die schweren Bohlen getrieben hatte.

      Nachdenklich blieb der Marshal schräg gegenüber dem Saloon ›Zum ewigen Leben‹ stehen und blickte nach Westen auf die düstere Felswand, wo die Spalte im Gestein klaffte, von der aus sie den Weg hierher gefunden hatten.

      Sollte diese Kluft etwa der einzige Ausgang hier aus der Talenge sein, wenn man von dem Weg drüben im Nordosten absah?

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