Familie Dr. Norden 733 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden 733 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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selbst noch ein Kind, zur Adoption freigegeben hatte.

      »Woran denkst du denn schon wieder?« Eine braungebrannte Männerhand legte sich sanft auf Zissas Schulter, die unter dieser unerwarteten Berührung zusammenzuckte.

      »Ach, du bist es, Carlos«, erwiderte sie unwillig und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. »Igitt, schon wieder kalt.«

      »Du sitzt ja auch inzwischen eine halbe Stunde hier und grübelst. Ich habe dich durch die Glastür beobachtet.« In Carlos’ Stimme schwang leiser Unwillen, den Franziska geflissentlich überging.

      »Meine Tochter geht mir nicht aus dem Sinn«, seufzte sie statt dessen und starrte aus dem Fenster in den dichten Frankfurter Nebel. »Wenn ich nur wüßte, wo sie steckt und was sie tut.«

      »Das wirst du nie erfahren«, tat Carlos ihre Gedanken mit einer Handbewegung ab. »Schließlich war sie erst ein paar Tage alt, als du sie ohne Angaben weggegeben hast. Wie willst du sie also finden?«

      »Ich glaube eben noch an die Stimme des Blutes«, ließ sich Zissa nicht beirren. »Irgendwann sehe ich eine junge Frau und werde wissen, daß sie das ist, meine Tochter.«

      »Wenn du willst, kannst du eine Tochter von mir haben«, schmeichelte Carlos, und sein glutäugiges Gesicht nahm einen zärtlichen Ausdruck an. »Ich weiß gar nicht, warum du dich so in diese Idee hineinsteigerst. Stell dir vor, ein Kind von uns! Wäre das nicht ein Traum?«

      »Darüber haben wir doch schon so oft gesprochen. Jetzt, wo ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere bin, will ich kein Kind. Ich möchte meine Kleine wiedersehen, wissen, daß es ihr gutgeht. Sehen, ob sie etwas von mir geerbt hat.« Ihre Stimme versagte. »Wenn ich geahnt hätte, wie schwer mir diese Geschichte eines Tages im Magen liegt, hätte ich sie nicht weggegeben«, seufzte sie endlich schwer.

      »Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern.« Offensichtlich erbost über die kleine Absage, die ihm seine Lebensgefährtin zum wiederholten Male erteilte, ließ Carlos die Hand von Zissas Schulter fallen. »Du solltest dich jetzt auf deine Arbeit konzentrieren. Alexa will die Fotos sehen. Die Zeit drängt.«

      »Schon gut, ich komme gleich.« Widerwillig erhob sich Franziska und sammelte die Aufnahmen zusammen. Ein letzter Blick aus dem Fenster, ein letzter wehmütiger Gedanke an die verlorene Tochter, dann straffte sich ihre schlanke Gestalt. Sie war wieder ganz die professionelle Fotografin, angelangt auf dem Zenit ihres Erfolgs, den sie sich ehrlich verdient hatte. Alexa Zahn würde zufrieden sein und Carlos sich wieder beruhigen. So war es in letzter Zeit immer gewesen, so würde es immer sein.

      In dieser Nacht schlief Julius Gnade schlecht. Doch diesmal war daran nicht ein schwieriger Prozeß schuld, den zu gewinnen er sich in den Kopf gesetzt hatte. Vielmehr kreisten seine Gedanken um seine Frau Erika, das unbekannte Wesen, das so viele Jahre Tisch und Bett mit ihm geteilt hatte und trotzdem eine Fremde geblieben war. Hätte er ihre Flucht verhindern können? Als erfolgverwöhnter Anwalt konnte er mit Niederlagen nicht umgehen, er wälzte sich von einer Seite auf die andere. Was hatte er nur falsch gemacht? Endlich sah Julius ein, daß er ohne Hilfe nicht einschlafen würde und stand kurz entschlossen auf, um sich im Bad ein Schlafmittel zu holen. Auf dem Treppenabsatz machte er halt. Ein schmaler Lichtschein fiel durch den Spalt der angelehnten Küchentür auf die Holzstufen. Offenbar war Romina auch noch wach.

      »Romy, kannst du auch nicht schlafen?« Leise schloß Julius die Tür auf, doch seine Adoptivtochter erwartete ihn bereits. Sie hatte das Geräusch nackter Füße auf den knarrenden Stufen gehört.

      »Keine Spur, Papsi. Wie es Mutter wohl geht?«

      »Wahrscheinlich besser als uns. Schließlich hatte sie mehr Zeit als wir, sich an den Gedanken zu gewöhnen.« Leiser Groll schwang in seiner Stimme. »Was trinkst du denn da?«

      »Heiße Milch mit Honig. Ein altes Hausrezept gegen Schlaflosigkeit.«

      »Und du meinst, das hilft?« Julius blickte skeptisch drein.

      »Dir würde ich eher ein Glas Rotwein empfehlen«, schlug Romy vor und deutete auf eine halb geleerte Flasche, die in einer dunklen Nische stand.

      »Diese Idee gefällt mir deutlich besser. Ist bestimmt gesünder als eine Schlaftablette.«

      Eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber, jeder nippte an seinem Getränk. Der Alkohol entspannte Julius zusehends, zufrieden beobachtete Romy, wie sich die Falte auf seiner Stirn glättete.

      »Tja, jetzt sind wir beiden Hübschen also allein.« Mit einem nachdenklichen Blick ließ Julius den rubinroten Wein in seinem Glas kreisen. »Wer hätte das gedacht. Was machen wir denn jetzt?«

      »Du glaubst also nicht, daß Mutter wieder zurückkommt?« fragte Romy, obschon sie die Antwort erahnte.

      »Wenn ein Mensch eine Tat so gründlich plant, dann gehe ich davon aus, daß er weiß, was er tut.« Er seufzte.

      »Nein, ich denke nicht, daß sie zurückkommen wird. Zumindest nicht in naher Zukunft.«

      »Willst du sie suchen?«

      »Ich bin mir nicht sicher. Wenn, dann nur, um zu sehen, wie es ihr geht, was sie mit ihrem Leben vorhat. Schließlich sind wir seit über zwanzig Jahren verheiratet.«

      Romy bemerkte die leise Wehmut in seinen Augen. Wie beinahe jeder Teenager fürchtete sie sich vor der Verzweiflung Erwachsener. Deshalb verlegte sie sich auf die praktischen Fragen.»Was stellen wir mit dem großen Haus an?«

      »Hm, wir könnten eine Haushälterin suchen. Schließlich sollst du deine Schule nicht vernachlässigen. Dein Abitur steht an, und du brauchst ordentliche Noten, wenn du dich zu einem Jurastudium entschließt.« Julius bedachte Romy mit einem stolzen Blick. Schon immer hatte er nur das Beste für sie ausgesucht. Das engagierteste Kindermädchen, den angesehensten Kindergarten, die Privatschule mit dem besten Ruf. Mit keinem Gedanken dachte er daran, Romina könnte anderes im Sinn haben, als ihm nachzustreben.

      Romy biß sich auf die Lippen.

      »Muß es ausgerechnet Jura sein?« Das war die Gelegenheit, ihrem Adoptivvater von ihren Plänen zu erzählen. Doch sie wußte, was er von ihr erwartete und widerstand der Versuchung. »Ich könnte auch Modedesign studieren oder Fotografie«, wagte sie einen vorsichtigen Vorstoß.

      »Ach Unsinn, brotlose Kunst ist das! Eigentlich hatte ich dir mehr Realitätssinn zugetraut.«

      »Schon gut, ich meine ja bloß«, lenkte Romina schnell ein, um eine Diskussion zu vermeiden. »Jetzt mach’ ich erst mal das Abi, dann sehen wir weiter.«

      »Einverstanden.« Julius seufzte. »Was soll also mit dem Haus geschehen?« kehrte er zu seinem ursprünglichen Anliegen zurück.

      »Eine Haushälterin finde ich Quatsch. Die kostet Geld, und wenn ich nicht irre, hat Erika eine ganze Menge von deiner Kohle mitgehen lassen.«

      »Red nicht so über deine Mutter.« Die steile Falte kehrte auf seine Stirn zurück. Der Gedanke an sein Vermögen machte ihn unruhiger, als er zeigen wollte. Gleich morgen mußte er zur Bank. »Was schlägst du also vor?«

      »Wenn du mich fragst, sollten wir das Haus teilen und eine Hälfte vermieten. Das ist allemal besser als verkaufen, und wir verdienen auch noch ein hübsches Sümmchen.«

      »Gar keine schlechte Idee«, stellte Julius überrascht fest. »Wann hast du dir das denn ausgedacht?«

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