Die fünf Sprachen der Liebe Gottes. Gary Chapman
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Fragen zum Weiterdenken
1.Wenn das Konzept der fünf Sprachen der Liebe neu für Sie ist, welche der fünf Möglichkeiten ist Ihrer Ansicht nach Ihre erste Liebessprache? Warum? (Falls Sie sich noch nicht sicher sind, werden Ihnen die nachfolgenden Kapitel mehr Hinweise geben.)
2.Wenn Sie mit dem Konzept der fünf Sprachen der Liebe vertraut sind: Erinnern Sie sich an eine Situation, in der es zu Problemen zwischen Ihnen und einer anderen Person gekommen ist, weil Sie die „falsche“ Liebessprache verwendet haben? Falls ja, denken Sie, dass es in der Beziehung zwischen Gott und Ihnen zum selben Problem kommen könnte?
3.Welche Fragen haben Sie, von denen Sie hoffen, dass sie in diesem Buch beantwortet werden?
2. Gott spricht die Sprache der Liebe Nr. 1: Anerkennung
Ich kam zu spät zur Kirche. Unauffällig schlich ich mich hinein und setzte mich leise in die letzte Reihe. Es wurde nicht mehr gesungen, die Predigt hatte bereits angefangen. Pastor Reuben redete sich mehr und mehr warm, und die multikulturellen Gemeindeglieder sparten nicht an ermutigenden Zurufen.
„Richtig, Bruder Reuben. Weiter so!“, hörte ich einen älteren Herrn rufen.
„Danke, Jesus“, sagte eine Dame zu meiner Rechten mit geschlossenen Augen.
Wir waren zwei Stunden in heftigem Schneetreiben zu dieser Gemeinde in Chicago gefahren. Der Mann, der mich vom Flughafen abgeholt hatte, hatte mir auf dem Weg von der Entwicklung der Gemeinde berichtet. Was ich erfuhr, setzte bei mir einen Denkprozess in Gang, der für die Entstehung dieses Buches von großer Bedeutung war.
„Als Pastor Reuben hierher kam“, sagte der Mann, „waren wir nur etwa dreißig Leute. Jetzt sind wir 2000. Die Gemeinde war tot, aber Pastor Reuben liebte uns. Er weiß, wie man Menschen motivieren kann, und Gott hat seinen Segen dazugegeben.“
Er erzählte mir von der Obdachlosenarbeit der Gemeinde – wie sie eine Lagerhalle in der Nähe in eine Unterkunft für Wohnungslose umgewandelt hatten. Dieser Zufluchtsort beherbergte nun jede Nacht mehr als 150 Menschen. Er erzählte mir von ihrer Suppenküche. „Ich bin dreimal wöchentlich dort und helfe bei der Essensausgabe. Das ist für mich das Highlight der Woche.“ Außerdem berichtete er mir von ihrem Hilfsprogramm für junge Drogenabhängige.
Eine Predigt über die Liebe
Daran musste ich denken, als ich hinten in der Kirche saß. Pastor Reubens Art, mit Worten umzugehen, faszinierte mich. Ich kann mich noch an drei Punkte seiner Predigt erinnern: 1. Gott kennt dich. 2. Gott liebt dich. 3. Gott will dich. Ich hörte aufmerksam zu, wie er seine Thesen mit Beispielen aus dem Alten und dem Neuen Testament veranschaulichte. Er redete über die jüdischen Propheten, als ob es seine Freunde wären. Er zitierte auswendig aus der Bibel. „Hört auf die Worte, die Gott zum alten Israel spricht“, sagte er. „,Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte‘2. Glauben Sie, dass Gott das Volk Israel lieber hatte als Sie? Hören Sie, was das Evangelium von Jesus im Angesicht des Todes sagt: ‚Jesus erkannte, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende‘3.
Gott hat seine Kinder immer geliebt. Gott wird seine Kinder immer lieben, und er möchte, dass Sie sein Kind werden“, sagte Reuben aus tiefster Leidenschaft.
Ich war müde und schläfrig. Das Gebäude war überheizt. Doch ich nickte kein einziges Mal ein, als ich diesem meisterhaften Redner zuhörte, der für die Liebe Gottes eintrat und seine Zuhörer zur Umkehr und zum Glauben an Christus rief. Als er die Sünder aufrief, sich zu bekehren, verließen mehrere Leute ihren Platz, gingen nach vorne und knieten sich vor den Altar. Viele von ihnen weinten. „Komm nach Hause, komm nach Hause“, bat Reuben. „Gott liebt auch dich und will, dass du sein Kind wirst.“
Nach der Predigt
Schließlich war der Gottesdienst zu Ende und Reuben bat mich nach vorn und stellte mich der Gemeinde vor. Ich sollte am nächsten Abend bei einem Eheseminar der Gemeinde die Vorträge halten. Nach dem Gottesdienst bat Reubens Frau Patsy mich und das Ehepaar, das die Eheseminare in der Gemeinde leitete, bei ihnen zu Hause eine Kleinigkeit zu essen.
Nachdem wir uns vorgestellt hatten und begannen, uns zu entspannen, sagte ich zu Patsy: „Beschreiben Sie Ihren Mann. Was für ein Ehepartner ist er?“ (Als Eheberater kann man sich solche Fragen erlauben.) „Oh, er ist auf jeden Fall romantisch“, sagte sie. „Er schreibt mir Gedichte, und manchmal singt er Lieder für mich. Er hält mir Reden darüber, wie wunderbar ich bin.“
„Dann muss Ihr Liebestank gut gefüllt sein“, sagte ich.
„Das ist das Problem. Ich habe Ihr Buch gelesen, und meine Liebessprache ist die praktische Hilfe. Ich wünschte mir, dass er das Geschirr spült“, erklärte sie lächelnd. „Sie wissen schon – dass er Staub saugt, den Müll rausbringt, mir im Haushalt hilft. Ich weiß, dass er mich liebt, doch manchmal fühle ich mich einfach nicht geliebt. Seine Worte kommen mir dann leer vor. Als ob er bloß versuchte, mich bei Laune zu halten. Ich weiß, dass er es ehrlich meint, aber ich brauche mehr als Worte.“
Ich spürte, dass dieses Gespräch etwas intensiver geworden war, als ich oder Reuben es gedacht hatten, und so sagte ich zu Patsy: „Sie klingen wie meine Frau. Ihre Sprache der Liebe ist auch die praktische Hilfe. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich den Zusammenhang zwischen Geschirrspülen und Liebe begriffen habe.“ Ich lachte und wechselte das Thema. Reuben lachte auch und im nächsten Moment redeten wir über die Footballmannschaft „Chicago Bears“.
Am folgenden Abend fuhr mich Reuben nach dem Eheseminar zu meinem Hotel und sagte: „Sie haben mich ins Nachdenken gebracht. Ich habe eine gute Frau. Wir sind nun schon siebzehn Jahre verheiratet, aber ich bin nicht sicher, ob ich ihre seelischen Bedürfnisse erfülle. Das Konzept von den Liebessprachen hat mir die Augen geöffnet. Ich habe fest vor, Ihr Buch zu lesen. Ich glaube, ich muss Hausaufgaben machen.“
Reubens Feinfühligkeit und Offenheit beeindruckten mich. Ich erzählte ihm mehr über meine eigene Ehe und wie lange es gedauert hatte, bis ich die Liebessprache meiner Frau entdeckt hatte. Ich erzählte ihm auch, wie sehr meine Ehe dadurch verändert worden war.
Ein gutes Jahr später traf ich Reuben wieder, diesmal bei einer Tagung für Gemeindeleiter in Chicago. Er kam auf mich zu, schloss mich fest in die Arme und sagte: „Ich möchte Ihnen nur sagen, wie sehr Sie meine Ehe und meinen Dienst verändert haben. Ich habe die fünf Sprachen der Liebe in meiner Seelsorge und Verkündigung immerzu eingesetzt, seit Sie bei uns waren. Und von Patsy soll ich Ihnen ausrichten, dass ich jetzt das Geschirr spüle!“ Darüber mussten wir beide lachen, und ich fragte ihn, ob wir nicht am Nachmittag etwas Zeit miteinander verbringen könnten. Ich wollte den Mann näher kennen lernen, der das Leben so vieler Menschen entscheidend prägte.
Wie jemand ein prägender Pastor wurde
An jenem Nachmittag bat ich Reuben unter anderem, mir zu erzählen, wie er zu Christus gefunden hatte. „Nun, das ist eine lange Geschichte“, sagte er. „Als ich ein kleiner Junge war, nahm mich meine Mutter mit zur Kirche. Der Pastor war ein älterer Mann, der oft über die Liebe Gottes predigte. Ich erinnere mich daran, wie er sagte: ,Auch wenn alle anderen dich verlassen, wird Gott dich lieb haben.‘ Er redete darüber, wie sehr Gott jeden einzelnen Menschen schätzt. Ich erinnere mich daran, dass er zu sagen pflegte: ,Jeder Mensch ist in Gottes Augen etwas Besonderes.‘