SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald Malfi страница 28
»Nein.« Nach einer Weile sagte sie nachdenklich: »Ich meine, ich hatte es vor. Er hat mir im Klub noch einen gegeben. Ich habe ihn genommen und dachte, draußen mache ich ihn fertig. Ganz ehrlich – ich hatte vor, ihn zu erpressen. Ich will echtes Geld für echten Service. Aber als wir draußen ankamen, hatten sie sein Auto abgeschleppt.«
Die Worte schlugen bei John und Kersh ein wie eine Peitsche bei neugeborenen Kälbern. John sah Heidi an, dann Kersh, dann wieder Heidi. »Was?!«
»Genau so war's. Was ist los?« Sie hatte keine Ahnung. »Zuerst dachte er, es wäre gestohlen worden, dann hat der Idiot bemerkt, dass er auf einem der Taxiplätze vor dem Klub gestanden hatte. Die Polizei hat das Ding abschleppen lassen.«
Kersh sah aus wie völlig neben der Spur. Er war ein Mensch, der sich sonst keine extravaganten Emotionen leistete, aber sogar im Halbdunkel seines Wagens war deutlich, dass sich sein Gesicht von einem Moment auf den anderen verändert hatte, irgendwie heller geworden war.
Sie weiß nicht, was sie gerade gesagt hat, dachte John.
»Wo genau?«, fragte John. »Das Auto?«
»Äh …« Sie drehte sich um und spähte durch das Heckfenster des Autos zurück zum Klub. Das Fenster war beschlagen und sie wackelte seitwärts mit dem Kopf, als ob eine solche Bewegung die Sicht klarer werden ließe. In diesem Moment sah sie verloren und fehl am Platz aus. »Irgendwo …«, sagte sie. »Irgendwo dort drüben, an der Ecke vor dem Klub, auf der anderen Straßenseite.«
»Bist du sicher, dass das Auto abgeschleppt wurde?«, fragte Kersh. Er sah immer noch John an.
Heidi blickte auf ihren Schoß und rückte ihre Handtasche zurecht. »Ganz sicher. Er hat die Bezirksverwaltung angerufen, dann sogar den Abschlepphof. Er war stinksauer. Hat mir gesagt, es wäre abgeschleppt worden, hat die ganze Zeit geflucht, sich ein Taxi genommen und ist abgehauen. Und das war es – das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Vor drei Tagen.« Der Blick in die Gesichter ihrer Kidnapper verriet der Stripperin, dass sie nicht länger wichtig war. Erleichterung machte sich auf ihrem Gesicht breit und sie fing wieder damit an, ihre übertriebenen Fingernägel langsam über die bronzefarbene Haut oberhalb ihrer Brüste zu ziehen. »Vor drei Tagen«, wiederholte sie.
»Okay, okay«, sagte Kersh schließlich, wandte seinen Blick von John ab und grub in seiner Jacke nach etwas. »Wenn dieser Kerl wieder auftaucht, ruf uns an und halte ihn auf. Du sorgst dafür, dass er hier im Klub bleibt. Wenn du ihn nicht in einer Woche wiedergesehen hast, kommen wir zurück und holen dich. Alles klar?« Aber in seiner Stimme lag nichts Drohendes und Heidi kaufte es ihm auch nicht länger ab.
Trotzdem nickte sie und nahm die Visitenkarte, die Kersh ihr hinhielt. »Ich rufe an. Ich schwöre, dass ich anrufe. Ich werde einen unserer Jungs von der Security den Typen festhalten lassen, wenn es sein muss. Ihr werdet schon sehen.«
»Sehr gut«, sagte Kersh. Er lehnte sich über Heidis Schoß und öffnete ihr die Tür. »Dann mal los.«
»Ich rufe euch an«, wiederholte sie, als sie aus dem Wagen stieg. Sie stolperte einmal über ein Schlagloch, richtete sich wieder auf und ging mitten auf der leeren Straße zurück zum Klub.
»Kaum zu glauben, oder?«, flüsterte Kersh vom Rücksitz.
»Ja, ich …« John sagte nichts mehr, drehte sich um und öffnete die Fahrertür.
»Was ist los?«, rief Kersh und stieg ebenfalls aus. Wie Heidi stolperte er über den bröckelnden Asphalt. »John?«
John holte Heidi kurz vor der Eingangstür des Klubs ein. »Warte mal.« Sie drehte sich mit einem skeptischen Gesichtsausdruck um. Ihre Handtasche hielt sie wie ein Schild vor ihre Brust. Hinter ihr behielt sie der große Türsteher über verschränkte Arme hinweg im Blick. »Was hast du mit dem Hundert-Dollar-Schein gemacht?«
»Mit welchem?«
»Der letzte, den er dir vor drei Tagen gegeben hat.«
Ihre Augen verengten sich und sie brachte ein Lächeln hervor, das beinahe sympathisch war. Es trug nichts dazu bei, ihre Erscheinung freundlicher zu machen. Aus dem Nichts kam John der Gedanke, warum an einem Ort wie der Black Box so viele Spiegel hingen.
Heidi griff in ihre Handtasche und kramte darin herum. Sie ging näher an die Lichter über der Tür heran, um in ihrer Tasche etwas sehen zu können. Sie holte ein Bündel Geldscheine hervor, zog einen Hunderter heraus und hielt ihn vor sich hin. »Hier«, sagte sie.
John fasste ihn an nur einer Ecke mit zwei Fingern an. Er hatte die Scheine lange genug gesehen, um die Merkmale auf der Stelle zu erkennen.
»Unglaublich.« Sie stieß ein Lachen hervor, aber ihre Augen blieben reglos. »So ein Schwachsinn.« Dann drehte sie sich um und lief langsam zurück in den Klub.
Der Türsteher nickte in Johns Richtung. »War mir gleich klar, dass ihr zwei Bullen seid«, meinte er beiläufig.
»Ach so? Wie wäre es dann, wenn du uns unsere dreißig Dollar zurückgibst? Nachdem wir hier so hart arbeiten …«
Der Türsteher starrte nur wortlos auf ihn herab, die tätowierten Arme regungslos über der breiten Brust verschränkt. Dann, völlig überraschend, lachte er. Zwischen seinen beiden Vorderzähnen wurde eine große Lücke sichtbar. Noch überraschender war, dass der Türsteher ein dickes Bündel Scheine aus seiner Gesäßtasche zog, dreißig Dollar abzählte und sie John hinhielt.
»Kommt an einem Abend wieder, an dem ihr nicht im Dienst seid«, sagte der Türsteher, »du und dein Partner. Dann geht der Eintritt auf mich.«
Als John wieder zurück beim Auto war, saß Kersh hinter dem Steuer. Er hatte den Motor laufen lassen. Kershs Kopf war nach vorn gebeugt und befand sich sehr nah am Lenkrad. John kletterte auf den Beifahrersitz, schlug die Tür zu und warf die dreißig Dollar in Kershs Schoß. Der ältere Agent zog eine Augenbraue hoch, als er das Geld einsteckte.
»Ist das zu glauben?«, fragte John und grinste. »Scheiße!« Er schlug mit einer Hand auf das Armaturenbrett. »Wenn das kein Durchbruch ist, oder? Soll ich fahren?«
»Willst du jetzt weitermachen? Heute Nacht?«, fragte Kersh.
»Was, machst du Witze? Auf geht's!«
Kersh legte den Gang ein und trieb den Wagen durch die schmale Straße voran. Ab und an säumten Straßenlaternen ihren Weg und Linien aus horizontalem Licht rollten über die Motorhaube, die Windschutzscheibe, das Dach.
»Auf geht's«, sagte Kersh.
KAPITEL 11
Die meisten der Männer, die auf dem Abschlepphof der Polizei am Pier 76 arbeiteten, waren alte Kerle kurz vor dem Ruhestand. Sie trugen die üblichen Standard-Uniformen und ihre Pistolen, und in der Regel verhielten sie sich ungenießbar gegenüber allem und jedem, was nicht aus dem Dunstkreis der Ordnungshüter stammte.
Es war spät in der Nacht, als Kersh seine Limousine entlang des Hudson River Greenway zum Pier 76 steuerte. Während sie das Ufer entlangfuhren, betrachtete John die auf dem Hudson River glitzernden Lichter von Weehawken. Selbst aus dieser Entfernung konnte er die roten und grünen Lichter der Mautstellen des Lincoln Tunnel