SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi
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»Ich habe ihn zuletzt kaum gesehen«, log sie und zwang sich, entspannt zu wirken, während sie an ihrem Bier nippte. Es schmeckte plötzlich sehr bitter.
Mickey kicherte und fuhr mit dem Finger den Rand seines Glases entlang.
»Frankie, Frankie, Frankie«, sinnierte er.
»Wir drei haben wirklich Schwein gehabt, dass wir es da rausgeschafft haben, ohne erwischt zu werden«, warf sie vorsichtig den Köder aus.
»Ist dieser Polizist gestorben?«
»Was meinst du?«
»Dieser eine Polizist, der getroffen wurde. Hast du was gehört, ist er gestorben?«
»Nein … ich weiß nichts davon. Ich hab das gar nicht mitbekommen.«
»Verdammt noch mal.« Er lachte wieder, aber im Klang seiner Stimme lag keine Emotion.
Wenn ich das hier mache, dachte sie bei sich, mache ich es jetzt.
»Versuchst du immer noch, das Geld loszuwerden?«
Mickey drehte ihr den Kopf zu und sah sie mit einem Auge forschend an. Er war jetzt so nah, dass sie fast ihr Spiegelbild in seiner Pupille erkennen konnte. »Wie bitte?« Er sprach langsam und kaum hörbar, wie ein Sünder, der gerade mit seiner Beichte begann. »Wovon redest du?«
»Ich bin diejenige, die diesen Typen zu Frankie gebracht hat, damit er das Zeug kauft.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Mickey, Frankie hat mir gesagt, woher er das Geld hat. Ich bin seine Freundin.«
Mickey sah nach unten auf sein Bier. »Frankie hat gesagt, der Kerl hat Schiss bekommen, ist abgehauen und hat keinen Bock mehr auf Geschäfte mit ihm …«
»So ist es«, sagte sie, »deshalb bin ich hergekommen, um dich zu treffen. Nach der Scheiße im Klub will er mit Frank nichts mehr zu tun haben, er denkt, er bringt nur Unglück. Was auch immer. Er hat keinen Schiss, aber dumm ist er auch nicht. Komm schon – Frank hat mit allem möglichen Mist von diesem Klub aus gehandelt, von Anfang an. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie den Laden auseinandernehmen.«
»Also, was ist mit diesem Kerl?«
»Er will immer noch kaufen.«
»Wie viel?«
»Das Geschäft bleibt das Gleiche. Hunderttausend, wie bei Frank. Er ist ganz gierig darauf, hat schon Käufer dafür.«
»Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn zu meinem Freund gebracht.«
Mickeys Lippen wurden zu einem Strich, hinter seinen blauen Augen flackerte Misstrauen auf. Eine lange Haarsträhne fiel in sein Gesicht und teilte es in zwei Hälften. Auf einmal schienen hunderte kleiner Falten unter Mickeys Augen aufgetaucht zu sein.
»Weiß dieser Typ, wer ich bin?« Er flüsterte fast.
»Ich habe deinen Namen nicht genannt«, sagte sie. »Er hat nur gesagt, dass er nichts mehr mit Frank zu tun haben will, dass er am liebsten direkt an Franks Quelle will, um die Sache zu regeln.« Sie zwang sich ein möglichst überzeugendes Lächeln ab, das jedoch nicht dazu beitrug, Mickeys finsteren Gesichtsausdruck aufzuhellen. »Jetzt weißt du Bescheid. Ich sage dir nur, was er mir gesagt hat. Okay?« Sie zuckte innerlich zusammen – das »okay« hatte zu unsicher geklungen, zu sehr nach Entschuldigung.
»Ich treffe mich mit niemandem«, sagte Mickey, wandte sich ab und trank sein Bier. Sein jungenhaftes Profil erinnerte Tressa an Bilder von Engeln, die sie als Kind in Büchern gesehen hatte.
»Wie du willst.« Für eine gefühlte Ewigkeit beobachtete sie den Barkeeper, der gerade unter dem Tresen ein neues Fass anschloss.
»Wie heißt er?«
»John.«
Mickey O'Shay kicherte. »Johnny-John-John.« Er sprach es aus wie ein neues Wortspiel. »Wo kommt dieser Kerl her?«
»Ich bin mit ihm zur Highschool gegangen.«
»Ist er irisch?«
»Italienisch. Dreh ihm keinen Strick draus.«
»Und dieser Typ taucht jetzt einfach so plötzlich auf?«
»Nein, von Zeit zu Zeit treffen wir uns.«
»Hat er diesen Polizisten umgelegt?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie ehrlich. »Es war eine ganz schöne Schießerei.«
»Frankie-Baby war es sicher nicht«, sagte Mickey leichthin. »Dieser Johnny ist mit euch weggelaufen?«
»Weggelaufen?«
»Durch die Tunnel.«
»Oh, ja. Hat einen kühlen Kopf bewahrt. Und mir seine Nummer gegeben. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn anrufe, wenn ich mit dir gesprochen habe. Jetzt habe ich mit dir gesprochen. Was soll ich ihm sagen?«
»Ich bin kein Freund davon, mit Unbekannten Geschäfte zu machen.«
»Es liegt allein bei dir.«
»Verdammter Mist«, sagte Mickey und trank sein Bier aus. Er hielt sich das leere Glas vor die Augen und untersuchte den Boden. Seine Lippen waren feucht und reflektierten die Neonlichter über der Bar. Nach einiger Überlegung wandte er sich wieder Tressa zu. »Okay«, sagte er, »ich treffe mich mit ihm. Wir machen das so.« Sie sah zu, wie er mit einer Hand über die Oberseite der Theke strich und schließlich mit dem Finger in die Mitte eines Haufens Servietten stach. Er schien sich dessen nicht bewusst zu sein, als ob seine Hand – oder sein ganzer Arm – die Kontrolle über sich selbst hatten.
»Okay«, sagte sie.
»Was hast du dir denn als deinen Anteil vorgestellt?«
»Schätze dasselbe, was du Frankie geben würdest.«
»Fünf Prozent. Und mach dir keine Sorgen – ich werde deinem Alten nichts davon erzählen.«
Mickey stand auf, streckte sich und zog einige zerknüllte Zehner aus seinen Kakis. Er warf zwei Scheine auf die Theke.
»Wann?«, fragte sie.
»Wann …«, wiederholte er und seine Augen schienen sich in Alkohol und komplexen Gedanken zu verlieren. Für eine Sekunde dachte Tressa, er würde einfach vornüberstürzen und sein Gesicht würde auf dem Tresen einschlagen. Aber dann klickte etwas in ihm und er sah plötzlich sehr nüchtern, sehr bewusst und wachsam aus. »Bete, dass dieser Kerl uns keine Probleme bringt«, sagte er.
Ja, dachte sie, das hoffe ich auch.
KAPITEL 10
Die