SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

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SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi

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Luft, die Menschen. Sie wussten von Morden, bevor die Leichen überhaupt entdeckt waren; sie lebten inmitten des Mülls der Menschheit, was sie zu wahren Experten darin machte, ihresgleichen zu erkennen; und sie fanden große Bestätigung darin, solche Informationen an alle weiterzugeben, die sich dafür interessierten und dafür zahlten. Sloopy war wie jeder andere Informant – es war wichtig, ihm zuzuhören, egal was er zu sagen hatte, ob Lüge oder nicht. Kershs Aufgabe bestand darin, den Mist zu filtern und die sinnvollen Informationen zusammenzustellen, egal wie viel Bullshit dabei war.

      Kersh pochte mit einem Finger auf die Tischplatte, um Sloopys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Die Karte mit der Telefonnummer, die ich dir gegeben habe, die hast du noch?«

      »Aber sicher.« Sloopys Augen blieben auf Kersh gerichtet. »Mr. Bill? Ist alles okay?«

      Kersh beobachtete, wie die junge Stripperin zum Rand der Bühne tanzte, sich arschvergrößernd hinhockte und dabei ihre Mähne zurückwarf. Dem Gentleman mittleren Alters, der am Fuße der Bühne saß, schenkte sie ein libidinöses Lächeln. Sie schien in Zeitlupe aufzustehen, und gerade als der Horizont ihres String-Tangas das Messinggeländer erreichte, streckte der mittelalte Mann die Hand aus, eine zusammengefaltete Dollarnote längs zwischen Zeige- und Mittelfinger, und schob den Geldschein zusammen mit seinen dicken Fingern unter den elastischen Bund ihrer Unterwäsche.

      »Mr. Bill …«

      Kersh stand abrupt auf. Ohne Sloopy eines Blickes zu würdigen, warf er etwas Geld auf den Tisch und entließ seinen Informanten mit einer Handbewegung.

      »Mr. Bill …«

      »Wir sprechen uns später«, sagte Kersh. »Ich muss los.«

      Noch während er sprach, ging er zur Tür.

      KAPITEL 7

      »Was machst du?« Katie stellte sich hinter John und massierte ihm die Schultern. Die Deckenlampe warf Katies Schatten auf den Küchentisch.

      »Ich mache noch etwas Papierkram«, antwortete er. »Ist es schon spät?« Er saß gebeugt über dem Küchentisch wie ein Mönch beim Gebet. Vor einer Stunde hatte sein Rücken zu schmerzen begonnen, aber inzwischen war der Schmerz so dumpf geworden – oder er hatte sich so daran gewöhnt – dass er kaum noch etwas spürte.

      »Ziemlich spät. Weißt du, was ich denke?«

      »Hm?«, gab er unverbindlich zurück.

      »Ich denke, wir sollten einige dieser schicken italienischen Armaturen für das Bad organisieren. Die echten, glänzenden.«

      »Was genau meinst du?«

      »Ich vergesse immer den Namen der Marke, die mir so gefällt …«

      »Ich mag es so, wie es ist.«

      »Tust du nicht«, sagte sie und presste ihren Mund leicht auf sein Ohr. »Du weißt nicht einmal, was jetzt im Bad eingebaut ist. Na, wie sieht unser Bad aus?«

      Er zuckte mit den Schultern und grinste. Vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen die Verbindungsdaten von Francis Deveneaus Mobiltelefon aus den letzten drei Monaten. Unzählige Male hatte er die Nummern studiert, bestimmte Zahlenfolgen eingekreist und wieder durchgestrichen, aber es war ihm nicht gelungen, einen Faden aufzugreifen, eine neue Spur zu finden.

      »Sie sind hässlich und verkalkt«, sagte Katie.

      »Was meinst du?« Er hörte sie kaum.

      »Die Armaturen im Bad.«

      »Sie sind nicht verkalkt.« Waren sie es? Er hatte keine Ahnung.

      »Und ein Fenster in der Decke wäre schön«, fuhr Katie in sein Ohr flüsternd fort. »Ein großes, gleich über der Toilette.«

      »Wir sind im zweiten Stock. Du würdest das Bad in der Wohnung über uns sehen.«

      »Ich weiß. Wäre das nicht lustig?« Sie küsste seine Wange und beobachtete sein Gesicht. Er spürte, wie sie ihren Blick eine gefühlte Ewigkeit auf ihn gerichtet hielt, als versuchte sie, etwas Neues über ihn zu erfahren, indem sie ihm ihre Blicke unter die Haut zwang. Visuelle Osmose. Er erinnerte sich an das Mädchen vom Land, das sie einst gewesen war. Es fühlte sich an wie vor lange vergangener Zeit: Sie war das Country Girl, das von einem Bauernhof stammte, er der City Boy aus der großen Stadt, der hoffnungslos in sie verliebt war. Er erinnerte sich daran, wie er sie zum ersten Mal geküsst und sich dabei ständig gefragt hatte, was sie von ihm hielt, sogar als ihre Lippen sich berührten. Ob sie ihn mochte? Ob sie ihn liebte? Es war so lange her, dass die Erinnerung aus einem anderen Leben zu kommen schien.

      Schließlich stand sie entmutigt auf. Die Rundung ihres Bauches war nun fast auf seiner Augenhöhe. »Ich gehe ins Bett«, sagte sie und betrachtete ihre Fingernägel. »Ich muss morgen an die Uni.«

      »Ich bin auch gleich da.«

      Sie flüsterte etwas zurück, aber er konnte nicht verstehen, was es war.

      Nach einiger Zeit schob er sich vom Küchentisch weg und betrachtete die Wände um ihn herum. Langsam wurde die Wohnung zu einem Zuhause. Nur selten fand er die Zeit, Dinge außerhalb seines Jobs zu betrachten, aber wenn er es tat – so wie jetzt – dann schienen alle Gedanken auf einmal auf ihn einzustürzen, ihn zu bombardieren, bis sein Verstand erschöpft war durch die schiere Masse und Brutalität des Angriffs. Er dachte an seine Frau und was es bedeutete, Vater zu sein. Dann hatte er seinen eigenen Vater vor Augen, und er dachte an den Krebs, der ihn langsam lebendig auffraß.

      Am anderen Ende des Flurs war ein kleines Zimmer mit einem hässlichen Teppich, das vollgestopft war mit Kisten und anderen Gegenständen, die nach dem Umzug nicht zum Einsatz gekommen waren. Ein Sofa stand gegen die Wand gelehnt. Auf dem Boden daneben war ein Geschenk von Katies Eltern abgestellt; ein alter Fernseher mit staubigem Bildschirm, zu dem auch ein Videorekorder gehörte. Er stellte einige Kisten um und freute sich, wie gut es sich anfühlte, aus ihrer alten Wohnung ausgezogen zu sein.

      Die meisten Kisten untersuchte er, ohne sie zu öffnen, indem er sie nur leicht kippte. Auf den Seiten war vermerkt, was sich darin befand. Die meisten Kisten waren voll mit Katies Sachen – irgendwelches Zeug, das sie im Laufe der Zeit angesammelt hatte, und noch mehr Zeug, das ihre Eltern angesammelt und in einer eher traurigen Tradition an sie weitergegeben hatten.

      Als er das Schlafzimmer betrat, hörte er Katies Atem, der weich und leicht war. Er schlüpfte aus seiner Kleidung und legte sich leise neben sie ins Bett. Sie murmelte etwas unter ihrem Atem, drehte sich um, und auf einmal atmete sie tiefer.

      »Schläfst du?«, flüsterte er. Sie schlief.

      Als er endlich einschlief, kamen die Träume: ein Flickenteppich irrationaler Geräusche und Bilder, darunter falsch klingende Ouvertüren und schlecht gespielte Einakter mit laienhaften Schauspielern und unlogischer Symbolik. Irgendwo in all der Verwirrung träumte er von seinem Vater.

      Als das Telefon in der Nacht klingelte, erwachte er schweißnass. Sein Herz hämmerte in der Brust. Er saß in der Dunkelheit mit unfokussiertem Blick und nahm sein Mobiltelefon vom Nachttisch. Neben ihm bewegte sich Katie, wachte aber nicht auf.

      »Ja, hallo?«

      »Ist dort John?«, frage eine Frauenstimme.

      »Wer

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