SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald Malfi страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi

Скачать книгу

zu widmen. Nach Lowensteins Verhaftung nahm sich der Secret Service seine Druckerei vor, nur um keinerlei Spuren zu finden – sehr zur Empörung des Dienstes. Trotz des Mangels an Beweisen war klar, dass Lowenstein das Geld gedruckt hatte. Es blieben viele Fragen offen: Gab es noch mehr Falschgeld? Wo waren die Druckplatten? Hatte er irgendwelche Partner oder Stammkunden? Wie viel hatte er verkauft? Aber genau wie sein störrisches und unfreundliches Auftreten vermuten ließ, weigerte sich Charlie Lowenstein, mit dem Dienst zusammenzuarbeiten. Schließlich wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

      Jetzt, zwei Jahre später und trotz der Tatsache, dass Charlie Lowenstein noch hinter Gittern saß, war Lowensteins Geld wieder aufgetaucht. Daran gab es keinen Zweifel – alle Scheine trugen eine der zehn alternativen Seriennummern, die auf dem gefälschten Geld in Lowensteins Fahrzeug gefunden worden waren.

      Sobald das erste Falschgeld aufgetaucht war, hatte Kersh Charlie Lowenstein einen Besuch in seiner Zelle in Connecticut abgestattet. Lowenstein hatte sich wie vermutet geweigert zu kooperieren und Kersh aus dem Interviewraum nur mit toten Augen angestarrt. Vor der Rückfahrt war Kersh die Besuchsprotokolle des Gefängnisses durchgegangen, um zu sehen, wer sich vielleicht für eine Stippvisite bei Charlie Lowenstein hatte erwärmen können. Doch abgesehen von seiner Frau Ruby war das bei niemandem der Fall gewesen. In einem letzten verzweifelten Versuch, doch noch eine Spur zu finden, hatte sich Kersh die Telefonlisten der Privatnummer von Lowenstein geben lassen, in der Hoffnung, dass Ruby Lowenstein Informationen zwischen ihrem Mann und möglicherweise bereits aktenkundigen Kriminellen übermittelte. Doch auf keiner der Listen war ein bekannter Name dabei. Lowenstein war eine Sackgasse.

      Kersh stand auf und streckte sich. Er dachte an Schlaf, an sein Einzelbett in der Abgeschiedenheit seiner Wohnung, eingehüllt in Dunkelheit, den Vorhang des winzigen Fensters gegenüber des Bettes zugezogen, um das zu grelle Licht zu vieler Straßenlaternen auszublenden. Der Bodenbelag knisterte elektrostatisch, als er den Gang entlang schlurfte. In einem anderen Teil des Gebäudes konnte er jemanden staubsaugen hören.

      Heute war ein Hundertdollarschein mit handschriftlichen Notizen hereingekommen, die auf den Rand gekritzelt waren. Aber die Buchstaben waren zu klein und standen zu dicht gedrängt, um etwas erkennen zu können. Es war ein absoluter Schuss ins Blaue – wer wäre so unvorsichtig, Nachrichten auf diese Weise zu übermitteln? Trotzdem brachte Kersh den Schein in die forensische Abteilung. Die Forensiker ließen die Handschriftenprobe durch FISH laufen, das Forensische Informationssystem für Handschriften, um zu sehen, ob sich eine Übereinstimmung finden ließ. Aber es war ein vergeblicher Versuch.

      »Das ist nur sinnloses Gekritzel. Hast du etwa erwartet, den Jackpot zu knacken?«, fragte einer der Kollegen Kersh lässig.

      Kersh schüttelte nur den Kopf und kratzte sich an seinem unrasierten Hals. Er griff nach Strohhalmen und fühlte sich plötzlich sehr einsam, wie ein kleines Kind, zurückgelassen in der Mitte eines wüsten Ödlands. »Habt ihr Jungs vielleicht frischen Kaffee hier unten?«, war seine Antwort.

      Jetzt, als er die Geldscheine auf seinem Schreibtisch betrachtete, wunderte er sich immer mehr, wie Francis Deveneau zu dem Falschgeld gekommen war. Sein Verstand spielte verschiedene Szenarien durch, die alle zu esoterisch und zu stümperhaft waren, um laut ausgesprochen zu werden.

      Er blätterte die in der vergangenen Woche mit dem Falschgeld eingereichten Formulare der Banken durch: ein gefälschter Hunderter aus einer teuren Boutique in Downtown; zwei weitere aus einem Kaufhaus; noch ein Hunderter aus einem gehobenen Restaurant. Grüne und schwarze Farbe, gedruckt auf krauses Papier – einige der Länge nach gefaltet, andere beschädigt und mit Eselsohren, manche fettverschmiert oder an den Ecken ausgefranst. So viele Geldscheine, so viele Menschen, die sie in der Hand hatten. Es mussten hunderte Fingerabdrücke sein. Papierfetzen. Das war alles, was hier zu sehen war. Alles nur Papier. Papier, das den Lauf der Welt bestimmte.

      Was war die Lösung dieser Gleichung? Er vermochte sie nicht zu erkennen.

      Als hätte ihn eine unsichtbare Macht erschreckt, sah Bill Kersh plötzlich auf seine Uhr, nahm seinen Mantel und schlurfte aus dem Büro.

      ***

      Sloopy Black verkörperte die Paradise Lounge wie kein Zweiter. Wie der Klub selbst war Sloopy schmal gebaut und unscheinbar, der Teint seiner Haut hatte die Anmutung von durch Zigarettenrauch verfärbter Tapeten. Seine Augen standen so nahe beieinander, dass sie beinahe eine Augenhöhle teilten, und seine Zähne – oder das, was von ihnen übrig war – waren in so viel Gold gekleidet, dass sein Lächeln die Neonlichter aus der Paradise Lounge aufblitzen ließ wie Sterne in einer entfernten Galaxie. Wie ein Nebel unsichtbarer Insekten umgab ihn ein Geruch aus drei Teilen Alkohol und einem Teil, der beängstigend an Fäulnis erinnerte. Wenn er redete, huschte dauernd Sloopys Zunge mit so fieberhafter Schnelligkeit zwischen seine dicken Lippen, dass es Kersh nicht überrascht hätte, wenn dem Mann die Zunge bei Gelegenheit einfach aus dem Mund fallen würde.

      Kersh kam zu spät zu seinem Treffen mit Sloopy. Als er die Paradise Lounge betrat und Sloopy nicht zu sehen war, vermutete er zunächst, dass die schmierige Kreatur sich entweder schon davongestohlen hatte oder gar nicht erst aufgetaucht war. Dann erkannte er Sloopys absurde Erscheinung am anderen Ende des Klubs und ging zu ihm. Natürlich hatte Sloopy das Treffen nicht platzen lassen. Genaugenommen hatte noch niemand von Bill Kershs Informanten jemals ein Treffen platzen lassen. Durch die Treffen fühlten sie sich wichtig. Außerdem bezahlte Kersh die Drinks.

      »Hallo, Sloopy. Tut mir leid, bin spät dran.«

      »Schon gut, Mr. Bill. Heute ist es sowieso viel zu kalt, um draußen zu sein.« Die unglaubliche umherflitzende Zunge verschwendete keine Zeit und hatte sofort ihren ersten Auftritt an diesem Abend.

      »Willst du was trinken?«

      »Ein Bier wäre schön.« Sloopy blickte über Kershs Schulter zur Hauptbühne der Lounge. Ein halbnacktes Mädchen drehte sich zwischen sich zwei Messingstangen. Der Klub war klein und bedrückend heiß, Schweißperlen bedeckten ihren Körper und reflektierten die Bühnenlichter.

      Kersh bestellte zwei Bier und sagte nichts, bis sie serviert wurden und Sloopy zu trinken begann.

      »Erinnerst du dich an das Falschgeld, von dem ich dir letzte Woche erzählt habe?«

      »Na klar.«

      »Hast du seitdem irgendwas gehört, irgendwas gesehen?«

      Sloopy tat so, als konzentriere er sich, wobei sich die Konturen seines Gesichts verzerrten, bis sie der verdrehten Spitze eines zugebundenen Müllsacks glichen.

      »Nein, nein, überhaupt nicht.«

      »Die Jungs, mit denen du unterwegs bist, Sloopy – denkst du, sie wissen vielleicht etwas?«

      »Nein, Sir. Ich habe für Sie rumgefragt. Keiner von denen macht was mit Falschgeld. Wir versuchen alle, sauber zu bleiben, das wissen Sie doch?«

      »Wie ist dein Bier?«

      »Ein bisschen warm. Sonst ist es gut. Ich trinke es auf jeden Fall.«

      Sloopy Black schlich für gewöhnlich mit einer Horde ähnlich Degenerierter durch die Stadt, aß, wo er Essen fand, und stahl, wo er stehlen konnte, um über die Runden zu kommen. Die schlimmsten Verbrechen, die Sloopy Black und seine Jungs begingen, waren diejenigen an sich selbst. Am Morgen nach einer guten Nacht war die graue Haut von Sloopys Unterarmen mit blauen, bis ins Purpur leuchtenden Flecken überzogen, die mit Nadelstichen übersät waren. An diesen Tagen fiel Kersh immer auf, dass die Resonanz in Sloopys Augen verblasste … wie ein Feuer, dem langsam der Sauerstoff ausging. Trotz allem waren

Скачать книгу