SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

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SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi

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ich bin dran.« Es dauerte einen Moment, bis der Schlaf Platz gemacht hatte und die Realität übernahm. »Tressa, was ist los? Stimmt etwas nicht?«

      »Ich …« Sie atmete schwer. »John, können wir … können wir uns treffen?«

      Er kniff die Augen zusammen und entzifferte mühsam die glühenden smaragdfarbenen Ziffern auf seinem Wecker: 1:15 Uhr. »Ja, okay. Ich hole dich in deiner Wohnung ab in …«

      »Nein.« Ihre Stimme klang peinlich berührt und weit weg. »Nicht hier. Ich denke … ich kann …« Sie hielt inne und holte tief Luft. »Ich weiß, wo wir uns treffen. McGinty's, drüben auf der Ninth Avenue. Ein kleiner Pub, hat ziemlich lange auf. Ich gehe jetzt dort hin. Kommst du?«

      »McGinty's«, überlegte er laut. »Ja, ich komme.«

      Nachdem er aufgelegt hatte, stellte er fest, dass er zusammengesunken am Rand des Bettes hockte und in die Dunkelheit des Schlafzimmers starrte. Die Finger seiner rechten Hand zeichneten die Narbe auf seiner Stirn nach.

      ***

      McGinty's auf der Ninth Avenue war dunkel, trostlos und wenig besucht. Mit seinen verräucherten Backsteinmauern und den schmalen, vergitterten Fenstern hatte der Pub etwas von einem Verlies. An der Wand auf der rechten Seite neben dem Eingang war eine Bar aus Mahagoni eingebaut, hinter der ein streng aussehender, schnurrbärtiger Barkeeper Gläser mit einem Tuch reinigte. Auf der anderen Seite des Eingangs standen ein mit Kunstleder bezogener Sessel und ein paar hölzerne Klappstühle unter einigen gerahmten Drucken lokaler Künstler, die an der Wand hingen. Der Pub selbst war klein und bot lediglich einer Handvoll runder Holztische Platz. In dieser Nacht waren nur zwei der Tische besetzt. An einem Tisch saßen zwei Männer mit bronzefarbener Haut in Arbeitskleidung, die sich über dunkle Biere mit dickem Schaum beugten und leise auf Spanisch sprachen. Sie sahen nicht auf, als John den Pub betrat, und sie reagierten nicht, auch als er sehr dicht an ihnen vorbeiging.

      Am zweiten Tisch saß ein dünner, bleichgesichtiger Mann in einem dunklen Mantel und mit einer randlosen Brille. Er saß ohne Getränk da und kritzelte mit großer Intensität etwas in ein Notizbuch mit Spiralbindung, wobei seine spitze Nase nur anderthalb Zoll vom Papier entfernt war. Eine Ansammlung grimmig wirkender Schrammen überzog die Knöchel seiner wütend schreibenden Hand.

      Die Gewohnheit, eine solch detaillierte Bestandsaufnahme seiner Umgebung vorzunehmen, hatte er sich nicht erst durch seinen Job antrainiert. Die Dinge aufzunehmen und einzuordnen – Menschen, Orte, alle möglichen Umstände – war eine Fähigkeit, die er schon in seiner Jugend ausgebildet hatte. In der Gegend in Brooklyn, in der er aufgewachsen war, war es im Grunde nicht anders gewesen, als hätte man ein Heim für Waisenjungen unbeaufsichtigt gelassen. Die Gang, in der er dabei war, nahm die Unruhestifter des Viertels auf, die missbrauchten und vernachlässigten Jungs von der Straße, die stets eine Lucky Strike dabei hatten und tranken, wann immer sie etwas Trinkbares in einer Flasche finden konnten. Das Herrische und Dominante an seinem Vater hatte ihn dazu getrieben, eine Art Trost in solchen Gruppen und bei Jungs zu suchen, die alle nur aufwuchsen, um später an der Tankstelle zu arbeiten, in verschiedenen Gefängnissen zu landen oder jung zu sterben.

      Jemand bewegte sich in einer im Schatten versteckten Sitzecke am hinteren Ende des Raumes. Er erhaschte einen Blick auf ein Paar nervöser Augen und erkannte Tressa Walker. Sie lächelte ihn matt an, als er sich näherte und sich hinsetzte.

      »Ich dachte schon, du hättest deine Meinung geändert.«

      »Auf der Brücke war Verkehr.« Er deutete auf die Sammlung leerer Guinness-Flaschen, die in einem Halbkreis vor dem Mädchen standen. »Sieht aus, als legst du es auf einen ordentlichen Kater an.«

      Sie lächelte nervös mit ausdruckslosen Augen. Aus einer Tasche ihres Mantels holte sie eine Packung Camel hervor, schüttelte eine Zigarette heraus und steckte die Packung wieder ein. Sie steckte die Zigarette zwischen ihre Lippen und zündete sie mit der Kokosnuss-Duftkerze an, die auf dem Tisch stand. Ihr erster Zug war übertrieben, und als sie ausatmete, legte sie den Kopf weit zurück und zeigte dabei ihre blasse Kehle. Eine große Wolke aus blauem Rauch legte sich um ihren Kopf. Die folgenden zwei Züge waren das genaue Gegenteil – hastig und unsicher, als ob sie Angst hatte, etwas falsch gemacht zu haben und dabei erwischt zu werden, und als wollte sie die Situation schnell hinter sich bringen.

      »Was ist denn los, Tressa? Du siehst schrecklich aus. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«

      »Nein, nein.« Sie schüttelte den Kopf und schaffte es tatsächlich, ein überzeugendes Lachen hervorzubringen. »Nein, alles okay. Mir geht's gut. Ich wollte nur …« Bis jetzt hatte sie ihm noch nicht in die Augen geblickt. Sie sah ziemlich fertig aus. John erinnerte sich an die blauen Flecken auf ihrem Arm und fragte sich, ob Deveneau oder einer von Deveneaus Ganoven-Freunden sich wieder an ihr vergangen hatte.

      »Entspann dich erst einmal«, versuchte er sie zu beruhigen. Er drehte sich um und warf einen Blick in den Raum. Der Barkeeper war verschwunden, aber die anderen Gäste saßen noch an ihren Plätzen. Die Nase des immer noch angestrengt schreibenden Mannes befand sich jetzt unmittelbar vor seinem Notizbuch. »Atme einmal tief durch.«

      »Nein, es geht mir gut. Tut mir leid«, sagte sie.

      »Schon in Ordnung. Entspann dich einfach.« Er versuchte mitzubekommen, wohin der Barkeeper verschwunden war. Nach ein paar Augenblicken kehrte der Kerl zurück, sein Geschirrhandtuch lässig über die breite Schulter geworfen.

      »Okay.« Sie rauchte ihre Zigarette, ihr Gesicht wirkte ausgezehrt im Kerzenlicht. »Ich habe in den letzten Tagen über ein paar Dinge nachgedacht, weißt du? Einfach … ich weiß nicht … einfach um die Scheiße in meinem Kopf klarzukriegen. Du hast vermutlich keine Ahnung, aber mein Leben war nicht leicht. Okay, vielleicht weißt du das eine oder andere.« Sie lachte nervös auf. »Ich habe eine Menge angestellt, mich mit vielen bösen Jungs eingelassen. Ich war immer so fertig von den Drogen, und … verdammt noch mal …« Ihre Hände zitterten und ihre Knöchel waren kurz davor, durch das Fleisch ihrer Hände zu brechen. »Mein Vater hat immer die Scheiße aus mir herausgeprügelt, als ich ein Kind war. Er war ein wertloses Arschloch, ein Stück Müll. Meine Mutter war immer betrunken und wusste die Hälfte der Zeit nicht einmal, was los war. Als ich von dort abgehauen bin, habe ich die gleichen verdammten Dinge weitergemacht … mich immer wieder den gleichen verdammten Typen anvertraut.« Sie sah plötzlich aus, als wäre sie spontan um zwanzig Jahre gealtert. »Herrgott, ich schwafele einen Mist. Tut mir leid, ich weiß nicht, warum ich so angefangen habe.«

      Er saß nur still da und beobachtete sie.

      »Ein paar Mal haben sie mich verhaftet, und ich war eine ganze Weile in ziemlich schlechter Verfassung. Aber jetzt habe ich die Wohnung, und auch wenn es nicht viel ist, es ist meins, und ich kümmere mich, ich bezahle die Miete, so gut ich kann, und ich habe meine Tochter …«

      »Reg dich nicht auf.«

      »Schau mal …« Sie begann, wie eine Verrückte ihre Handtasche zu durchsuchen. »Ich denke, was ich sagen will, ist … ich will nur …« Ihr Oberkörper bebte und ihre Stimme verfing sich in ihrer Kehle. »Meghan … so heißt meine Tochter, Meghan. Irgendwo hier habe ich ein Bild von ihr. Du solltest sie sehen, John. Sie ist die eine gute Sache, die ich habe. Ich bin nicht nur schlecht, John …«

      Er lehnte sich über den Tisch nach vorn und legte seine Hände auf ihre Handtasche und ihre Hände. Sie erstarrte und senkte den Blick auf den Tisch.

      »Mach es dir nicht so schwer, Mädchen …«

      Schließlich lächelte sie schwach und schüttelte nur den Kopf. »Ich weiß nicht einmal, warum

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