Sophienlust Bestseller 13 – Familienroman. Anne Alexander
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller 13 – Familienroman - Anne Alexander страница 6
Selina hob den Kopf. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sagte: »Doch, Luigi.... Buon giorno!«
Luigi lachte kurz auf. »Du hast nicht verlernt, was ich dir beigebracht habe, Signorina Selina.« Er legte die Hand auf ihre Schulter. »Du bist jetzt sehr traurig, weil deine Mama gestorben ist, aber eines Tages wirst du wieder lachen.«
Selina schüttelte den Kopf. »Ich werde nie wieder lachen, Luigi«, erwiderte sie, dann schlüpfte sie unter seiner Hand hindurch und ging zu dem klapprigen Wagen, der unweit von ihnen an der Kaimauer stand.
»Traurig, sehr traurig«, sagte Luigi. »Aber was kann man machen?«
Der Professor war froh, daß ihnen die Stufen den Berg hinauf erspart blieben und sie mit Luigis Wagen fast bis zur Villa seiner geschiedenen Frau gefahren waren. Oberhalb des Hauses hielt Luigi an. »Jetzt müssen wir laufen«, sagte er und griff sich einfach den erstbesten Koffer.
Marlene stieg aus. Sie trat zum Felsabsturz und blickte hinunter. »Was für ein atemberaubender Anblick!« Sie wandte sich zu David um. »Ich kann verstehen, daß sie diesen Platz geliebt hat.«
»Er vermittelte ihr das Gefühl der Freiheit, das sie wie Luft zum Leben brauchte«, sagte er. Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen, als er daran dachte, daß ihr dieser Drang schließlich das Leben gekostet hatte. Marion hatte noch nie Zwang ertragen können und sich stets über alle Konventionen hinweggesetzt.
Ohne sich um Marlene oder ihren Vater zu kümmern, stieg Selina die wenigen Stufen, die zum Haus hinunterführten, nach unten. Noch bevor sie den Vorgarten erreicht hatten, wurde die Gartentür aufgerissen. Eine etwas füllige, hellblonde Frau von vierzig Jahren stürzte auf sie zu und zog sie in ihre Arme.
»Selina, mein armes Häschen«, stammelte sie unter Tränen. »Jetzt bist du völlig allein. Deine arme Mutter, sie ist jetzt tot. Nun hast du nur noch deine Tante Hannelore. Ich werde schon…«
Diese stürmische Begrüßung riß Selina endlich aus ihrer Lethargie. Mit einer heftigen Bewegung befreite sie sich von den Armen, die sie umfingen. »Ich habe meinen Vater, und ich habe Marlene«, widersprach sie. »Ich bin nicht allein.«
»Pah, dein Vater!« Hannelore Nowak hob den Kopf und blickte David entgegen, der mit Marlene gerade die Treppe hinunterkam. »Dein Vater hat meine Schwester, deine Mutter, zugrunde gerichtet. Hätte sie ihn nicht geheiratet, würde sie heute noch leben. Und als wenn das nicht genug wäre, wagt er es…«
»Ich glaube, es reicht, Hannelore!« fuhr David die erregte Frau an. »Wir haben uns nie gut verstanden. Du warst von jeher gegen mich, aber…«
»Das Martyrium ihrer Ehe…« fiel ihm Hannelore Nowak ins Wort.
»Marion hatte unsere Ehe nie als Martyrium empfunden. Sie wollte lediglich ihre Freiheit haben«, fuhr David fort. »Es blieb mir nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.« Er sah seine Ex-Schwägerin an. »Aber eines weiß ich sicher, Hannelore. Du wärst die letzte gewesen, bei der sich Marion über mich beschwert hätte.«
»Ich habe Marion geliebt. Gott allein weiß, wie sehr ich sie geliebt habe.«
»David, bitte gehen wir hinein«, bat Marlene. Sie hatte einen Arm um Selina gelegt. »Ihr könnt euch später weiter unterhalten.« Mit dem Kopf wies sie auf das Kind.
»Natürlich.« David lächelte ihr kurz zu.
»Diese Person kommt nicht in das Haus meiner Schwester!« Mit ausgestrecktem Arm zeigte Hannelore Nowak auf Marlene. »Ich werde nicht dulden, daß…«
»Es ist nicht dein Haus, Hannelore!« David Färber drängte die Frau einfach beiseite. »Kommt!« forderte er Marlene und seine Tochter auf.
Luigi hatte den Koffer bereits ins Haus gebracht. Er saß jetzt in der Küche und beobachtete durch das Fenster die Szene im Vorgarten. »Mamma mia, mamma mia«, rief er ein ums andere Mal.
Angela nickte düster. Hannelore Nowak war seit dem Nachmittag des Vortags auf Capri. Sie hatte bereits ihre Erfahrungen mit der resoluten Schwester ihrer toten Herrin gemacht. Mit einem leisen Aufseufzen verließ sie die Küche, um Selina, ihren Vater und Marlene zu begrüßen.
»Angela, diese Person wird nicht im Haus meiner Schwester wohnen«, forderte Hannelore Nowak. »Ich lasse nicht zu, daß das Andenken meiner Schwester derart geschändet wird.«
»Willkommen, Signor Färber«, wandte sich Angela einfach an David. Sie ergriff seine dargebotene Hand. Dann begrüßte sie auch Marlene und Selina. »Ich habe bereits Zimmer für Sie gerichtet«, fügte sie hinzu. »Ich dachte, Signora Hofrat schläft mit Signorina Selina zusammen. Für Sie habe ich das kleinere der Gästezimmer vorgesehen.« Unsicher schaute sie von David auf Marlene. »Wenn Sie natürlich eine andere Anordnung wünschen, dann…«
»Soweit kommt es noch!«
»Hannelore, sei doch bitte einmal fünf Minuten still!« herrschte der Mann seine Ex-Schwägerin an. »Angela, Sie haben schon alles richtig gemacht, danke.«
»Wahrscheinlich wollen Sie sich erst einmal etwas frisch machen« vermutete das Hausmädchen. »In der Zwischenzeit kümmere ich mich ums Essen. Es ist so herrliches Wetter. Ich dachte, daß Sie vielleicht auf der Terrasse essen möchten.«
»Das geht in Ordnung.« David schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Wenn Sie uns jetzt die Zimmer zeigen würden, Angela!«
»Gern.«
Stumm folgte Selina den Erwachsenen. Sie kannte dieses Haus von ihren seltenen früheren Besuchen her, doch an diesem Tag fühlte sie sich hier wie eine Fremde. Nicht einmal der Blick aus dem Zimmerfenster bereitete ihr Freude. Wortlos begann sie, ihre Reisetasche auszupacken.
Die Beerdigung war für den Nachmittag angesetzt. Der Leichnam war in der kleinen Friedhofskapelle aufgebahrt. Marlene hatte nicht an der Beerdigung teilnehmen wollen, doch David und Selina hatten sie gebeten, ihnen den Gefallen zu tun. Beklommen nahm sie zwischen ihnen auf der gepolsterten Bank in der ersten Reihe Platz. Demonstrativ setzte sich Hannelore Nowak in die nächste.
Die Kapelle war bis zum letzten Platz gefüllt. Marion hatte auf Capri viele Freunde gehabt. Ihr Sarg war über und über mit Blumen bedeckt. Obwohl sie von der Predigt des Pfarrers kaum ein Wort verstanden, fühlten sie, daß auch er Marion geschätzt hatte.
Im Hintergrund der Kapelle sang ein Kinderchor. Selina hatte dieses Lied ab und zu auf Capri gehört. Ramona, die in der ersten Reihe stand, winkte ihr schüchtern zu, als sie hinter dem Sarg die Kapelle verließen.
Es war heiß geworden. Die Luft flimmerte. Blind vor Tränen stolperte Selina an der Hand ihres Vaters durch den Friedhof. Einmal hätte sie fast die Blumen verloren, die sie in der Hand hielt.
Noch einmal sprach der Geistliche, dann wurde der weiße Sarg von sechs Männern in die Grube hinuntergelassen. Selina trat an das Grab und warf ihre Blumen hinunter. Der Gedanke, daß ihre Mutter für immer in diesem Kasten eingeschlossen sein würde, ließ sie laut aufschluchzen.
»Sieh’ nur, was du dem Kind angetan hast«, fuhr Hannelore Nowak ihren Ex-Schwager an. »Nicht nur Marion mußte unter dir leiden, auch ihre Tochter.«
»Bitte, Hannelore, nimm dich zusammen«,