Das Haus in den Dünen. Ulrich Hefner
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Читать онлайн книгу Das Haus in den Dünen - Ulrich Hefner страница 18
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Monika Sander war an diesem Freitag spät auf die Dienststelle zurückgekehrt. Ihre Ermittlungen waren wieder einmal nicht vorangekommen. Unterdessen hatte sich Trevisan mit Alex und Tina abgesprochen. Sie konzentrierten sich auf die Brüder der Exfrau von Hans Kropp. Die hatten über zwanzig Briefe geschrieben, in denen sie Hans Kropp drohten, von ihm Geld forderten und ihm Prügel, ja sogar den Tod in Aussicht stellten. Ein besserer Ansatz für ein Motiv war schwerlich zu finden. Trevisan hoffte, am Ende der nächsten Woche zwei Verhaftungen vornehmen und den Fall abschließen zu können.
Aber damit war Monika nur wenig geholfen. Sie trat auf der Stelle. Noch immer suchte sie vergeblich nach Hinweisen und jedem war klar: Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Brandstifter wieder zuschlagen würde. Würde es diesmal wieder einen Toten geben? Hatte der Feuerteufel inzwischen Gefallen am Töten gefunden?
Als Trevisan sie mit verschränkten Armen und starrem Blick an ihrem Schreibtisch sitzen sah, betrat er leise das Büro, stellte sich hinter sie und massierte ihr den Rücken. Monika seufzte.
»Und, bist du weitergekommen?«, fragte er leise.
Monika richtete sich auf. »Sinnlose Befragungen, unendliche Listen von Verdächtigen«, klagte sie. »Wir sind noch genauso schlau wie zuvor. Und Schneider ist ein überhebliches und arrogantes Arschloch. Er hat gar nichts getan. Nun reibt er sich die Hände und ich kann mir die Hacken ablaufen.«
»Ich habe von deinem Disput mit Schneider schon gehört«, erwiderte Trevisan. »Er war vor Jahren einmal der Karrierebeamte innerhalb unserer Direktion. Immer präsent, wenn es darauf ankam, und in aller Munde. Wusste alles, schaffte alles und war sich für nichts zu schade. Damals hätte ich darauf gewettet, dass er der neue Inspektionsleiter wird.«
Monika schaute verwundert. »Und warum ist er heute nur Leiter des FK 3?«
»Der Suff«, antwortete Trevisan. »Sein Erfolg war ihm wohl zu Kopf gestiegen. Da ein kleines Bierchen im Dienst, dort ein Likörchen. Am Ende stolpert der Hochmut über seine eigenen Beine.«
»Er wurde erwischt?«
»Er fuhr nach Hause und erwischte an der ersten Kreuzung den Ampelmast«, erklärte Trevisan. »Er ist weitergefahren, allerdings auf der Felge. Die Kollegen von der Streifenpolizei haben ihn im Jadeviertel gestellt. Man erzählt, er sei großkotzig ausgestiegen und habe sich gleich als neuer Inspektionsleiter präsentiert. Als das nichts nutzte, bot er ihnen Geld. Es gab ein großes Verfahren. Er bekam eine saftige Geldstrafe und war zehn Monate seinen Führerschein los.«
»Aber er blieb im Dienst und ist jetzt Leiter des FK 3.«
»Die Zeit verging und irgendwann ist jeder einmal dran. Und jetzt macht er nur noch seinen Job. Karriere ade.«
»Er ruht sich im Büro aus«, widersprach Monika kratzbürstig. »Das nennst du seinen Job machen?«
»Er macht seinen Job«, wiederholte Trevisan. »Ich habe nicht gesagt, dass er ihn gut oder engagiert macht. Er macht ihn halt, weil er hier sein Geld verdient. Er hat nichts anderes gelernt.«
»So wie es viele machen«, resignierte Monika. »Sie eröffnen ein Verfahren, sie ermitteln, wie sie gerade lustig sind, und schließen es irgendwann ab. Und ihnen ist scheißegal, ob sie einen Täter ermitteln oder die Sache im Sande verläuft. Hauptsache, das Gehalt fließt und sie haben ihre Ruhe.«
»Genau, deswegen brauchen wir das Leistungsprinzip im Berufsbeamtentum«, antwortete Trevisan spöttisch. »Beurteilungen, Beförderungen, Stellenbesetzung. Alles wird jetzt besser, wir arbeiten nach den Methoden der freien Wirtschaft.«
»Und daran glaubst du wirklich?«
»Hat schon einmal jemand beim Pferderennen versucht, mit einem Maulesel den Großen Preis von Bahrenfeld zu gewinnen?«
Monika lächelte und schüttelte den Kopf.
»Und ebenso wenig wird das Berufsbeamtentum die vorderen Plätze in der Wirtschaftswoche belegen. Und jetzt lass uns gehen. Genieß das Wochenende, wir machen am Montag weiter.«
Monika seufzte, schließlich nickte sie und erhob sich.
»Ach, bevor ich es vergesse«, sagte Trevisan, als sie gemeinsam die Dienststelle verließen. »Till ist da auf etwas gestoßen. Er hat, glaube ich, schon mit dir darüber zu reden versucht. Du hast ihn zu mir geschickt.«
»Stimmt«, antwortete Monika. »Er hat mir auf dem Gang etwas über die Bibelzitate gesagt, aber ich kam gerade von Schneider und war noch geladen.«
»Ich habe ihm zwei Tage gegeben. Mal sehen, was dabei herauskommt. Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast. Schließlich gehört er zu deinem Team.«
»Schon okay«, sagte Monika. »Bis Montag dann.«
»Wir sehen uns.«
8
Trevisan stand vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachtete sein müdes Gesicht. An den neu hinzugekommenen Falten war unschwer zu erkennen, dass die Jahre unbarmherzig ins Land zogen. Dabei fühlte er sich überhaupt nicht alt. Vierundvierzig war ja auch kein Alter, obwohl natürlich in seiner Jugendzeit ein Vierzigjähriger schon fast als Opa gegolten hatte. Nein, er fühlte sich noch immer jung.
Er dachte an seinen ersten Tag im Polizeidienst, an die Ausbildung, an die vielen Freundschaften, die er geschlossen hatte und die leider im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten waren, weil sich die Wege trennten. Er dachte an Grit, seine Exfrau, die ihm vor zwei Jahren davongelaufen war und Paula zurückgelassen hatte, um Karriere zu machen. Er erinnerte sich an den Tag, als er Angela kennengelernt hatte. Er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen.
Er grinste sein Spiegelbild an. Es war schön, nach Hause zu kommen, wenn jemand auf einen wartete. Angela war gestern Abend aus Hamburg zurückgekehrt und betätigte sich gerade als Hausfrau. Er wünschte, es würde ewig so bleiben, doch irgendwie hatte er dabei ein komisches Gefühl. Erst vorgestern, als sie miteinander telefoniert hatten, hatte er ihr gesagt, wie wundervoll die Wochen für ihn gewesen waren, als sie beinahe wie eine richtige Familie zusammengelebt hatten. Angela hatte nur gelacht und geantwortet, dass sie sich ein Leben als Hausfrau überhaupt nicht vorstellen könne, ihr würde bestimmt schon nach kurzer Zeit die Decke auf den Kopf fallen. Er hatte schnell das Thema gewechselt. Es war müßig, darüber nachzudenken, wie das Leben aussehen könnte. Es war nun einmal, wie es war, und damit musste er sich zufriedengeben.
Er legte die Haarbürste zurück auf den Schrank und verließ das Badezimmer.
»Hast du Hunger?«, empfing ihn Angela im Flur.
»Wo ist Paula?«, erwiderte er.
Angela deutete nach oben. »In ihrem Zimmer, ihre Freundin Anja ist bei ihr. Sie will hier schlafen. Ihre Mutter hat nichts dagegen. Morgen wollen sie mit dem Zug nach Oldenburg zum Shoppen.«
Trevisan verzog das Gesicht. »Das geht wieder ganz schön ins Geld.«
»Lass sie. Man ist nur einmal jung. Was ist jetzt, hast du Hunger?«
Trevisan lächelte. »Wie ein Wolf.«
»Dann kannst du dir aussuchen, ob wir zum Italiener gehen oder thailändisch speisen.«
»Und