Das Haus in den Dünen. Ulrich Hefner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Haus in den Dünen - Ulrich Hefner страница 3

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Das Haus in den Dünen - Ulrich Hefner

Скачать книгу

werden entsetzlich stinken.« Dietmar Petermann zupfte ein Stück verkohlter Asche von seiner hellen Jacke.

      Ein Feuerwehrmann in orangeroter Schutzjacke kam zielstrebig auf sie zu. Die Eins auf der Vorderseite seines Helms zeigte an, dass es sich um den Kommandanten handelte. Sein Gesicht war rußgeschwärzt.

      »Sie können jetzt ran«, krächzte er. »Aber nicht zu nah, es ist stellenweise noch verdammt heiß.«

      Monika umrundete die Feuerwehrwagen, stieg über die am Boden verlegten Schläuche und blieb schließlich bei einer Gruppe Feuerwehrmänner stehen. Dietmar folgte ihr und rümpfte die Nase. Nicht weit von den Männern entfernt lag ein schwarzes Tuch über den Boden ausgebreitet. Darunter waren die Konturen eines menschlichen Körpers zu erkennen.

      »Monika!«

      Sie wandte sich um und sah Martin Trevisan zusammen mit Till Schreier hinter dem Tanklöschwagen auftauchen. »Was ist hier passiert?«, fragte er atemlos.

      Trevisan machte einen verschlafenen Eindruck. Sein Gesicht war zerknittert und die Haare hingen ihm wirr in die Stirn. Er war erst vor zwei Tagen aus dem Urlaub zurückgekehrt. Ein Urlaub, den er sich redlich verdient hatte, nachdem er einem Serienmörder das Handwerk legen konnte. Und prompt lag schon der nächste Fall auf dem Schreibtisch.

      »Ein toter Mann.« Monika Sander wies in Richtung der schwarzen Plastikplane. »Wahrscheinlich ein Landstreicher, der sich die alte Lagerhalle als Übernachtungsmöglichkeit ausgesucht hat. Ist kein schöner Anblick mehr.«

      »Habt ihr seinen Namen?«

      »Wir fanden einen angekohlten Rucksack, in dem Papiere steckten. Alles deutet darauf hin, dass es sich um Brandstiftung handelt. Wir warten noch auf Kleinschmidt.«

      »Brandstiftung?«, murmelte Trevisan.

      »Es sieht so aus, als ob der Feuerteufel wieder zugeschlagen hat«, antwortete Monika Sander. »Zumindest trägt der Brand seine Handschrift. Beck meint, das es jetzt unser Fall ist.«

      Sie reichte Trevisan eine Plastiktüte aus ihrer Schreibkladde, in der ein Bogen Papier steckte.

      Trevisan las den Spruch, der auf dem Bogen stand: »Der Unreine aber, auf dem sich alles Übel zeigt, soll verbrannt werden, denn es ist ein bösartiger Aussatz, den er trägt, als Zeichen seiner Ruchlosigkeit!«

      »Das lag mit einem Stein beschwert auf dem Feldweg, der zum Gebäude führt. Feuerwehrmänner haben es gefunden.«

      »Der Feuerteufel?«

      »Der Feuerteufel vom Wangerland«, bestätigte Monika. »Das ist bereits Brand Nummer elf. Und immer lässt er ein Bibel­zitat zurück. Das geht schon seit Juli so, aber in Griechenland hast du davon wohl nichts mitgekriegt.«

      Kleinschmidt schob sich wortlos durch die kleine Gruppe der Feuerwehrleute und kniete neben dem Toten nieder. Er warf einen Blick unter die Leichendecke und schaute griesgrämig drein, als er sich wieder erhob. »Das gibt wieder mal eine ganz besondere Leichenidentifizierung«, murmelte er.

      »Über die Fingerabdrücke müsste etwas zu machen sein«, erwiderte Monika Sander. »Wir haben einen Ausweis gefunden. Demnach heißt der Tote Jens Baschwitz und ist schon mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. Seine Fingerabdrücke müssten gespeichert sein. Ein Wohnsitzloser, der sich mit Diebereien über Wasser hielt. Wahrscheinlich ein Zufallsopfer. Hat sich den falschen Platz zum Übernachten ausgesucht.«

      Kleinschmidt füllte seine Pfeife mit Tabak. »Dann können wir froh sein, dass die Feuerwehr schnell genug war, um zu verhindern, dass auch noch seine rechte Hand verkohlte. Aber mit Spuren kann ich dir leider nicht dienen. Da ist nichts mehr übrig, wenn fünfzig Mann durch das Gelände stapfen.«

      »Für heute reicht mir schon, wenn du mir definitiv sagen kannst, dass der Tote wirklich Jens Baschwitz ist«, sagte Trevisan. »Ich muss mich erst einmal in die Akten einlesen. Bei elf Brandstiftungen wird doch wohl ein Ansatzpunkt für uns hängengeblieben sein. Und was soll das mit diesen Bibelzitaten?«

      »Das ist jetzt das fünfte Mal in den letzten vier Wochen, dass ich mitten in der Nacht zu einem Brand gerufen werde«, klagte Kleinschmidt. »Wir haben jedes Mal die gesamte Umgebung abgesucht, aber nie einen Hinweis gefunden, den wir dem Täter zuordnen können. Außer den Zitaten aus dem Alten Testament. Er schreibt sie auf DIN-A5-Format und schweißt sie in Folie ein. Er sucht sich einsame Gebäude aus, die leicht entflammbar sind. Legt an allen Ecken Feuer und ver­wendet Benzin als Brandbeschleuniger. Mehr wissen wir bis­lang nicht. Es ist das erste Mal, dass es eine Leiche gab. Aber rede mit Schneider, der wird gottfroh sein, wenn er den Fall endlich vom Tisch hat.«

      Trevisan seufzte. »Wieder so ein Spinner, der im Namen des Herrn einen heiligen Auftrag erfüllt. Nimmt das denn über­haupt kein Ende?«

      »Schaut euch doch nur einmal draußen in der Welt um«, antwortete Dietmar Petermann. »Die heutige Generation hat längst den Blick für die Mitmenschen verloren. Sie vergraben sich in ihren dunklen Kammern und sind nur noch fähig, über den Cyberspace miteinander zu kommunizieren. Sie schlüp­fen in ihre programmierten Heldenrollen und mischen das ganze Universum auf, aber außerhalb ihrer künstlichen Welt sind sie hilflos wie kleine Kinder. Sie sind nicht einmal mehr in der Lage, einen einfachen Satz zu formulieren, geschweige denn Kontakte herzustellen und zu pflegen. Die Welt wird ärmer und die Menschen immer schwachsinniger. Kein Wunder, dass es immer mehr Idioten gibt, die ein Computerprogramm nicht mehr von der realen Welt unterscheiden können.«

      Schweigend blickte Trevisan auf den Leichnam. Wenn es auch nicht oft geschah: Manchmal traf sogar Dietmar den Nagel auf den Kopf.

      Kleinschmidt entzündete seine Pfeife und blies den Rauch in den Morgenhimmel. »Ich mach mich jetzt an die Arbeit, die Gerichtsmedizin ist verständigt. Ich fahre dann gleich rüber, damit wir die Identifizierung so schnell wie möglich vornehmen können. Ich lasse Hanselmann hier. Er soll sich ein wenig umsehen, wenn die Feuerwehr das Feld geräumt hat.«

      Trevisan nickte. Er ließ Kleinschmidt mit der Leiche zurück und machte sich auf die Suche nach Till Schreier, der den Feuerwehrmann vernahm, der die Leiche aus dem brennenden Schuppen geborgen hatte.

      Jetzt war Trevisan gerade mal seit einem Tag wieder im Dienst und schon wartete wieder ein Serientäter auf ihn. Der Fall des Wangerlandmörders war vor ein paar Wochen erst abgeschlossen worden, und jetzt hatte Trevisan das Gefühl, das ganze Spiel ging von vorne los. Wie fing man einen Brandstifter?

      »Hey, Martin!«, riss ihn Till aus den Gedanken. »Ich suche nach dir. Dietmar hat einen Zeitungsausträger ausfindig gemacht, der kurz vor Brandausbruch einen Wagen über die Jachmannbrücke davonbrausen sah. Er vernimmt ihn gerade.«

      Hoffnung keimte in Trevisan auf. Sollte es doch einen Ansatzpunkt geben?

      *

      Er stand auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke und beobachtete aus sicherer Entfernung die Szenerie. Die zuckenden Blaulichter der Feuerwehrwagen spiegelten sich im Lack des großen, weißen Frachters, der am Südwestkai festgemacht hatte. Am Horizont durchbrach die Sonne allmählich die weißen Schwaden, die der Wind dorthin blies, wo die hohen Kräne am Kai ihre Hälse dem Himmel entgegenreckten.

      Seine Gefühle waren zweigeteilt. Auf der einen Seite eine tiefe Zufriedenheit, auf der anderen Seite war er schockiert. Es hatte einen Toten gegeben.

      Die anderen Schaulustigen, die über das Geländer gelehnt gebannt das Treiben am Kai beobachteten, schienen noch nicht

Скачать книгу