Das Haus in den Dünen. Ulrich Hefner

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Das Haus in den Dünen - Ulrich Hefner

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Opfer war ein DDRler, Karl Ammann ist sein Name, auch ohne festen Wohnsitz.«

      »Die DDR gibt es nicht mehr«, erwiderte Till. »Dann machen wir uns mal auf den Weg.«

      »Wohin willst du?«, fragte Dietmar überrascht.

      »In die Stadt, in die Fußgängerzone. Heute ist ein schöner Tag, da werden wir schon ein paar von ihnen in den Straßen finden.«

      »Du willst wirklich nach den Tippelbrüdern suchen?«

      Till verzog genervt das Gesicht. »Natürlich. Wir sollen alle Möglichkeiten ausloten, bevor wir uns allzu schnell auf eine Version stürzen.«

      »Aber bei den Pennern …!« Dietmar schüttelte den Kopf. »Da kriegen wir doch nie was raus.«

      Till zuckte die Schultern. »Sagen wir mal so: Es kommt im­mer darauf an, wie man fragt.«

      *

      Hans Kropp schlug die Plane zurück und befestigte den Lederriemen in der Schlaufe der Bordwand. Zufrieden streifte er die Arbeitshandschuhe ab und warf sie in die Fahrgastzelle seines LKW. Es war kurz vor siebzehn Uhr. Die Hitze des Tages trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Dreißig Grad zeigte das Thermometer an der Frachthalle und es war nahezu windstill.

      Er kontrollierte noch einmal die Ladepapiere. Dann schwang er sich in seinen Laster und rangierte ihn geschickt in den Schatten des Verwaltungsgebäudes. Für heute hatte er genug. Seine Kehle war ausgetrocknet und sein rotes Muskel­shirt vollgesogen wie ein Schwamm.

      Als er hinüber zur Werkstatt schlenderte, befiel ihn ein eigenartiges Gefühl. So, als würden sich die Blicke lauernder Augen in seinen Rücken bohren. Er wandte sich um und schaute über den Betriebshof, doch keine Menschenseele war zu sehen. Wie eine Glocke lag die flirrende Hitze über dem Asphalt und brachte jede Bewegung im Industriegebiet zum Erliegen.

      Zögerlich ging er weiter. Bevor er die Werkstatt betrat, blickte er sich noch einmal um, doch niemand war zu sehen.

      »Hallo, Hans«, begrüßte ihn der Mechaniker, der in der Werkstatthalle an einem offenen Getriebe arbeitete. »Deine Kiste schon beladen?«

      Hans Kropp nickte und ging hinüber zum Waschbecken. »Alles klar.«

      »Wenn du von deiner Tour wieder zurück bist, dann ist dein Laster dran. Die Inspektion ist fällig.«

      »Das wird eine Weile dauern«, erwiderte Kropp. »Bis Donnerstag in einer Woche werde ich schon brauchen. Der Weg nach Barcelona ist lang.«

      Der Mechaniker folgte ihm und wischte seine öligen Finger an einem noch öligeren Lappen ab. »Gehst du ins Stadion?«

      »Wenn Barca spielt, dann bin ich dabei, das ist doch klar.«

      Neidisch lächelte der Mechaniker. »Das nächste Mal will ich auch mit«, sagte er. »Trinken wir noch ein Bier?«

      Kropp schaute auf die Uhr mit dem Pepsi-Cola-Schriftzug, die über dem Waschbecken hing. »Eins geht immer. Ich fahr erst morgen früh.«

      Es wurden drei Flaschen, bevor Hans Kropp kurz nach neunzehn Uhr nach Heppens aufbrach. Bevor er in den Wagen stieg, schaute er sich noch einmal um. Das sonderbare Gefühl, das ihn vor einer Stunde draußen im Betriebshof überfallen hatte, war zurückgekehrt.

      3

      Als Trevisan nach Dienstschluss nach Hause zurückkehrte, ließ er sich erschöpft in den Liegestuhl auf der neu gefliesten Terrasse sinken. Die Temperatur lag noch immer weit über zwanzig Grad, und der Himmel war wolkenlos.

      »Was hat er denn, mein kleiner Kommissar?«, begrüßte ihn Angela, die noch ein paar Tage Resturlaub bei ihm verbrachte. »Stress im Büro?«

      »Ich dachte, ich hätte es hinter mir«, erwiderte Trevisan. »Aber kaum ist der eine Spinner unter der Erde, taucht schon der Nächste auf.«

      Angela lächelte. »Die Welt ist voller Spinner, das solltest du doch am besten wissen.«

      Trevisan knöpfte das Hemd auf. »Vielleicht hast du recht, vielleicht ist das Ende der Welt bald in Sicht und alles ist nur noch eine Frage der Zeit. Wie sagte der Fernsehpfarrer unlängst in einem Interview: ›Eine Gesellschaft, die ihre Grundwerte verliert, wird früher oder später untergehen.‹«

      »Na, jetzt hörst du dich aber an wie zu den Zeugen Jehovas konvertiert. Die sagen auch jedes Jahr den Weltuntergang voraus.«

      »Nein, ich bin nur ein kleiner Kriminalbeamter, der als Erster hautnah den Verfall der Gesellschaft zu spüren bekommt«, erwiderte Trevisan. »Schau dich doch um – immer mehr Verrückte laufen herum. Manchmal denke ich, man kann diese Welt nur noch ertragen, wenn man irgendwo eine Macke hat. Politiker, die sich selbst bedienen und im Gegenzug das Hohelied der Moralapostel singen. Manager, die sich die Taschen füllen und im gleichen Atemzug Betriebe an die Wand fahren. Immer mehr Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die ihren Frust im Alkohol ertränken. Man muss schon ein bisschen schizophren sein, um das alles noch zu kapieren.«

      Angela setzte sich neben ihn und legte ihm zärtlich die Hand auf die Brust. »Und du hast dich jetzt wohl zum Kreuzritter ernannt und bist angetreten, das letzte Stück Paradies auf Erden zu retten?«

      »Nein, ich bin angetreten, um einen irren Pyromanen zu finden, der Häuser ansteckt, in denen sich Menschen zum Schlafen niedergelegt haben.«

      »Mord?« Ihre Finger fuhren über seine Brusthaare.

      »Mord, Totschlag, Zufall, nenne es, wie du willst«, entgegnete Trevisan. »Auf alle Fälle ist der Kerl bibelfest. Zumindest hinterlässt er Zitate aus dem Buch der Bücher.«

      »Der Papst kann es nicht sein«, unkte Angela. »Der ist vor ein paar Stunden in Südamerika gelandet.«

      »Und wie ist es mit dir?« Trevisan schlang seine Arme um ihre Schultern und zog sie zu sich heran.

      »Vielleicht solltet ihr damit warten, bis es dunkel ist.«

      Trevisan ließ seine Arme sinken und wandte den Kopf. Paula stand auf der Terrasse und schleckte an einem Eis.

      »Ich glaube, Paula hat recht«, sagte er. »Heute Nacht ist noch genug Zeit, um die Welt zu retten. Jetzt habe ich erst einmal Hunger.«

      Angela sprang auf. »Verdammt! Jetzt ist die Pizza bestimmt schon schwarz.«

      »Und im Anfang war das Feuer«, zitierte Trevisan.

      »Das ist, soviel ich weiß, aber nicht aus der Bibel«, rief ihm Angela zu, als sie durch die Terrassentür im Haus verschwand.

      »Nein, aber aus einem verdammt guten Film.«

      *

      »Die Penner wissen zumindest nichts von einem Streit«, sagte Till Schreier. »Aber der Tod von Baschwitz erschüttert sie nur wenig. Ich glaube nicht, dass er viele Freunde hatte. Nach allem, was wir erfahren haben, muss er ein ganz unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein.«

      »Und diese beiden Wohnsitzlosen?«, fragte Trevisan. »Der Beraubte und der Mittäter?«

      »Wie vom Erdboden verschwunden. Die Fahndung

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