Kalte Nacht. Anne Nordby

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Kalte Nacht - Anne Nordby

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ist nichts für Kinder«, entgegnet sie geduldig.

      »Ich will auch mal schießen. Peng, peng, peng!« Laut rufend rennt der Junge durch die Küche und zielt mit dem Zeigefinger auf Maja und Jokke. »Peng, peng. Ich erschieße die Polizei.«

      »Jan. Hör auf!«

      »Peng. Peeeng. Du bist toooot!«

      »Jan!«

      Der Junge interessiert sich nicht dafür, was seine Mutter sagt, und tobt weiter herum. Schließlich ergreift Jokke die Initiative und beugt sich zu dem kleinen Rabauken hinab. »Soll ich dir zeigen, wie man einen Dieb festnimmt?«

      Jan ist schlagartig still und blickt erwartungsvoll zu Jokke auf. Der fasst das Kind bei der Hand und geht in Richtung Verandatür. »Draußen, im Garten«, sagt er mit einem Augenzwinkern zu Maja und der Mutter und ist verschwunden. Das kleine Mädchen rennt mit nackten Füßen hinterher.

      Die Mutter seufzt und schüttet Nudeln ins kochende Wasser. Dampf quillt heraus und lässt die Hitze in der Küche ansteigen.

      Maja nimmt die Mütze ab und wischt sich über die Stirn. »Also ist Ihnen nichts Besonderes an der Familie aufgefallen?«

      »Nö. Nicht, dass ich wüsste. Hab mich aber auch nicht viel um die gekümmert. Hab wirklich anderes zu tun.« Sie macht eine Geste in Richtung Herd, während von draußen das vergnügte Quieken des Jungen durchs Fenster dringt. Maja kann sehen, wie er versucht, Jokkes langen Armen zu entwischen.

      »Gab es irgendwelche Anfeindungen gegenüber den Nowaks? Weil sie das Haus gekauft haben?«, greift Maja den Faden auf, der zu der nächsten Frage mit dem Drohbrief führen soll. »Sind irgendwelche Leute aus dem Ort sauer deswegen?«

      »Nö. Nicht, dass ich wüsste.« Wiederholt die Mutter ihren nicht allzu großen Wortschatz. »Hier sind eigentlich alle recht friedlich.«

      Maja zeigt ihr das Foto von dem Brief. »Das sieht mir aber nicht danach aus. Kennen Sie den?«

      In diesem Moment kocht das Nudelwasser über, und es zischt. Hektisch greift die Mutter nach einem Lappen in der Spüle. Beim Wegwischen des Wassers verbrennt sie sich die Finger und flucht. Danach pfeffert sie den Lappen ins Waschbecken.

      Maja stellt ihre Frage erneut. »Kennen Sie den Brief?«

      »Nein, verdammt! Ich hab das Ding nie gesehen«, schimpft die Mutter.

      Maja lässt ihre Augen zu dem niedrigen Tisch wandern, der im angrenzenden Wohnzimmer steht. Darauf liegen Zeitungsschnipsel, Klebestift und Schere.

      »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?« Die Mutter ist ihrem Blick gefolgt. »Das ist der Bastelkram meiner Kinder.«

      »Darf ich eine Probe mitnehmen – von den Schnipseln und dem Kleber?«

      »Nein. Und jetzt raus!«

      Maja hebt beide Hände. »Schon gut. War ja nur eine Frage. Einen schönen Tag noch. Ich finde selber nach draußen.« Sie stapft an der Frau vorbei und durch die offene Verandatür hinaus in den Garten, wo Jokke den Knirps gerade gepackt hat und durchkitzelt. Mit hochrotem Kopf windet sich dieser und kreischt vor Vergnügen. Das Mädchen steht daneben und gluckst glücklich. Vielleicht freut sie sich, dass es ihrem nervigen Bruder endlich mal an den Kragen geht.

      »Joakim?«, ruft Maja, und ihr Kollege richtet sich auf. In seinen Augen leuchtet es mindestens ebenso vergnügt wie in denen des Jungen, der sich wie irre kichernd an sein Bein hängt. »Abmarsch!«

      »Bin schon da.« Jokke schüttelt den Jungen freundschaftlich ab und ermahnt ihn, brav zu sein, sonst käme er zurück und würde ihn zur Strafe 100 Jahre lang durchkitzeln.

      Kurz darauf stehen sie an der Straße und Jokke zupft seine Uniform zurecht.

      »Gut gemacht«, lobt Maja ihn. »Das mit dem Jungen, meine ich. Hast ein Händchen für Kinder.«

      »Danke. Ich kann mich eben gut in sie hineinversetzen.«

      Maja muss schmunzeln. »Und was hältst du von der Frau?«

      »Ich glaube, wir sollten ihren Ehemann überprüfen. So, wie ihr Sohn auf uns reagiert hat, scheint der Bursche mal gesessen zu haben.«

      »Joakim«, sagt Maja begeistert. »Chapeau!«

      Ihr Kollege runzelt die Stirn. »Schappo?«

      »Ach, vergiss es.« Maja geht auf das nächste Haus zu.

      18

      Skagen wendet sich an Göran Berg: »Machen Sie ein Foto und halten Sie den Beutel auf, okay?« Er gibt diese Anweisung ganz natürlich und ohne Triumph in seiner Stimme, und der Ermittlungsleiter leistet ihr erstaunlicherweise ohne zu murren Folge.

      Skagen zupft das Corpus Delicti mit dem Stock vom Zweig und lässt es in den Beutel fallen. Es ist ein Kondom.

      »Wirkt, als sei es gebraucht. Kann nicht lange her sein, das Sperma ist noch flüssig. Lassen Sie die DNA mit der von Jochen Nowak abgleichen.«

      »Äh, ja klar.« Göran wirkt einen Augenblick lang unsicher. Doch dann rückt er seine Sonnenbrille zurecht und gibt Skagen mit einem coolen Nicken zu verstehen, dass er ihm folgen soll. Vor den anderen Polizisten, die rund um den Bus im Gras sitzen und sich ausruhen, stellt er sich breitbeinig auf und schwenkt den braunen Beutel. »Wir haben gerade ein gebrauchtes Kondom gefunden.«

      Wir, denkt Skagen amüsiert und hört Görans Appell an seine Leute zu, bei dem er sie auffordert, in der folgenden Suche die Augen noch besser aufzuhalten. Vielleicht würden in der Gegend weitere von diesen Dingern rumfliegen.

      Ein Brummen der Zustimmung geht durch die Reihen, und Göran wendet sich an Skagen. »So! Aber bevor wir zwei weitermachen, klären wir jetzt erst mal Ihre Zuständigkeit, Herr Kollege. Ihren hübschen Skanpol-Ausweis kenne ich ja bereits, aber was ist mit dem Rest?«

      Skagen zuckt bei diesen Worten mit den Schultern. Er hat erwartet, dass Berg deswegen nachhaken könnte. Allerdings hat er gehofft, dass er es bleiben ließe. Zumindest für heute. Es ist eindeutig eine Retourkutsche für das Kondom. Irgendwie scheint der Schwede seinen Fund persönlich zu nehmen. Durchdringend blickt Göran ihn an, und auch die anderen Polizisten mustern ihn neugierig. Skagen wird heiß. Er will gerade den Mund öffnen, um eine Erklärung abzugeben, da kommt Göran ihm zuvor.

      »Sie sind Kriminalkommissar, nicht wahr?«, fragt er.

      »Das ist korrekt.«

      Göran scheint zu überlegen. »Ich kenne den akkuraten Vergleich zu den deutschen Rängen nicht, aber das lässt Sie vermutlich über mir stehen. Da ich jedoch die Ermittlung leite, sind Sie mir untergeordnet, richtig?«

      Skagen nickt. Dass es dem schwedischen Kollegen allein um die Ränge geht, überrascht ihn. Mit möglichst neutralem Tonfall erklärt er, dass eine solche Konstellation in der internationalen Zusammenarbeit oft vorkäme und er daher sehr gerne Görans Anweisungen befolgen würde.

      Der Ermittlungsleiter nickt zufrieden, und Skagen ist froh, dass er die Sache damit auf sich beruhen lässt. Unauffällig atmet er durch. Das ist gerade noch mal gut gegangen. Trotzdem ist es riskant, was er hier treibt. Er sollte es besser nicht darauf anlegen.

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