Kalte Nacht. Anne Nordby

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Kalte Nacht - Anne Nordby

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style="font-size:15px;">      Maja schüttelt den Kopf. »Das würde nicht viel bringen, dort gibt es hauptsächlich Wald, wie du weißt. Und der ist zu dicht. Da hilft selbst eine Wärmekamera nicht viel. Dafür ist es den Technikern gelungen, das Handy der toten Tochter zu knacken. Darauf ist ein reger WhatsApp-Verkehr zu lesen, hauptsächlich mit einer gewissen Jenny. Weißt du, wer das sein könnte?«

      »Das ist Lolas beste Freundin«, erklärt Tom. »Die wohnt im selben Haus. Ich würde den Chat gerne lesen. Einen Teil davon kenne ich bereits, Jenny hat ihn mir gezeigt. Hast du das Telefon dabei?«

      »Leider nicht, es liegt auf der Wache. Ich gebe es dir, sobald wir zurück sind, okay?«

      »Hast du Teile davon verstehen können?«

      »Ein bisschen habe ich mir über den Translator erschlossen. Einige Sätze sind auch auf Englisch: Fucking boring, hate them as fuck, Mum is a piece of shit, fuck this bitch, wish they were dead. Und so weiter.«

      »Wish they were dead«, wiederholt Tom nachdenklich. »Schätze, der Wunsch ist auf gewisse Weise in Erfüllung gegangen.«

      »Scheint so«, entgegnet Maja und presst die Lippen aufeinander.

      Unterdessen fahren die drei Mannschaftswagen durch den Kreisverkehr in Rödeby und tauchen wenige Kilometer später in die schattigen Wälder von Blekinge ein.

      14

      Sie halten mit den Polizeiwagen auf einem Parkplatz vor einer Pizzeria. Skagen steigt zusammen mit den anderen aus und sieht sich um. Das hier scheint der Mittelpunkt von Hultsjö zu sein. Sein erster Eindruck, den er von dem Dorf hat, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: trostlos.

      Die Wohnhäuser, der Supermarkt, das Restaurant und die Tankstelle mit dem Recyclingplatz daneben wirken leicht vernachlässigt. Skagen weiß, dass das an der extremen Witterung in Schweden liegt. Warme Sommer und kalte, feuchte Winter, das Klima nagt stetig an den Gebäuden und macht es den Bewohnern schwer, mit den Instandhaltungen hinterherzukommen.

      Gegen die Sonne anblinzelnd blickt er zu Göran Berg hinüber, der die Beamten für die Suche in Gruppen einteilt. Skagen hält sich bewusst ein wenig abseits, da er noch nicht abschätzen kann, wie er sich integrieren soll, ohne Berg auf den Schlips zu treten. Der Polizeiinspektor scheint nicht der Typ zu sein, der es mag, wenn man sich einmischt. Doch das hat Skagen auch nicht vor. Sein Ansinnen ist es, zu helfen, und nicht, zu bestimmen.

      Allerdings ist ihm klar, dass er gar nicht hier sein dürfte. Zumindest nicht als ermittelnder Beamter. Denn eigentlich ist er krankgeschrieben.

      Wegen gestern. Er war wirklich kurz davor, es zu tun. War bis ins Letzte entschlossen. Aber während er in der warmen Nachtluft auf dem Fensterbrett kauerte und in die Tiefe starrte, streifte ihn eine Erinnerung. Es war Maja, wie sie damals an der Mole im Hafen von Karlskrona gestanden und ihn herausgefordert hat. »Traust du dich?«, hat sie gefragt und auf das dunkle Wasser zu ihren Füßen gezeigt. Dann hat sie ohne Vorwarnung Anlauf genommen und ist hineingesprungen. Der damals furchtlose Skagen hat nicht eine Sekunde gezögert und ist ihr gefolgt, kopfüber ins kalte Meer.

      Mit diesem Gedanken saß er noch eine ganze Weile auf der Fensterbank, bis er merkte, dass er längst seine Entscheidung getroffen hat. Und schließlich zog er sich in die Wohnung zurück und begann, seine Sachen zu packen. Er wollte sich seiner Angst stellen. War entschlossen, sie zu umarmen. Wenigstens diesen einen Versuch war er Evelyn und Maja schuldig. Mit einer Mail bat er in Evelyns Praxis um eine Krankschreibung und war eine Stunde später unterwegs gen Norden. Im Morgengrauen erreichte er endlich vertrauten Boden und blickte mit müden Augen zum ersten Mal seit vielen Jahren auf die Stadt, die er lange nicht zu betreten gewagt hat.

      Dass er in Karlskrona jedoch gleich in die Ermittlung mit eingebunden werden würde, damit hat er nicht gerechnet. Leider hat er vorhin auf dem Präsidium den Moment verpasst, den Irrtum aufzuklären. Deshalb würde er zumindest diesen Tag so tun müssen, als sei er Teil des Teams. Danach könnte er Maja und Göran Berg alles beichten und sich aus der Ermittlung zurückziehen. Und sich um das kümmern, weshalb er eigentlich hergekommen ist.

      Skagen blickt zur Hauptstraße von Hultsjö. Einige Autos fahren vorbei und werden langsamer, neugierig gucken die Insassen zu ihnen herüber. Die vielen Polizisten erregen Aufmerksamkeit. Ein roter Pick-up hält an und der Fahrer ruft Skagen ein paar Worte zu. Der versteht nicht ganz und tritt an den Wagen heran.

      »Was ist denn hier los?«, wiederholt der Fahrer, ein älterer Herr mit grüner Arbeitskleidung, Schirmmütze und graumeliertem Bart. Auf der Ladefläche seines Pick-ups liegen zwei Motorsägen, eine Axt und andere Gerätschaften für die Waldarbeit. »Wofür braucht es denn dieses Großaufgebot der Polizei? Eine Verkehrskontrolle wird das ja wohl nicht, was?« Der Mann lacht.

      »Sind Sie aus Hultsjö?«, fragt Skagen.

      »Ja. Aber du nicht, oder? Ich habe dich in der Gegend noch nie gesehen.«

      Skagen begreift, dass er der Einzige ohne Uniform ist und der Mann ihn für einen Zivilisten hält. »Ich gehöre zur Polizei«, erklärt er, woraufhin sich der Autofahrer schnell entschuldigt.

      »Kein Problem«, entgegnet Skagen. »Wir suchen nach einer vermissten Person. Einer Frau. Vielleicht kennen Sie sie. Sie heißt Christina Nowak und ist deutsche Staatsbürgerin.« Er zeigt ihm ein Foto von Tina auf seinem Handy.

      Der Mann wird bleich und nickt. »Und ob ich die kenne. Die Nowaks haben das Haus der Egmans gekauft und sind somit quasi meine Nachbarn. Ich bin Ture Dahlberg und mein Land grenzt an das ihre. Ich habe mit Herrn Nowak den Deal, dass ich mich um seinen Wald kümmere, der zu seinem Haus gehört, und dafür kriege ich einen Teil seiner Bäume, wenn sie erntereif sind.« Dahlberg macht eine Pause und schluckt, sein großer Adamsapfel hüpft auf und ab. Hinter ihm beginnt es, unruhig zu fiepen, und erst jetzt bemerkt Skagen den Jagdhund auf dem Rücksitz. Ihm kommt der Gedanke, dass ein oder zwei Spürhunde für ihre Suche nicht verkehrt wären, und er beschließt, mit Göran darüber zu sprechen, sobald sich die Gelegenheit bietet.

      »Das ist Nelly, unser Elchhund«, erklärt Dahlberg und tätschelt das Tier liebevoll. »Sie ist sehr lieb.« Er schluckt erneut. »Schrecklich, das mit Herrn Nowak und seinen Töchtern.«

      »Sie haben davon gehört?«

      Dahlberg stößt einen beinahe amüsierten Laut aus. »Es ist das Gesprächsthema in Hultsjö. Der Buschfunk ist hier eine größere Pest als der Borkenkäfer. Über die Nowaks wird ohne Ende spekuliert.«

      »Aha, und was?«

      »He, Tom!« Es ist Maja, die nach ihm ruft, und Skagen gibt ihr zu verstehen, dass er gleich bei ihr sein wird.

      »Ihr Typ wird offensichtlich verlangt«, sagt Dahlberg und zwinkert ihm zu. »Kommen Sie doch später bei mir vorbei, ich wohne auf dem Ärkilsgård, den Hof kennt jeder in der Gegend. Sie brauchen nur danach zu fragen. Ich erzähle Ihnen dann, was ich weiß. Meine Frau kann bestimmt auch was dazu sagen. Aber Tina haben wir seit Längerem nicht gesehen. Ich hoffe, Sie finden sie.«

      »Das hoffe ich auch. Danke erst mal.«

      Dahlberg tippt sich an die Mütze und fährt weiter.

      »Na, hast du schon Freundschaft geschlossen?«, fragt Maja, als er sich zu ihr gesellt. Neben ihr stehen Göran und ein rothaariger Polizist, der wirkt, als sei er gerade erst volljährig geworden. Göran blickt Skagen durch seine Sonnenbrille im Pilotenlook an. Alles an ihm sitzt perfekt, die Uniform, die kurzgeschnittenen

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