Syltwind. Sibylle Narberhaus

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Syltwind - Sibylle Narberhaus

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mich umgehend auf den Weg nach Westerland. Als ich die Räumlichkeiten der Agentur betrat, wurde ich von seiner Sekretärin Dorit Hähnel bereits erwartet. Sie führte mich in eines der Büros, wo sie mich einer jungen, blonden Frau, die ich auf Anfang 20 schätzte, kurz vorstellte.

      »Frau Scarren, das ist unsere Praktikantin Juna. Sie wird sich um Ihr Anliegen kümmern. Herr Kelsterbach hatte diesbezüglich im Vorfeld mit Ihnen gesprochen, wie er mir sagte. Sollten Sie Rückfragen haben, wissen Sie, wo Sie mich finden können.« Mit diesen Worten und einem freundlichen Lächeln drehte sie sich um und stöckelte zurück an ihren Arbeitsplatz.

      »Nehmen Sie bitte Platz!«, forderte mich die junge Frau höflich auf. Sie wirkte ein wenig nervös. »Mein Chef hat mir gesagt, Sie benötigen einen neuen Internetauftritt, und mich mit dieser Aufgabe betraut. Ich studiere Sportmarketing und mache zurzeit ein Praktikum«, ergänzte sie und sah mich mit ihren großen, blauen Augen neugierig an.

      »Das klingt interessant und abwechslungsreich.«

      »Das ist es, allerdings bin ich noch nicht sehr lange dabei. Bislang macht es jedenfalls viel Spaß.«

      »Allerdings hat meine Firma nichts mit Sport zu tun«, gab ich zu bedenken.

      »Das macht nichts. Ich habe mir die Unterlagen angesehen, die Sie Herrn Kelsterbach gegeben haben.« Sie deutete auf eine Mappe auf dem Tisch. »Ich denke, ich kann Ihnen behilflich sein, beim Thema Webdesign kenne ich mich ganz gut aus und konnte bereits erste Erfahrungen sammeln. Da gibt es sehr schöne Tools, die einem die Arbeit erleichtern.«

      »Auf dem Gebiet bin ich absoluter Laie. Konnten Sie mit meinen Vorschlägen etwas anfangen?« Ich war krampfhaft bemüht, mir meine Skepsis, ob mein Projekt bei der jungen Frau in den richtigen Händen war, nicht anmerken zu lassen. Jeder hat mal klein angefangen und eine Chance verdient, sagte ich mir. Mir war es anfangs nicht anders ergangen.

      »Ihre Vorschläge gefallen mir grundsätzlich. Sicherlich kann man das eine oder andere noch optimieren. Ich habe auch schon eine Idee.« Sie griff nach dem Laptop, der aufgeklappt auf dem Tisch stand, und zog ihn dichter heran. Über einen Bildschirm an der gegenüberliegenden Wand konnte ich gespannt verfolgen, wie sie sich durch die Seiten klickte.

      »Was halten Sie davon? Das ist zunächst nur ein grober Vorschlag, wie die Seiten dargestellt und gegliedert werden könnten.« Erwartungsvoll sah sie mich an.

      »Ja, das sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus«, bestätigte ich angenehm überrascht und schämte mich ein bisschen für meine anfängliche Skepsis. »Die Farben sind mir allerdings ein wenig zu schrill. Für ein Sportprodukt mag das eher passen als für einen Garten.«

      Die Gesichtsfarbe der jungen Frau nahm augenblicklich eine leichte Rotfärbung an. »Stimmt, das hatte ich nicht bedacht. Das kann ich ändern«, war sie bemüht, mir entgegenzukommen.

      »Das wäre schön, sonst gefällt es mir ganz gut. Die Menüleiste an der Seite ist schön übersichtlich.« Ich deutete auf den linken Bildrand.

      »Das erleichtert das Navigieren durch die Seiten. In diesem Bereich könnten wir noch ein paar Verbesserungen vornehmen, das ist noch nicht optimal gelöst. Verstehen Sie, was ich meine?« Ich nickte. »Dazu benötige ich ein paar mehr Details von Ihnen. Und an dieser Stelle kann man ein zusätzliches Feature einbauen, mit dem sich der Kunde vorab ein Bild von seinem zukünftigen Garten machen kann. Wir geben ihm ein paar Wahlmöglichkeiten vor, quasi eine Art Stilrichtung, nach der Sie dann den fertigen Entwurf ausarbeiten können. Sehen Sie?« Ihre flinken Finger flogen über die Tastatur, und nach einigen Klicks öffnete sich ein neues Fenster, in dem eine Demoversion auf dem Bildschirm erschien.

      »Wow!«, stieß ich anerkennend hervor. »Etwas in der Art wäre tatsächlich ansprechend und hilfreich. Tolle Idee! Da waren Sie schon richtig kreativ! Kann ich meine eigenen Fotos von fertigen Gärten einbauen, sofern ich die Zustimmung der Eigentümer habe?«

      »Natürlich, das wäre wünschenswert. Ich werde das berücksichtigen.« Sie machte sich in einer Kladde Notizen.

      »Wie viel Zeit wird das ungefähr in Anspruch nehmen, bis die Seite fertiggestellt ist?«, erkundigte ich mich.

      »Ich denke, dass ich ein paar Tage brauchen werde. Ende der Woche wäre realistisch, vorausgesetzt, Herr Kelsterbach hat nicht haufenweise andere Aufgaben für mich. Momentan steht der Kitesurf-Cup an oberster Stelle der Prioritätenliste. Da gibt es in der Agentur viel zu tun. Es müssen Flyer gestaltet, Pressemitteilungen verfasst und die Homepages der Sponsoren mit Bildern und Infos gefüttert werden.«

      »Kann ich mir gut vorstellen. Ein Sportereignis dieses Ausmaßes erfordert eine Menge Vorbereitungszeit, und damit ist es vermutlich nicht allein getan. Bei mir kommt es auf ein paar Tage früher oder später nicht an, letztendlich zählt das Ergebnis. Bei Rückfragen können wir gern telefonieren oder mailen.«

      »In Ordnung.«

      Ich kramte eine Visitenkarte aus meiner Tasche, reichte sie Juna und verabschiedete mich von ihr.

      Als ich am Büro von Arno Kelsterbach vorbeikam, vernahm ich lautstarke Stimmen. Es war nicht zu überhören, dass hinter der Tür eine heftige Debatte im Gang war.

      »Da geht es ja hoch her«, bemerkte ich, an Kelsterbachs Sekretärin gewandt, die ebenfalls den Blick interessiert auf die Tür gerichtet hatte.

      Doch Dorit Hähnel verzichtete auf einen Kommentar ihrerseits und schenkte mir lediglich ein hilfloses Lächeln, dann richtete sie ihren Blick wieder auf ihren Computerbildschirm.

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