Syltwind. Sibylle Narberhaus
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Uwe winkte ab. »Erzähle ich dir später. Also, was haben unsere Leute herausgefunden?«
»Tatsächlich haben die Kollegen eine interessante Entdeckung gemacht. Auf seinen Konten sieht es nicht besonders rosig aus, aber in seiner Wohnung wurde eine stattliche Summe Bargeld gefunden.«
»Sag schon, Nick! Wie viel? Spann mich nicht länger auf die Folter!«
»10.000 Euro!«
Uwe stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. »Das klingt allerdings interessant! Wir sollten seinen ehemaligen Arbeitgebern, den Schröders, einen Besuch abstatten. Hast du die Adresse?«
»Habe ich. Let’s go!«
»Moin, mein Name ist Anna Scarren. Ich habe einen Termin bei Herrn Kelsterbach«, begrüßte ich die Frau hinter dem Schreibtisch. Sie trug eine dünne Strickjacke über ihrem bunt gemusterten Sommerkleid. Um ihren Hals hing eine Kette mit einem schlichten Kreuz.
Sie sah mich kurz durch ihre runden Brillengläser an, dann wanderte ihr Blick auf ihren Terminkalender, bevor sie antwortete. »Stimmt. Guten Morgen, bitte nehmen Sie einen Moment Platz. Herr Kelsterbach befindet sich augenblicklich in einem Gespräch.« Sie deutete auf eine moderne Sitzgruppe bestehend aus einem Sofa und zwei Sesseln auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. »Darf ich Ihnen derweil einen Kaffee oder ein Glas Wasser anbieten?«
»Nein, haben Sie vielen Dank«, erwiderte ich freundlich und nahm in einem der Designersessel Platz.
Man konnte ihnen auf den ersten Blick ansehen, dass sie vermutlich sehr teuer gewesen sein mochten, die Sitzqualität allerdings war alles andere als exquisit. Das erinnerte mich an ein Paar Schuhe, das ich neulich erstanden hatte. Sie sahen super aus, der Nachteil war, man konnte nicht sehr lange damit laufen. Während ich wartete, fielen mir einige große Werbeplakate von Sportveranstaltungen an den Wänden auf, dazwischen waren vereinzelt gerahmte Fotografien von Prominenten platziert, mit denen der Agenturinhaber vor der Kamera mit strahlendem Lächeln posierte. Plötzlich öffnete sich eine der Bürotüren und eine schlanke, attraktive Frau kam heraus, gefolgt von einem dunkelhaarigen, sportlichen Mann.
»Wir hören wieder voneinander!«, verabschiedete er die Frau, brachte sie zum Ausgang und richtete sogleich sein Augenmerk auf mich.
»Sie müssen Frau Scarren sein. Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro«, forderte er mich auf und ließ mir den Vortritt. »Hähnchen, bitte stellen Sie keine Anrufe durch«, wies er die Sekretärin an, die daraufhin pflichtbewusst nickte.
»Hähnchen? Das ist ein ziemlich ungewöhnlicher Name«, konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen, als er die Tür hinter uns geschlossen hatte.
»Das ist lediglich ein Kosename. Richtig heißt sie Dorit Hähnel«, erklärte er und setzte ein Lächeln auf. »Aber nun zu Ihnen und Ihrem Anliegen.«
»Zunächst danke ich Ihnen, dass Sie sich trotz Ihres vollen Terminkalenders Zeit für mich nehmen«, begann ich.
»Einer schönen Frau kann ich nichts abschlagen!«
Arno Kelsterbach stützte die Ellenbogen auf der Schreibtischplatte auf und unterzog mich einem musternden Blick, nachdem ich ihm gegenüber Platz genommen hatte. »Was kann ich für Sie tun? Am Telefon sprachen Sie davon, dass Ihrer Website neuer Schwung verliehen werden soll? Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge, in meinem Kopf herrscht gerade ein wenig Chaos. Sie machen beruflich was genau?« Seine wachen Augen ruhten auf mir. Mit diesem intensiven Blick und den markanten Gesichtszügen war es ihm in der Vergangenheit sicherlich des Öfteren gelungen, einige Frauenherzen höher schlagen zu lassen. Ich musste innerlich schmunzeln, als mir Nicks Warnung diesbezüglich einfiel.
»Ich bin Landschaftsarchitektin und betreibe auf der Insel ein eigenes Büro«, konzentrierte ich mich auf unser Gespräch. »Die Auftragslage ist ausgesprochen gut, und ich möchte expandieren beziehungsweise mein Angebot erweitern. Bei dieser Gelegenheit muss unbedingt mein Internetauftritt professioneller gestaltet werden, doch ich selbst stoße diesbezüglich an meine Grenzen, fachlich wie zeitlich.«
»Da sind Sie bei uns genau an der richtigen Adresse. Wir gestalten Webseiten, Broschüren, Flyer und Werbematerialien jeglicher Art. Wenn Sie mögen, bekommen Sie bei uns auch einen Imagefilm«, zählte er auf.
»Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein. Mir genügt ein neuer Internetauftritt.«
»Wie ich bereits am Telefon erwähnte, geht es bei uns momentan ziemlich turbulent zu. Der Kitesurf-Cup startet in Kürze, und wir haben alle Hände voll zu tun. Wann soll denn Ihr neuer Auftritt online gehen? Haben Sie in dieser Hinsicht eine Zeitangabe für mich, an der ich mich orientieren kann?« Er veränderte seine Sitzposition, und augenblicklich wehte ein feiner Hauch seines männlich dezenten Eau de Toilette zu mir herüber.
»Ehrlich gesagt, so schnell wie möglich«, gestand ich nach anfänglichem Zögern und steckte mir eine Strähne hinters Ohr. »Ich habe ein paar Ideen und Vorschläge zusammengetragen. Vielleicht können Sie sich daran orientieren.«
Ich reichte Arno Kelsterbach meine Unterlagen, die er neben sich legte, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Stattdessen verzog er grüblerisch den Mund und ließ mich dabei nicht aus den Augen.
»Lassen Sie mich kurz nachdenken. Ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden.« Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Heute fängt eine Praktikantin bei uns an. Vielleicht kann ich sie mit dieser Aufgabe betrauen. Ich werde sehen, was sich machen lässt«, ließ Arno Kelsterbach mich mit einem charmanten Lächeln wissen. Augenscheinlich konnte er mir meine Enttäuschung vom Gesicht ablesen, denn er ergänzte unmittelbar: »Seien Sie unbesorgt, Frau Scarren. Selbstverständlich geht nichts ohne meine vorherige Freigabe ins Netz. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.« Er war aufgestanden, da er es offenbar eilig hatte. Mir war der mehrmalig verstohlene Blick auf seine Armbanduhr nicht entgangen. »Da fällt mir ein, ein guter Freund von mir beabsichtigt, seinen Garten umgestalten zu lassen. Hätten Sie Interesse, sich das Ganze unverbindlich anzusehen und ihm gegebenenfalls ein Angebot zu unterbreiten?«, bemerkte er auf dem Weg zur Tür.
»Herzlich gern, davon lebe ich«, erwiderte ich und setzte ein freundliches Lächeln auf. Ich zog meine Geldbörse hervor und reichte ihm eine meiner Visitenkarten. »Ihr Freund kann mich gerne anrufen, damit wir einen Besichtigungstermin vereinbaren können. Ich würde mich freuen.«
Arno Kelsterbach überflog die Karte und reichte mir dann die Hand. »Prima, ich lass es ihn wissen. Wegen Ihres Internetauftrittes melde ich mich so schnell wie möglich bei Ihnen«, sicherte er mir zu und verschwand in seinem Büro.
Ich verabschiedete mich von seiner Sekretärin und verließ mit einem zuversichtlichen Gefühl die Agentur. Draußen vor der Tür wurde ich von lautem Möwengeschrei und herrlichstem Postkartenwetter empfangen. Daher beschloss ich aus einer spontanen Laune heraus, einen Abstecher zur Strandpromenade zu machen. Vielleicht hatte ich Glück und würde irgendwo ein freies Plätzchen ergattern können, um in Ruhe ein Eis zu essen und die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen.
Kapitel 5
Nick lenkte den Wagen durch die schmalen Seitenstraßen Kampens, bis er vor einem durch dicht gewachsene Nadelgehölze schwer einsehbaren Anwesen hielt.
»Hier muss es sein«, sagte er und parkte das Auto auf dem grasbewachsenen