Syltwind. Sibylle Narberhaus
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Читать онлайн книгу Syltwind - Sibylle Narberhaus страница 11
»Das Gegenteil ist der Fall. Wir waren mit Richards …, ich meine mit Herrn Münkels Arbeit immer hochzufrieden«, ergriff Insa Schröder schnell das Wort. »Er war ausgesprochen loyal, zuvorkommend und außerordentlich zuverlässig. Mehr kann man sich von einem Angestellten wohl kaum wünschen.« Sie lächelte zaghaft in die Runde, schließlich landete ihr Blick auf ihren Händen. Mit dem Daumen strich sie beinahe zärtlich über den hellgrünen Stein, der einen der beiden Ringe an der linken Hand zierte.
»Mit welchen Aufgaben war Herr Münkel bei Ihnen betraut?«, wollte Nick wissen.
»Da gab es unterschiedliche Dinge«, entgegnete Insa Schröder.
»Könnten Sie das bitte näher erläutern?«, bat Nick daraufhin.
»Also, er hat für uns sämtliche Lebensmitteleinkäufe getätigt, gekocht, Feste und Empfänge organisiert und sich der kleinen Dinge des Alltags angenommen. Um es kurz zu machen, ihm oblag die gesamte Haushaltsführung«, fasste sie zusammen.
»Hat er Sie auch in beruflicher Hinsicht unterstützt?«, fragte Uwe.
»Sie meinen, ob er für unsere Firma gearbeitet hat? Nein, seine Aufgaben beschränkten sich ausschließlich auf den privaten Bereich.«
»Ab und zu hat Herr Münkel auch Chauffeurdienste getätigt, beispielsweise hat er uns zum Hamburger Flughafen gefahren, da auf Sylt zu dieser Zeit keine Maschine startete. Darüber hinaus kam es gelegentlich vor, dass er Gäste oder Geschäftspartner von uns gefahren hat«, ergänzte Insa Schröder.
»Das klingt nach einem wahren Multitalent. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, warum er dann nicht mehr bei Ihnen arbeitet«, kam Nick zum Schluss und machte sich nebenbei Notizen.
»Das hatte andere Gründe«, gab ihm Gunnar Schröder knapp zu verstehen, bevor seine Frau zu einer Antwort ansetzen konnte. »Finanzieller Art«, fügte er hinzu, als er Nicks fragenden Gesichtsausdruck bemerkte.
»Wer erledigt seine Aufgaben stattdessen?« Nick sah ihn auffordernd an.
»Dreimal die Woche kommt eine Haushaltshilfe, in den Sommermonaten beschäftigen wir wöchentlich einen Gärtner, und verhungern müssen wir auch nicht, da meine Frau ausgesprochen gut kocht. Gelegentlich leisten wir uns dennoch einen Restaurantbesuch. Ich hoffe, damit ist Ihre Frage in ausreichendem Maße beantwortet, Herr Kommissar«, konterte Gunnar Schröder leicht gereizt.
»Danke, ich denke, das genügt.«
»Hatte Richard Münkel während seiner Anstellung bei Ihnen im Haus gewohnt und ein eigenes Zimmer?«, erkundigte sich Uwe.
»Nein, hat er nicht. Er hatte eine Wohnung in der Stadt. Hin und wieder hat er im Gästezimmer übernachtet, wenn dies erforderlich war«, konkretisierte Insa Schröder.
»Was genau verstehen Sie unter ›erforderlich‹?«, hakte Nick nach.
»Wenn wir einen Empfang oder eine Feier gegeben haben. Das konnte durchaus einmal später werden. Dann hat Herr Münkel hier übernachtet, aber das kam selten vor«, ließ Gunnar Schröder die Ermittler wissen.
»Können Sie sich vorstellen, dass Herr Münkel Feinde hatte? Oder besser gesagt, gab es in seinem Umfeld Ärger oder Probleme mit irgendjemandem? Eventuell mit Gästen von Ihnen oder privat? Ist Ihnen in dieser Hinsicht etwas aufgefallen?«, fragte Uwe und hoffte, auf diese Weise an wichtige Informationen zu gelangen.
»Nein. Richard Münkel erfreute sich großer Beliebtheit. Er wurde von allen unseren Freunden und Gästen äußerst geschätzt und für seine Arbeit gelobt«, bekräftigte Insa Schröder und spielte mit dem Anhänger ihrer goldenen Halskette. »Probleme sind uns zu keiner Zeit zu Ohren gekommen. Nicht wahr, Gunnar?« Sie drehte den Kopf in Richtung ihres Mannes, als würde sie auf seine Bestätigung warten. Er nickte lediglich. »Über private Dinge hat er nie mit uns gesprochen, wir haben allerdings auch nicht explizit nachgefragt.«
»Haben Sie vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Mehr Fragen haben wir momentan nicht.« Uwe erhob sich und reichte Gunnar Schröder eine Visitenkarte. »Sollte Ihnen noch etwas einfallen, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren. Manchmal kann selbst der kleinste Hinweis von Bedeutung sein. Es ist gut möglich, dass wir Sie ein weiteres Mal aufsuchen werden.«
»Wir stehen Ihnen jederzeit gern zur Verfügung. Tut uns leid, dass wir Ihnen nicht mehr Informationen geben konnten«, entschuldigte sich Insa Schröder und erhob sich. »Ich bringe Sie zur Tür.«
Sie war zweifellos eine hübsche Frau, überlegte Uwe, als sie ihm zum Abschied die Hand reichte. Er spürte ein leichtes Wärmegefühl, das sich über seine Wangen ausbreitete.
»Danke, machen Sie sich keine Umstände, wir finden allein hinaus. Angenehmen Tag!«, erwiderte Nick und folgte Uwe nach draußen.
»Was denkst du?«, fragte Uwe, während sie im Auto saßen und die Hauptstraße von Kampen nach Wenningstedt fuhren.
»Münkels Tod hat die beiden nicht sonderlich erschüttert, jedenfalls den Hausherrn. Seine Frau kann ich schwer einschätzen. Nach dem anfänglichen Schock hatte sie sich schnell unter Kontrolle. Sie wirkte auf mich zeitweise sehr nervös. Keine Ahnung, ob sie immer so ist oder etwas vor uns verbergen wollte. Vielleicht beschränkte sich die Beziehung zu ihrem Butler nicht nur aufs Geschäftliche, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Willst du damit andeuten, die Dame des Hauses hätte ein Verhältnis mit ihrem Angestellten gehabt?« Uwe überlegte. »Hm. Sie sieht gut aus und ist mindestens 15 Jahre jünger als ihr Mann.« Nick zog grinsend einen Mundwinkel hoch. »Der Gedanke ist nicht völlig von der Hand zu weisen, das war doch deine Idee. Warum guckst du so? Ist was?«
»Nein, nein, alles okay«, feixte Nick. Dann wurde er ernster. »Völlig ausschließen sollten wir die Möglichkeit nicht, zumal sie häufig seinen Vornamen verwendet hat, wenn sie von ihm gesprochen hat.«
»Stimmt, jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich auch. Dann war da vielleicht doch mehr zwischen den beiden, als sie uns gegenüber zugeben wollte.«
»Wenn dem so sein sollte, hätte sie es bestimmt nicht in Anwesenheit ihres Mannes frei heraus erzählt. Für meinen Geschmack klingt das dennoch zu klischeehaft. Dass Münkel aufgrund finanzieller Schwierigkeiten entlassen werden musste, passt meines Erachtens nicht ins Gesamtbild. Er fährt einen Bentley, sie einen neuen 911er, dazu das riesige Anwesen, die luxuriöse Einrichtung und der Gärtner. Das alles deutet nicht gerade darauf hin, als müsse sich das Ehepaar finanziell in irgendeiner Weise besonders einschränken.«
»Woher willst du wissen, dass der Porsche der Ehefrau gehört?«
»Erstens stand er noch nicht da, als wir kamen, und zweitens enthält das Nummernschild die Initialen ihres Namens: SI.«
»Logisch, hätte ich auch drauf kommen können.« Uwe lächelte schief. »Auf mich macht das Paar im Übrigen nicht den Eindruck, als würde es am Hungertuch nagen. Aber wer weiß, wie es hinter der Fassade aussieht? Vielleicht sind sie tatsächlich in eine finanzielle Schieflage geraten, und nach außen soll der Schein gewahrt bleiben, damit man nicht das Gesicht verliert«, spekulierte Uwe.
»Möglich, das sollten wir auf jeden Fall überprüfen. Wo wollen wir als Nächstes ansetzen?«
»Zuallererst brauche ich was Ordentliches zwischen die Kiemen, dann sehen wir weiter«, machte Uwe deutlich und klopfte sich auf den Bauch.