Syltwind. Sibylle Narberhaus

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Syltwind - Sibylle Narberhaus

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In engen Räumen bekam er schnell Platzangst, erst recht in unbeleuchteten. Mit dem Licht drängte sich zusätzlich ein Schwall frische Nordseeluft durch den Spalt. Ohne unnötig Zeit zu verlieren, machte er sich auf die Suche nach seinem Ziel. Kaum hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte, hörte er draußen abermals Schritte. Sie kamen schlurfend näher. Direkt vor der Tür verharrten sie, und er konnte jemanden schwerfällig atmen hören. Unmittelbar darauf ertönte eine tiefe Männerstimme. »Hallo? Ist hier jemand?«

      Augenblicklich brach ihm der Schweiß aus, und er wagte sich nicht vom Fleck, sondern starrte gebannt zur Tür.

      »Hallo?«, drang es neuerlich von draußen an sein Ohr.

      Wer war dieser Mann, und was hatte er mitten in der Nacht hier zu suchen? Handelte es sich wohlmöglich um einen Wachmann oder etwas in der Art? Er verhielt sich weiterhin ruhig. Unter keinen Umständen wollte er riskieren, dass man ihn entdeckte. Auf Zehenspitzen und mit klopfendem Herzen bewegte er sich Zentimeter für Zentimeter dem Ausgang entgegen, stets darauf bedacht, nicht das kleinste Geräusch von sich zu geben. Durch den schmalen Türspalt konnte er erkennen, wie sich der Unbekannte schwerfällig nach etwas bückte und es aufhob. Dann wanderte sein Blick zur Tür, auf die er nun leicht wankend zusteuerte. Ihm wurde schlagartig heiß, sein Puls raste. Nur wenige Schritte trennten sie, und der Unbekannte stünde ihm direkt gegenüber. Seine einzige Fluchtmöglichkeit war der Weg durch die Tür. Er saß buchstäblich in der Falle. Mit wachsender Panik sah er sich nach einem Versteck um, jedoch ergebnislos. Als der nächtliche Besucher unmittelbar vor dem Eingang angekommen war, konnte er seinem Fluchtimpuls nicht länger widerstehen und stürmte los. Dabei wurde der vollkommen ahnungslose Mann von der Wucht der auffliegenden Tür aus dem Gleichgewicht gebracht und fiel nach dem verzweifelten Versuch, irgendwo Halt zu finden, mit einem lauten Aufschrei zu Boden. Er selbst stolperte, kam dabei ins Straucheln und schlitterte ein Stück auf dem Asphalt entlang. Obwohl bei dem Sturz ein brennender Schmerz seinen rechten Unterarm durchzog, rappelte er sich blitzschnell auf und rannte die Westerländer Promenade in Richtung Innenstadt weiter, ohne dem Mann Beachtung zu schenken, der reglos neben der Tür auf dem Beton lag.

      Kapitel 2

      »Worüber amüsierst du dich so königlich?«

      Nick stand mit dem Rücken gegen den Kühlschrank gelehnt und beobachtete mich mit einem Grinsen im Gesicht, wie ich den Geschirrspüler ausräumte. In einer Hand hielt er trotz der späten Stunde einen Kaffeebecher, die andere steckte in der Hosentasche seiner Jeans.

      »Du läufst seit einer halben Stunde wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her.« Er setzte den Becher an die Lippen und trank einen Schluck.

      »Ich habe eben viel zu erledigen«, gab ich zurück. »Und außerdem …«

      »Außerdem?« Er sah mich mit prüfendem Blick von der Seite an.

      »Meinst du, es wird alles problemlos laufen?«

      »Ach, Anna.« Nick stellte seine Tasse ab. Dann nahm er mir die Plastikschüssel, die ich fest umklammert in der Hand hielt, ab und stellte sie zur Seite.

      »Mach dir nicht so viele Sorgen, Sweety!« Er zog mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Christopher wird es hervorragend gehen, und ihm wird es an nichts fehlen, davon bin ich überzeugt. Deine Eltern freuen sich seit Wochen auf diesen Urlaub mit ihrem Enkel. Gönn’ ihnen den Spaß! In zehn Tagen sind sie zurück.«

      »Du hast ja recht, und Amrum liegt auch nur einen Katzensprung von Sylt entfernt. Trotz allem, es ist das erste Mal, dass er für so lange Zeit von uns getrennt ist. Vermisst du ihn denn gar nicht?«

      »Natürlich vermisse ich ihn. Was denkst du denn?« Eine gehörige Portion Empörung schwang in seiner Stimme mit. »Ich bin sicher, unser Kleiner wird viel Spaß haben.«

      »Hoffentlich wird es meiner Mutter nicht zu viel. Sie ist ein Kleinkind um sich herum nicht mehr gewohnt.«

      »Zu viel?« Nick lachte. »Da kennst du deine Mom aber schlecht. Sie wird in ihrer Rolle als Oma zur Höchstform auflaufen. Daran bestehen keinerlei Zweifel, den stolzen Opa nicht zu vergessen!«

      »Wahrscheinlich hast du recht«, gab ich mit einem Seufzer zurück. Es bestand tatsächlich nicht der geringste Grund, mir den Kopf zu zerbrechen.

      »Bestimmt sogar. Und jetzt komm, lass uns vor dem Schlafengehen eine Runde mit Pepper drehen«, forderte er mich auf und reichte mir seine Hand.

      Etwas Kaltes kitzelte mich am Fuß. Reflexartig zog ich ihn unter die Bettdecke. Dann öffnete ich die Augen und blinzelte ins helle Sonnenlicht, das unser Schlafzimmer flutete. Winzige Staubpartikel tanzten im Licht wie Mücken über dem Wasser. Gleich darauf entdeckte ich Pepper neben mir, der mir mit einem Schwanzwedeln und seinem treuen Blick einen guten Morgen wünschte. Ich kraulte ihn hinterm Ohr, was er mit einem wohligen Grunzen, schief gelegtem Kopf und halb geschlossenen Augen honorierte. Nach der Streicheleinheit trottete er zufrieden davon. Aus dem angrenzenden Badezimmer konnte ich das Rauschen des Wassers in der Dusche hören. Nick war bereits auf den Beinen, was für einen Frühaufsteher wie ihn nicht verwunderlich war. In dieser Hinsicht hätten wir nicht gegensätzlicher sein können, denn ich schlief für mein Leben gerne lang. Seit Christopher jedoch auf der Welt war, konnte ich die Tage, an denen ich ausgiebig ausschlafen konnte, an einer Hand abzählen. Schweren Herzens schälte ich mich aus meinem warmen Nest und schlurfte ins Badezimmer.

      »Guten Morgen, Sweety! Gut geschlafen?«, wurde ich von Nick begrüßt, der mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt vor dem großen Spiegel stand und sich rasierte.

      »Wie ein Stein«, bestätigte ich mit einem Gähnen und schmiegte mich an ihn. Seine Haut war warm und roch verführerisch nach seinem Duschgel. Hier und da auf seiner Haut schimmerten vereinzelt Wasserperlen in der Morgensonne.

      »Frühstücken wir gleich zusammen?«, fragte er.

      »Ja, sollten wir nicht?«, erwiderte ich überrascht über seine Frage und löste mich von ihm.

      »Ich hatte angenommen, du seist in Eile, da um 8.30 Uhr dein Segelkurs beginnt. Das steht jedenfalls auf unserem Kalender in der Küche.«

      »Mist! Das ist ja heute! Das habe ich vollkommen vergessen«, fiel es mir siedend heiß ein.

      »Ich habe mich ein bisschen gewundert, dass du dir gestern nicht den Wecker gestellt hast. Dann gib mal Gas!«

      In Windeseile machte ich mich fertig und griff beim Verlassen des Hauses nach dem Thermobecher mit Tee, den mir Nick freundlicherweise reichte.

      »Viel Spaß und fahr vorsichtig!«, rief er mir nach. »Auf fünf Minuten früher oder später kommt es nicht an.«

      »Ja, danke! Bis später!«

      Ich sprang in meinen Wagen und fuhr auf schnellstem Weg nach Hörnum zum Hafen, wo sich auch vor Ort der Segelclub befand. Meine Eltern hatten mir zu meinem letzten Geburtstag auf Initiative meiner Mutter hin einen Segel-Schnupperkurs geschenkt, da sie der Ansicht waren, dass es in Anbetracht der Tatsache, dass ich auf einer Insel lebte, zwingend notwendig sei, sich im Notfall auch auf dem Wasser bewegen zu können. Dieser Kurs umfasste neben einer kurzen theoretischen Einführung einen praktischen Teil, einen kleinen Törn auf dem Meer, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Ehrlicherweise musste ich gestehen, dass ich selbst nie auf die Idee gekommen wäre, einen entsprechenden Kurs zu belegen, und es nicht für überlebensnotwendig hielt, dennoch wollte ich meine Eltern nicht enttäuschen. Meine beste Freundin Britta, die seit vielen Jahren auf Sylt lebte, hatte zum zehnten Hochzeitstag von ihrem Mann Jan

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