Mühlviertler Grab. Eva Reichl

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Mühlviertler Grab - Eva Reichl

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Dadurch hätten wir am eigenen Leib erfahren, ob das Wasser eine Wirkung hat oder nicht«, scherzte Grünbrecht und bog in die Zufahrt zur Heilquelle ein. Auf dem Parkplatz vor der spätbarocken Wallfahrtskapelle Maria Bründl hielten sie an.

      »Natürlich hat Wasser eine Wirkung. Man wird davon sauber und es löscht den Durst«, brummte Stern.

      »Das natürlich auch, aber das meinte ich nicht. Irgendetwas muss doch dran sein an dieser Heilwasser-Geschichte.«

      »Laut wissenschaftlichen Untersuchungen weist die Quelle einen Radongehalt von 5,6 nCi pro Liter auf«, dozierte Stern.

      »Und was bedeutet das?«, fragte Grünbrecht, die keinen blassen Schimmer hatte, was ihr Vorgesetzter damit ausdrücken wollte. »Radon ist doch so radioaktives Zeug, oder etwa nicht?«

      »Schon, aber wenn man der Medizin Glauben schenken darf, hilft das natürlich vorkommende Radon im Wasser bei Rheuma sowie Haut- und Atemwegserkrankungen.« Stern beendete die Internetrecherche und steckte das Handy in die Brusttasche seiner Jacke. »Und wie wir mit eignen Augen feststellen können, glauben ganz viele Menschen an die Heilkraft dieses Radonwassers.« Stern und Grünbrecht beobachteten vom Wagen aus, wie mehrere Personen ganze Kisten voller Wasserflaschen aus dem Wald herauskarrten.

      »Irgendwo dort drinnen ist wohl die Quelle«, schlussfolgerte Grünbrecht.

      »Ich schlage vor, wir sehen uns das mal an.« Stern stieg aus dem BMW und folgte den Pilgern hinein in den Wald. Nur einen Steinwurf von der Kapelle entfernt befand sich am Beginn eines Hangs eine Abfüllstation, zu der das Wasser der Quelle geleitet wurde, damit die Menschen beim Abfüllen ihrer Flaschen die Andacht in der Kapelle nicht störten. Mindestens acht Personen belagerten die Entnahmestelle, und Stern überlegte, wie viele weitere seit dem Mord an dem Politiker hier gewesen sein mochten. Sie alle hatten dazu beigetragen, dass alle Kampfspuren – wenn es welche gegeben hatte – vernichtet worden waren.

      »Hier werden wir nichts finden, Chef«, kam Grünbrecht zu dem gleichen Ergebnis.

      »An einem derart stark frequentierten Ort ist es immer schwer, Spuren zu sichten, Grünbrecht. Schauen wir uns den steinernen Brunnen mal genauer an, ob es überhaupt möglich wäre, dass darin jemand ertrinkt.«

      »Oder ersäuft wird.«

      »Auch das ist natürlich denkbar.«

      Die Kriminalbeamten warteten darauf, bis die Menschen mit ihrem abgezapften Heilwasser von dannen gezogen waren, und besahen sich anschließend die Abfüllstation.

      »Wir haben Glück, Chef. Dort oben ist eine Kamera. Sie zeigt auf den Platz vor der Entnahmestelle.«

      »Der Winkel ist nicht gerade vielversprechend«, warf Stern ein. »Alles, was sich direkt vor der Quelle abspielt, wird nicht gefilmt. Und wenn man seitwärts den Hang runterkommt, erfasst einen die Kamera auch nicht.«

      »Trotzdem sollten wir den Betreiber um die Aufnahmen bitten.«

      »Übernehmen Sie das, Grünbrecht.«

      Die Gruppeninspektorin notierte sich die Anweisung, und Stern stellte sich vor, wie der Mord an diesem Platz abgelaufen sein könnte.

      »Wenn die Brunnen zur Gänze mit Wasser gefüllt sind, kann man darin jemanden ertränken. Und an diesem Hahn«, Stern deutete auf den Zapfhahn, der aus der Steinmauer ragte, »kann man sich leicht stoßen, wenn einem der Kopf unter Wasser gedrückt wird.«

      »Das würde die Verletzung am Hinterkopf des Opfers erklären. Demnach müssten wir Spuren an dem Hahn finden«, resümierte Grünbrecht.

      »Wenn inzwischen nicht zu viel Wasser durch Heilsuchende heruntergelaufen ist«, warf Stern ein.

      »Die Spurensicherung soll trotzdem herkommen und alles absuchen«, erwiderte Grünbrecht, während sie das Handy entsperrte und nach der gewünschten Nummer scrollte.

      »Wenn es Kampfspuren gegeben hat, sind die vernichtet«, sagte Stern zu Grünbrecht, was er sich vorhin bereits gedacht hatte, und deutete auf den Boden. »In den letzten Stunden sind hier bestimmt Dutzende Füße darüber getrampelt.«

      »An der Entnahmestelle werden wir wahrscheinlich unzählige Spuren von genauso vielen Leuten finden«, zeigte Grünbrecht sich ebenfalls nicht gerade hoffnungsvoll, einen Treffer zu landen und somit zu einem schnellen Ergebnis im Mordfall Oliver Koch zu kommen. Anschließend wählte sie die Nummer der Spurensicherung.

      Währenddessen begutachtete Stern das Granitbecken der Entnahmestelle und fragte sich, ob es tatsächlich möglich war, dass dieses Wasser, das irgendwo nahe der Kapelle aus der Erde kam, Heilkräfte besaß. Wenn ja, konnte es nicht schaden, sich damit das Gesicht zu waschen und die Augen zu reiben, entschied er kurzerhand, bevor Grünbrecht ihr Telefonat beendete. Dann musste er ihr auch nichts erklären. Er warf rasch einen Blick zu ihr hinüber, und als er sie mit dem Rücken zu sich stehend der Spurensicherung Anweisungen geben sah, bückte er sich und benetzte das Gesicht mit dem kühlen Nass. Mehrmals wusch er sich die Augen und hoffte, dass dadurch eine Brille nicht mehr nötig wäre.

      »Chef, was machen Sie da?«, fragte Grünbrecht plötzlich hinter ihm.

      »Äh …« Stern fiel es schwer, auf die Schnelle eine passende Antwort zu finden. Sein Gesicht war nass, das Wasser tropfte von seinem Kinn auf Brust und Bauch und hinterließ auf dem blauen Hemd dunkle Flecken. Es war zwecklos, ihm fiel keine Ausrede ein, also blieb er bei der Wahrheit. Oder der Beinahe-Wahrheit. »Mir war heiß, und da habe ich mich ein wenig abgekühlt.« Mit der Hand wischte er das überschüssige Wasser ab, um zu verhindern, dass es weiter seine Kleidung durchnässte.

      »Sie könnten einen Tatort verunreinigt haben«, wies Grünbrecht ihn auf diese Möglichkeit hin.

      »Ich bin mir sicher, dass der Mord nicht hier stattgefunden hat. Außerdem habe ich aufgepasst, dass ich nichts berührt habe bis auf den Hahn. Und den haben Unzählige vor mir angefasst.«

      »Ihnen war gar nicht heiß. Sie haben das Wasser ausprobiert, weil Sie wissen wollen, ob es tatsächlich Heilkräfte besitzt. Wegen Ihrer Augen. Und ich dachte, Sie halten nichts von diesem Hokuspokus. Sie sollten sich eine Brille zulegen, Chef.« Grünbrecht sah ihren Vorgesetzten herausfordernd an. Stets wetterte er gegen Gefühle und Glauben. Immer verlangte er Fakten. Doch wo waren die Beweise für die Heilkraft dieses Wassers?

      »Ich halte auch nichts davon. Aber wenn wir schon mal da sind, kann es nicht schaden, es zu testen«, rechtfertigte Stern sein Handeln.

      Grünbrecht schüttelte den Kopf. »Wenn ich das Mirscher und Kolanski erzähle …«

      »Nichts werden Sie, Grünbrecht! Das bleibt unser kleines Geheimnis!« Stern hob drohend den Zeigefinger.

      »Sie können mich nicht zum Schweigen zwingen, Chef. Wenn ich es für mich behalte, dann mache ich das aus freien Stücken«, stellte die Gruppeninspektorin klar.

      Stern seufzte. Natürlich hatte Grünbrecht recht, auch was sein ansonsten so penibel auf Fakten getrimmtes Bewusstsein anbelangte. Für einen Augenblick hatte er sich hinreißen lassen und an die Kraft des Wassers glauben wollen. Nun, schaden würde es ihm bestimmt nicht, hoffte er, auch wenn darin in einer höheren Konzentration als üblich Radon zu sein schien. Er würde dadurch schon nicht erblinden. Obwohl sich jetzt ein ungutes Gefühl bei ihm einstellte.

      »Wir sollten für Weber eine Probe mitnehmen. Die kann er mit den Rückständen in

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