Die letzte Kurve. Wildis Streng

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die letzte Kurve - Wildis Streng страница 7

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Die letzte Kurve - Wildis Streng

Скачать книгу

am Fuße ihrer Mauern hatten. Dort parkte Heiko den M3, was nur deshalb möglich war, weil sich am späten Nachmittag die Besucher des Ostermarktes nach und nach gelichtet hatten. Diesmal durfte Sita wieder mit, zum ersten Mal war sie bei einer Ermittlung dabei, und schwanzwedelnd rannte der Dackel voraus. Zahlreiche Menschen kamen ihnen entgegen, die alles Mögliche mit sich schleppten – Heiko kam sich fast wie auf der Muswies vor. Da hatte es auch schon einen Todesfall gegeben, er erlebte sozusagen ein doppeltes Déjà-vu. Sie passierten den Kunstverein und überquerten die Straße in Richtung Altstadt. Heiko zog Lisa von all den Ständen fort, mit der Begründung, dass sie zu tun hätten. Ein angenehmer Nebeneffekt ihrer Ermittlung war natürlich, dass er gleich in den Genuss eines Kaffees und der hervorragenden Wibele-Torte des Café Bauer kommen würde.

      Lisa und Heiko erkletterten die teppichbelegten Stufen des Langenburger Traditionscafés. Das andere, das Café Dürr, stand dem »Bauer« in nichts nach. Allerdings mussten sie nun im »Bauer« ermitteln. Und sie würden die wunderschöne Aussicht genießen können, denn die Dachterrasse im »Bauer« bot einen fantastischen Blick über das gesamte Jagsttal in Richtungen Bächlingen, von den Hohenlohern nur »Bächli« genannt. Und tatsächlich hatten sie Glück. Nachdem sie das etwas antiquiert, aber überaus stilvoll in Rosatönen eingerichtete Café, das von schweren, alten Art-Déco-Messinglampen illuminiert wurde, durchquert hatten und hinaus auf die lichtdurchflutete Terrasse getreten waren, standen soeben zwei ältere Damen an der Wand auf, und Lisa und Heiko konnten den Tisch in Beschlag nehmen.

      Die Bedienung, eine junge blonde Dame mit kessem Pferdeschwanz und sehr schlanker Figur, räumte eilfertig die beiden Eiscafébecher weg und wischte den Tisch ab, um ihnen anschließend mit aufforderndem Lächeln zwei Speisekarten hinzulegen. Nachdem sie sich bedankt hatten, fixierte Heiko die Tische direkt an der Brüstung, wo sich die Leute mit etwas zu trinken und dem einen oder anderen Tortenstück so postiert hatten, dass sie einen hervorragenden Blick auf das Tal hatten. Nach wie vor saßen die Menschen am kleinen Erker, der über den Rest des Geländes ragte, dichter gedrängt als auf dem Rest der Veranda. Nicht alle gafften offensiv, aber kaum einer linste nicht alle paar Sekunden verstohlen hinüber, um zu sehen, ob es neue Entwicklungen gab und vielleicht endlich die Leiche abtransportiert wurde, denn das wäre eine willkommene Abwechslung im manchmal so tristen hohenlohischen Alltag.

      »Und hier haben die also – wie heißt das noch mal – Wibele-Torte gegessen?«, fragte Lisa.

      »Ja, Wibele sind das Langenburger Nationalgebäck – allräddi entschoid bei Her Mädschesty Kwiin Victoria«, erläuterte Heiko.

      »Und wieso redest du jetzt auf einmal Englisch?«, wunderte sich Lisa.

      »Weil es da eine ganz kultige Rede von 1961 gibt, in der der Langenburger Bürgermeister der frisch inthronisierten Queen Elisabeth Wibele schenkt. Dabei konnte der arme Mann gar kein Englisch, und die Queen hat’s vor Lachen fast verrissen.«

      »Echt? Das müssen wir mal anschauen. Gibt’s das online?«

      »Klar, man muss nur ›Queen‹ und ›Langenburg‹ eingeben, dann findet man’s.«

      »Soso.«

      »Ja, und Prinz Philipp soll anschließend gesagt haben: ›Hätte er Deutsch gesprochen, dann hätte ich ihn verstanden.‹ Dabei hat der Bürgermeister die Rede extra vom Schuhleerer übersetzen lassen und das Ablesen mehrfach geübt.«

      »Von wem?«

      »Vom Englischlehrer. In Hohenlohe ›Schullehrer‹ genannt. Hört sich aber meistens eher wie ›Schuhleerer‹ an.«

      »Aha.« Lisa grinste und wunderte sich dann: »Und was macht die Queen in Langenburg?«

      »Ich glaube, Philipp ist der Bruder von Fürst Krafts … Mutter?«

      »Kraft?«

      »Der Vater des jetzigen Fürsten.«

      »Ach so.«

      »A reechder Mou!«

      »Wer?«

      »Der Fürst. Fürst Philipp.«

      »Ach so. Na, dann essen wir doch mal so eine Wibele-Torte, oder?«, schlug Lisa vor und visierte die Bedienung an, die augenblicklich mit einem gezückten Tablet erschien und mit leicht hochgezogenen, perfekt gezupften Augenbrauen nach ihren Wünschen fragte. Lisa und Heiko bestellten die Wibele-Torte, Heiko einen Kaffee dazu und Lisa einen Latte Macchiato.

      »Und, was denkst du? War es Mord?«, wollte Lisa wissen und riss Heiko, der wieder sinnierend in Richtung Tal geschaut hatte, damit aus seinen Gedanken. Der hohenlohische Kommissar zuckte die Achseln und fuhr sich mit der großen Hand durchs Haar, das ehemals beinah schwarz gewesen war, nun aber deutlich von grauen Stellen durchzogen wurde – immerhin gingen sie beide inzwischen auf die 40 zu.

      »Rein vom Bauchgefühl her, meinst du?«

      »Ja. Nur so.«

      »Dann … inzwischen … irgendwie ja. Ich weiß nicht, warum. Ist nicht das Naheliegendste, aber könnte sein.«

      »Wir werden sehen«, meinte Lisa und folgte mit Blicken der Bedienung, die erst an einem anderen Tisch einen Kaffee abstellte und anschließend zu ihnen kam und die Tortenstücke und Getränke lieferte. »Das sieht ja toll aus«, fand Lisa und betrachtete begeistert die cremefarbene Köstlichkeit mit den knusprigen Wibele als Krönung. Zwei kakaodunkle Böden mit einer Schokolade-Wibele-Creme dazwischen, darüber ein heller Bisquit, alles mit mehreren Schichten Sahnecreme, Schokosoße, Sahne und natürlich Wibele als Topping. Über Kalorien sollte sie da nicht nachdenken, wollte sie kein schlechtes Gewissen bekommen. Sie hatte ein paar Kilo zugenommen, seit sie hierhergezogen war. Aber sie ging immer noch als schlank durch und gefiel sich.

      »Sie, entschuldigen Sie bitte«, bremste Heiko die Bedienung aus, die schon wieder den Rückzug antreten wollte.

      »Ja?«, erwiderte die Dame, bemüht freundlich – sie war offenbar im Stress.

      »Vor ungefähr zwei Stunden war hier eine Gruppe Biker«, begann Heiko.

      Die Dame tat gar nicht erst so, als wüsste sie nicht, was Heiko meinte. »Ist einer von denen da unten verunglückt?«, fragte sie zurück, flüsternd und irgendwie ehrlich schockiert.

      Heiko nickte. »Ja.«

      »Und welcher?«

      »Ein Mann um die 50.«

      »Mit Schnurrbart?«

      »Nein, ohne. Erinnern Sie sich?«

      Die Bedienung dachte kurz nach und meinte dann: »Ja. Aber der mit Schnurrbart hat mehr Trinkgeld gegeben.«

      Heiko biss sich auf die Lippen, um sich sein innerliches Grinsen nicht anmerken zu lassen. So wurde man von Servicefachkräften in Erinnerung behalten.

      »Sie glauben gar nicht, wie viel Gewese manche um zehn Cent machen!«, erläuterte die Bedienung, die offenbar seinen Gedankengang erraten hatte. »Da freut man sich eben über ein anständiges Trinkgeld.«

      »Hm«, machte Heiko. »Können Sie sich sonst noch an was erinnern, bei der Gruppe?«

      »Eine ausnehmend Hübsche war dabei. Hat wie ein Model ausgesehen.«

      »Ach, tatsächlich?«,

Скачать книгу