Grantlkatz. Kaspar Panizza
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»Ach wo, wollte nur wissen, ob du mir das mit dem Altenheim und den pürierten Brokkoligläschen noch nachträgst.«
Steinböck, der gerade auf den Parkplatz in der Ettstraße einbog, bremste den Käfer ruckartig ab und freute sich diebisch, als die Katze beinahe vom Sitz geschleudert wurde. Es folgte eine der üblichen Fehlzündungen und dann war der Wagen sauber eingeparkt auf seinem Platz. Vor dem Eingang zum Kommissariat stand ein Aufnahmewagen vom Bayerischen Rundfunk, aus dessen Kofferraum ein Mann soeben eine tragbare Kamera hervorzog.
»Vorsicht, Alarmstufe Rot: Wenn sogar die vom Fernsehen da sind, wird die ganze Eingangshalle voll sein. Ich schleich mich durch den Hintereingang rein. Du kannst dich ja mal umhören, aber machs net so auffällig«, bemerkte er in Richtung Frau Merkel.
Steinböck umrundete vorsichtig die Mauer und stellte fest, dass ihm niemand folgte. Erleichtert erreichte er einen der Nebeneingänge, zu dem er einen Schlüssel hatte. Plötzlich löste sich aus dem Schatten der Hauswand eine Person, eilte schnell auf ihn zu und erreichte ihn, bevor er die Tür aufgeschlossen hatte.
»Kommissar Steinböck, Sie wollen mir doch nicht entkommen?«, rief Sabine Husup und schob sich samt ihrer riesigen Umhängetasche zwischen ihn und die rettende Tür.
»Doch, das hatte ich eigentlich vor.«
»Zu spät, Sie mussten doch wissen, dass ich Sie erwische.«
Steinböck zuckte resigniert mit den Schultern und musterte die kleine Reporterin. Sie war mit Jeans und einem überlangen grauen, vermutlich selbst gestrickten Pullover bekleidet. Wie üblich hatte sie die kurzen Haare gegelt. Die glichen dadurch mehr einem Käseigel als einer Frisur. Die runde Nickelbrille hatte ihr hier auf dem Revier den Spitznamen Harry Potter für Arme eingebracht. »Also, was wollen Sie?«
»Der Mord an Renato Maucher, war es ein Racheakt?«
»Renato Maucher? Racheakt?«, fragte er sichtlich überrascht.
»Jetzt kommen Sie schon, Herr Kommissar, der Kerl war ein ganz mieser Hund. Einen auf feinen Pinkel machen und dann die armen Schweine unter der Reichenbachbrücke um ihr Geld betrügen. Also, war das nun ein Rachemord?«
»Mensch, Husup, dazu kann ich ein paar Stunden nach dem Mord wirklich noch nichts sagen. Melden Sie sich morgen wieder, und ich will schauen, was ich bis dahin an die Presse weitergeben kann. Oder besser: Ich ruf Sie morgen Nachmittag an.«
»Morgen, morgen, das ist Ihr Lieblingswort. Ich warte auf Ihren Anruf! Wehe, wenn Sie mich dann erneut vertrösten.«
»Aber Frau Husup«, sagte er scheinheilig. »Das würde mir nie in den Sinn kommen.«
»Pharisäer«, zischte sie und gab widerwillig den Durchgang frei. »Ach, Kommissar Steinböck, hier mein Artikel, den ich letzte Woche über den Maucher geschrieben habe«, fuhr sie fort und klopfte mit einer zusammengefalteten Zeitung auf seine Brust.
Erleichtert lehnte sich Steinböck gegen die Tür, die hinter ihm ins Schloss gefallen war, und winkte mit der Zeitung in die an der Decke angebrachte Überwachungskamera. Ihm war klar, dass durch sein Öffnen der Hintertür oben in der Information ein Alarm ausgelöst wurde. Deshalb wartete er noch ein paar Sekunden, bis er sicher war, dass der Kollege Schneehofer ihn erkannt hatte. Es war ihm ein Rätsel, woher Husup all diese Informationen hatte. Und sie wusste schon wieder entschieden mehr als er. Er kramte sein Smartphone aus der Tasche und wählte die Nummer von Peter Obstler, seinem Informanten.
»Servus, Peter, sagt dir der Name Renato Maucher etwas?«
»Ist das der, den sie heut Nacht um’bracht haben?«
»Woher weißt du des?«
»Geh, Steinböck, Informationen sind meine Geschäftsgrundlage.«
»Eben, und solche brauche ich über den Maucher, und zwar des, was man hinter der Hand über ihn redet.«
»Versteh schon. Um 11 Uhr im Biergarten? Passt des?«
»Ich bin da.«
*
»Servus, Chef, wie bist du durch all die Reporter am Eingang durchgekommen?«, begrüßte ihn Ilona Hasleitner, als er das Büro betrat.
»Ich bin durch den Hintereingang reingekommen.«
»Sehr clever, den kennt wenigstens niemand.«
»Von wegen, die Husup hat mich da schon erwartet. Und was soll ich euch sagen, die weiß schon wieder mehr als ich«, antwortete er, warf die Zeitung auf den Tisch und füllte sich seinen Kaffeehafen.
»Deine Butterbrezen stehen auf deinem Schreibtisch«, sagte sie und rollte ein paar Blätter zusammen. »Und hier sind die bisher bekannten Informationen über die Mauchers.«
»Ilona, du bist a Schau. Wenn’s dich ned schon gäb, müsst man dich erfinden.«
»Wegen der Butterbrezen oder wegen meiner Arbeit?«
»Natürlich wegen der Butterbrezen«, tönte Emil und duckte sich hinter seinen Bildschirm. Der kleine Tumult war schnell vorbei und Emil rieb sich seinen Oberschenkel.
»Hey, du weißt schon, dass ich wieder was spür.«
»Eben deswegen, sonst hätt’s ja keinen Sinn«, antwortete Ilona lachend.
»Ihr seids zwei so Kindsköpf«, brummte Steinböck und schüttelte genervt den Kopf.
Emil rollte zur Tür und rief theatralisch: »Bloß weg hier, so viel Gewalt am Arbeitsplatz …«
»Was hat er denn?«, fragte der Kommissar genervt.
»Nix, wahrscheinlich muass er mal.«
»Ach so, für kleine Königstiger.«
»Eher für kleine Erdmännchen«, grinste sie.
»Gibt’s denn schon irgendwas Neues bei unserem Fall?«, wollte Steinböck wissen.
Ilona sammelte ihre Papiere zusammen, die nach dem kleinen Kampf mit Emil ziemlich ramponiert aussahen. »Also, der Maucher hat mehrere Baugeschäfte und Handwerksbetriebe. Eins für Trockenbau, eins für Fliesenleger, ein Maler- und Tapezierbetrieb et cetera. Er besitzt ein Haus am Gardasee und eines hier in München in der Prinzenstraße. Er ist in dritter Ehe mit Silke Maucher, 32 Jahre alt, geborene Semmelau, verheiratet.«
»Semmelau sagt mir irgendwas«, überlegte Steinböck und runzelte die Stirn.
»Sei schlau und bau dein Haus mit Semmelau«, flötete Ilona. »Alter Münchner Betonadel.«
»Da kommt ja einiges zusammen. Haben die Beamten noch etwas erfahren?«
»Nein, sie haben ein paar Obdachlose im Hofgarten befragt. Niemandem ist etwas aufgefallen. Sonst war zu dieser Zeit keiner mehr unterwegs.«
Während die junge Kommissarin ihre Notizen durchsah, versuchte Steinböck leise fluchend, mit der neuen Kaffeemaschine zurechtzukommen. Ilona hatte sich offensichtlich vorgenommen, sein Problem zu ignorieren.
Emil