Grantlkatz. Kaspar Panizza
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Читать онлайн книгу Grantlkatz - Kaspar Panizza страница 6
»Für kleine Hyänen, passt auch«, kicherte Ilona leise.
»Also, Chef, was willst? An Cappuccino?«
»Naa, des im Glasl, mit der Milli obendrauf.«
»Aha, einen Latte macchiato. Schau her. Da nimmst jetzt so a Glasl, stellst es da drunter und druckst auf diesen Knopf, wo ein Glas abgebildet ist.«
Fasziniert schaute Steinböck zu, wie zuerst der Milchschaum hineinlief und dann durch den Schaum der Kaffee, der sich schließlich am Boden absetzte.
»Und vergiss nicht, dein Glas selber zu spülen«, tönte Ilona von hinten.
»Gibt’s schon einen Bericht von der SpuSi?«, fragte Steinböck und trug andächtig seinen ersten selbst gemachten Latte macchiato zu seinem Schreibtisch.
»Ich hab vorhin angerufen, Bericht kommt im Laufe des Vormittags. Der Fleck mit der Radelspur ist tatsächlich Blut. Es stammt aber nicht vom Opfer. Vermutlich von der Ehefrau«, erklärte Emil.
Steinböck stellte das Glas beiseite, kramte sein Smartphone heraus und hackte ungeduldig mit dem Finger darauf herum. »Kruzifix, scheiß modernes Klump«, grummelte er leise. Schließlich hatte er Erfolg und reichte das Gerät zufrieden an Emil.
»A bisserl mehr Geduld, Chef. Des Smartphone is a bloß a Mensch.«
»Geh, du Depp, schau dir lieber das Foto an.«
Emil vergrößerte mit Daumen und Zeigefinger das Bild und pfiff durch die Zähne. »Hoppla, a Fahrradspur ist des ned. Das sieht mir ganz nach einem Rollireifen aus, und so schmal wie der ist, war da keiner dring’sessen.« Dann reichte er das Handy dem verdutzten Steinböck zurück.
»Ilona, ruf im Krankenhaus an, ob wir die Maucher schon befragen können. Wir brauchen so schnell wie möglich eine Aussage von der Frau. Du fährst mit dem Emil dorthin und ich besuch den Klessel, und anschließend hab ich mit dem Obstler eine Verabredung im Biergarten. Die Husup hat so eine seltsame Andeutung gemacht. Mal schauen, was der Peter so erzählt.«
»Sag mal, Chef, wo ist eigentlich die Katz?«, wollte Hasleitner wissen.
»Auweh, die hab ich ganz vergessen, die baut bestimmt schon wieder Mist. Ich hoffe, ich find sie unterwegs.«
*
Eigentlich wollte er direkt zu Klessel in die Gerichtsmedizin, aber nun musste er wohl oder übel in der Eingangshalle vorbeischauen. Dort trieben sich immer noch ein Dutzend Journalisten und Kameramänner herum. Mitten drin Paul Mögele, der Dienststellenleiter, wie gewöhnlich mit einem seiner hochmodischen, schicken mausgrauen Trachtenanzüge gekleidet, der beschwichtigend die Hände hob. Plötzlich entdeckte er Steinböck und eilte auf ihn zu.
»Sag mal, was ist des mit dem Mord am Maucher? Warum bin ich nicht informiert? Die Presse macht mir die Hölle heiß.«
»Dann schmeiß sie halt naus. Der Mord ist heut Nacht passiert, die Leiche ist noch nicht mal richtig kalt und da stehen die Aasgeier schon vor der Tür«, schimpfte Steinböck wütend. »Ich kann dir auch nicht mehr sagen, weil ich nicht mehr weiß. Sobald es Ergebnisse gibt, bist du der Erste, der es erfährt.« Er drehte sich um und ließ Mögele einfach stehen. Da er die Katze nirgendwo gesehen hatte, steuerte er direkt die Räume der Gerichtsmedizin an.
Thomas Klessel saß, immer noch im grünen OP-Dress mit Mundschutz und Haube, am Schreibtisch und tippte mit seinem berühmten Zwei-Finger-Adlersuchsystem den Obduktionsbericht in den Laptop. Als Steinböck den Raum betrat, blickte er kurz auf, um anschließend noch konzentrierter weiterzutippen.
»Ich hab’s gleich«, sagte er laut, bevor er mit dem Finger noch mal Zeile für Zeile über den Bildschirm fuhr und dabei vor sich hin flüsterte. Dann schob er die Maus ein paarmal hin und her und klickte demonstrativ die linke Taste.
»So, der Bericht ist soeben an dich abgegangen.« Klessel zog sich Kappe und Mundschutz von Kopf und Gesicht.
»Schön, kannst mir trotzdem sagen, was drinsteht?«
»Zwei Messerstiche direkt ins Herz, so wie ich es schon vermutet habe. Das Opfer war sofort tot. Ansonsten hat die Obduktion nichts ergeben. Der Mann war kerngesund. Trotzdem scheint er regelmäßig und vermutlich auch kurz vor seinem Tod gekokst zu haben. Dafür sprechen seine entzündeten Nasenschleimhäute und winzige Reste von Kokain in seinen Barthaaren.«
»Na ja, die Hälfte der feinen Gesellschaft in München kokst«, sinnierte der Kommissar. »Sag mal, gibt’s heut gar nichts aus deinem Flachmann?«
»Der Montag ist seit Kurzem mein alkoholfreier Tag.«
»Hoppla, wie kommst jetzt da drauf?«
»Ich muss abnehmen.«
»Aha, Nachtigall, ick hör dir trapsen«, ließ Steinböck einen seiner Lieblingssprüche los.
»Man muss schon was tun, um sich auf der freien Wildbahn zu behaupten«, fügte Klessel gestelzt hinzu und strich sich mit dem Finger über die gefärbten Augenbrauen.
»Bisher glich er nur äußerlich dem Glööckler, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Hat der nicht auch eine Diät durchgeführt?«, tönte es aus dem Hintergrund.
»Aha, bei dir ist die Katz. Ich hab mich schon gewundert, wo sie sich herumtreibt«, stellte der Kommissar fest, als er sich wie zufällig umdrehte.
»Du weißt ja, sie schaut gern bei der Obduktion zu«, sagte Klessel lachend.
»Gut, wenn’s sonst nichts Neues gibt, dann treff ich mich jetzt mit dem Obstler im Biergarten.«
»Deinen Job möcht ich haben. Ich hab noch nie a Leich im Biergarten obduzieren dürfen.«
»Oh weh, Professor Dr. Thomas Klessel, der Pathologe, den die Frauen liebten, live aus dem Augustiner-Biergarten.«
»Gibt es was Neues über die Ehefrau?«, wollte Klessel noch wissen.
»Sie kommt auf jeden Fall durch, aber befragt haben wir sie noch nicht«, antwortete Steinböck, packte die Katze unter dem Bauch und steuerte die Tür an.
»Denk dran, nächsten Sonntag bei mir daheim zum Abendessen, und vergiss den Horsti ned«, rief ihm Klessel nach.
»Kochen kann der Klessel ja ganz gut, da freu ich mich schon drauf«, murmelte der Kommissar, als er draußen war.
»Du vergisst, dass er gerade eine Diät macht. Wie ich ihn einschätze, ist das Essen bestimmt ovo-lakto-vegetarisch, gluten- und lactosefrei, fructosearm und –«
»Mensch, Katz, hör bloß auf. Mal den Teufel ned an die Wand.«
*
Diesmal leistete sich Steinböck ein Taxi bis zum Biergarten. Er erwischte es direkt vor dem Kommissariat.
Der Fahrer, vermutlich italienischer Abstammung, ließ das Beifahrerfenster herunter. »Wohin soll’s gehen?«, fragte er kurz angebunden.
»Augustiner-Keller.«