Tödliche K. I.. Markus Warken

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Tödliche K. I. - Markus Warken

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hast du dir irgendwo einen Trojaner eingefangen, oder einen Virus, der noch nicht von den Schutzprogrammen erkannt wird«, erläuterte Nils und schob eine kleine Platine in den USB-Schacht.

      »Meinst du, dass du das in den Griff bekommst?«

      »Mach dir keine Sorgen. Gib mir ein bisschen Zeit und dann wird dein Virenscanner das Problem aus der Welt schaffen.«

      »Mein Virenscanner?«

      »Die Dinger arbeiten mit Signaturen, so etwas wie der binäre Fingerabdruck des Virus oder Trojaners oder was auch immer auf deinem Blechkopf herumspukt. Letztlich sind Viren nichts großartig anderes als gewöhnliche Programme. Jedes Programm hat typische Speichermuster. So ein Virenscanner sucht nach Mustern, die ihm bekannt sind. Das ist, wie wenn die Polizei von allen die Fingerabdrücke nimmt und so die schweren Jungs herausfischt, die sie in der Kartei haben.«

      »Ähem. Was heißt das konkret?«

      »Ich lege ein paar neue Karteikarten mit passenden Fingerabdrücken an, und dann machen wir ein außerplanmäßiges Update deines Virenscanners, und die Sache hat sich. Wir schieben sozusagen der Polizei hintenrum ein paar Karteikarten für schwere Jungs in den Kasten, die sie noch gar nicht kennt. Dafür brauche ich die Dateien, die ich eben gespeichert habe.«

      Nils griff in seinen Rucksack, der aussah, als hätte er ihn aus einem Bergsteigermuseum entwendet, und zog einen kleinen, sehr flachen Klapprechner heraus, der in jedem Science-Fiction-Film futuristisch gewirkt hätte.

      »Gib mir eine Stunde«, murmelte er und klappte das Gerät mit einer fließenden Bewegung auf.

      »Sei mir nicht böse, aber das wird knapp«, erwiderte Jana nach einem kurzen Blick auf die Uhr. Die Vorlesung, die sie noch vor der Abfahrt hatte hören wollen, neigte sich dem Ende zu. »Meine Tante wird morgen 60, und ich muss gleich los nach Kaiserslautern.«

      »Macht nichts. Deinen Virenscanner ziehen wir hoch, wenn du zurück bist. Die Dateien, die ich habe, sollten reichen, damit du den Spuk loswirst.«

      »Danke, Nils, du bist der Beste. Wie erreiche ich dich am besten? Auf Whatsapp?«

      Ein Anflug von Mitleid huschte über Nils’ Gesicht. »Ich nutze kein Whatsapp oder ähnlichen Quatsch. Falls mir noch etwas einfällt, schicke ich dir eine E-Mail. Deine Adresse habe ich ja von der Abi-Feier-Liste.«

      »Das ist meine Spam-Adresse«, winkte Jana ab und kritzelte die ihren Freunden vorbehaltene Adresse auf einen Zettel. »Nimm die hier.«

      Jana verabschiedete sich von Nils und spurtete zur S-Bahn. Die Sonne schien heller und die Vögel zwitscherten lauter, so beschwingt fühlte sie sich nach ihrer Begegnung. Zwar hatte sie die Vorlesung verpasst, derentwegen sie auf der Uni war. Aber was machte das? Nils würde den Albtraum beenden.

      Auf dem kurzen Stück zum Hauptbahnhof kaufte sie sich online eine Bahnfahrkarte nach Kaiserslautern. Die Bahnfahrt verlief ereignislos, wenn man davon absah, dass sie wie meistens ihren Anschluss in Mannheim verpasste. Die anderthalb Stunden Verspätung konnten ihre Laune nicht trüben, so sehr freute sie sich darauf, ihre Tante wiederzusehen. Jana hatte kaum den Bahnsteig betreten, da war Greta bei ihr und schloss sie in die Arme.

      »Jana, mein Kind«, begrüßte ihre Tante sie. Es war wie immer, es war wie nach Hause zu kommen, es war, wie es bei ihrer Mutter nie gewesen war. Jana fühlte sich geborgen.

      Greta streckte ihre Arme, ohne Jana loszulassen, und strahlte sie an. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Ist alles in Ordnung, Jana? Du siehst angespannt aus.«

      »Alles bestens, Tante Greta. Ist gerade stressig auf der Uni.« Später wollte sie unbedingt mit Greta über ihre Probleme reden, gerade fand sie die Situation unpassend.

      »Komm, gib mir deine Tasche. Das Auto steht gleich da drüben. Immer noch Liebeskummer wegen Bastian?«

      Jana lachte kurz auf. Von Bastian hatte sie sich vor über einem halben Jahr getrennt, und der Trennungsschmerz war längst verflogen.

      »An Bastian denke ich überhaupt nicht mehr. Eigentlich habe ich gar keine Zeit für einen Freund. Obwohl«, Jana grinste keck, »eine Freundin hat mich kürzlich auf eine Party im Hoppegarten mitgenommen. Da waren ein paar Kerle, bei denen man schwach werden könnte.«

      »Reiche Söhnchen im Reitklub? Lass dich nicht blenden. Such dir jemanden, auf den du dich verlassen kannst. Mach, was dir guttut! Vielleicht findest du ja eine jüngere Ausgabe von meinem Heinrich. Schau, da ist das Auto.«

      »Du warst 19, als du ihn kennengelernt hast?«

      »Ach was, kennengelernt. Hals über Kopf durchgebrannt bin ich mit ihm. Mit 19, ja, und wir hatten ein wunderbares Leben voller Abenteuer in aller Herren Länder!« Obwohl er über 20 Jahre älter gewesen war als ihre Tante, hatten sie in Janas Augen die ideale Ehe geführt. Greta lud Janas Rucksack in den Kofferraum und sie stiegen ein.

      »Tante Greta, erzähl von dir«, nahm Jana das unterbrochene Gespräch wieder auf, als sie vom Parkplatz auf die Straße rollten. »Wie geht’s dir?«

      »Nicht schlecht. Sogar richtig gut.« Tante Greta brach ab.

      Jana spürte, dass etwas in der Luft lag. Ihr wurde heiß.

      »Ich wollte es dir nicht am Telefon sagen«, fuhr Tante Greta fort und räusperte sich. »Ich werde mit ein paar Freunden nach Argentinien gehen. Auswandern. Nachdem Heinrich nicht mehr da ist, hält mich nichts in Deutschland.«

      Jana zuckte zusammen. »Argentinien? Was willst du denn da?«

      »In Freiheit leben. Hier wird es mir zu eng.«

      Jana hatte das Gefühl, als schnüre ihr jemand die Luft ab. Tante Greta verließ sie, der einzige Mensch in ihrem Leben, der sich je um sie gekümmert und nicht nur an sich selbst gedacht hatte. Der einzige Mensch, den sie liebte, ließ sie im Stich.

      Den Rest der Fahrt starrte sie wortlos geradeaus. Neben ihr schwärmte ihre Tante vom Auswandern, während sie sich mit aller Gewalt gegen die Tränen stemmte, die in ihre Augen drängten. Sie war keine Heulsuse, und Tante Greta hatte jedes Recht, ihr eigenes Leben zu leben, wie sie es für richtig erachtete.

      »Da sind wir«, sagte Greta und bog schwungvoll in ihre Einfahrt ein. »Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so still. So kenne ich dich gar nicht.«

      »Nein, nein, ich bin nur etwas müde.«

      Sie stiegen aus, nahmen Janas Sachen aus dem Kofferraum und gingen zur Tür. Der große Nussbaum, auf den sie als Kind so gerne geklettert war, beschattete den Weg mit seinen herbstlich gelben Blättern. Auf der Straße spielten Kinder. Ein Junge jagte ein größeres Mädchen, das kreischend zu entkommen versuchte, doch der Junge war schneller und klatschte mit der flachen Hand auf ihren Rücken.

      »Now you’ve got girl cooties«, feixte er. Die anderen Kinder flohen vor dem Mädchen, das mit den Tränen kämpfte.

      »Kennst du das?«, fragte Greta. »Das sind Kinder amerikanischer Soldaten, und sie lieben das Cootie-Spiel. Cooties sind so etwas wie eingebildete Läuse, die du nicht mehr loswirst, es sei denn, jemand erbarmt sich deiner. Margy hat es schon wieder erwischt.«

      »Da läuft einem ja eine Gänsehaut über den Rücken«, murmelte Jana. »Nicht schön, wenn man so eine Laus verpasst

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