Tödliche K. I.. Markus Warken

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Tödliche K. I. - Markus Warken

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die sie bis zu ihrer ersten Schicht kennen musste.

      Am nächsten Morgen wachte Jana gegen acht auf und tappte im Halbschlaf in Richtung Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Weil ihr aus dem Wohnzimmer ein seltsames Rauschen entgegendrang, bog sie ab und bemerkte, dass an ihrem Klapprechner ein gelbes Licht blinkte. Jana wunderte sich – normalerweise sah man an dem Rechner nur blaue und grüne Lichter – und trat näher heran. Sie hörte, dass der Lüfter wie verrückt arbeitete, hielt die Hand an die Lüftungsschlitze und zuckte zurück. Das Metallgitter war so heiß, dass sie sich fast verbrannt hatte, und das, obwohl der Computer im Bereitschaftsmodus nichts tun sollte.

      »Was machst du denn für einen Unfug?«, grummelte sie und klappte den Laptop auf. Der Bildschirm war schwarz. Sie drückte den Startknopf, ihre Arbeitsfläche leuchtete auf und zeigte das, was sie auch am Vortag vor ihrem Aufbruch ins »Fàilte!« gesehen hatte. Probeweise verschob sie mit der Maus ein paar Fenster und öffnete eine Datei. Alles schien einwandfrei zu funktionieren. Sie zuckte mit den Schultern und klickte sich zu ihrem neuen Postfach. Heute Morgen gab es nicht nur zwei E-Mails auf »[email protected]«, sondern 48. Sie begann die Nachrichten zu lesen. Es waren durchgängig plumpe Anwerbeversuche von Islamisten oder Neonazis.

      »Warum Islamisten und Neonazis und nicht zur Abwechslung Kommunisten oder Esoteriker?«, knurrte sie, ohne dass der Sarkasmus ihre Stimmung besserte. Die Sache wurde ihr unheimlich. Und überhaupt: Sie hatte sich in den Internetforen an Islamisten gewandt. Wieso belästigten sie auch Neonazis?

      Verärgert legte sie die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. »Alles Deppen«, murmelte sie und löschte kurz entschlossen alle E-Mails auf einen Schlag. Danach saß sie einige Sekunden regungslos vor ihrem Rechner und lauschte dem Lüfter, der weiterhin auf vollen Touren lief. Weil ihr nichts Besseres einfiel, hob sie das Notebook an und prüfte, ob vielleicht Staub den Lüftungsschacht blockierte, doch sie fand nichts. Die Erkenntnis, praktisch nichts über ihren Computer zu wissen, ernüchterte sie. Sie spitzte die Lippen und stellte das Gerät zurück auf den Schreibtisch.

      »Was soll’s. Ist ja noch Garantie drauf«, beruhigte sie sich und beschloss, das seltsame Verhalten fürs Erste zu übergehen. Wie meistens klickte sie sich zuerst auf ihre Facebook-Seite. Dort stand nichts Wichtiges, ebenso wenig bei Instagram oder in ihren E-Mails. Gerade wollte sie den Rechner ausschalten, als eine neue Nachricht in ihrem privaten elektronischen Postfach aufleuchtete. Sie öffnete die Nachricht und las:

      von: Abu Mujahed

      an: [email protected]

      Betreff: Streiter für die gerechte Sache!

      Jana, du möchtest für die Sache Gottes kämpfen? Schließ dich uns an! Willst du uns nicht sagen, wo du wohnst? Die Brüder in Berlin freuen sich darauf, dich kennenzulernen!

      Allahu akbar

      Jana stieß den Rechner von sich. Ihr Herz raste.

      »Das darf nicht wahr sein! Wie um alles in der Welt sind die auf Berlin, an meinen Namen und an meine richtige E-Mail-Adresse gekommen?«

      Kapitel 4

      Montag, 12. Oktober 2020 – Wilhelmsruh, Berlin

      Jana fühlte sich wie gerädert. Sie lag auf dem Rücken in ihrem Bett, Arme und Beine von sich gestreckt, und starrte an die Decke. Die ganze Nacht hatte sie kaum ein Auge zugetan. Inzwischen graute der Morgen, und erstes Licht fiel durch die Ritzen zwischen den Lamellen der Rollos. Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln bei dem Gedanken, wie lange sie mit sich gerungen hatte, die Teile anzuschaffen. Sie mochte weder Vorhänge noch Rollos, aber ihre Fenster hatten keine Rollläden, und im Hellen konnte sie nicht schlafen. Das waren damals Probleme! Inzwischen raubte ihr die Frage den dringend nötigen Schlaf, wie Abu Mujahed, wer auch immer sich hinter dem Namen verbarg, an ihre wahre Identität und E-Mail-Adresse gekommen war.

      »So geht das nicht«, zischte sie, richtete ihren Oberkörper auf und ballte die Fäuste.

      Ihr Blick fiel auf die Folge von Picasso-Stierbildern an der Wand, neben drei japanischen Kalligrafien im Wohnzimmer der einzige Wandschmuck in ihrer Wohnung. Es faszinierte sie, wie Picasso in wenigen Schritten das Wesentliche an einem Stier herausgearbeitet, in der letzten Zeichnung mit lediglich fünf Strichen auf den Punkt gebracht hatte.

      Was war das Wesentliche in ihrer Lage? Irgendwelche Leute wollten etwas von ihr, wollten sie für Zwecke vereinnahmen, die sie verabscheute. Nicht mit mir!, ärgerte sie sich. Ich tanze nicht nach eurer Pfeife! Mit einem Satz war sie aus dem Bett und marschierte erbost in einer Art Stechschritt zu ihrem Rechner. Dort begann sie nach allen möglichen Kombinationen und Teilen der Begriffe »Abu Mujahed«, »Streiter Gottes« und »Kameradschaft Achatz Hilger« im Internet zu suchen. Sogar die Serveradresse aus Achatz’ E-Mail gab sie im Browser ein: »wsgh.net«, allem Anschein nach eine Poker-Seite in China. Sie fand nichts Brauchbares. Wenigstens stellte sich das beruhigende Gefühl ein, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Es hielt nicht lange an. Eine hartnäckige Stimme in ihrem Hinterkopf wurde nicht müde zu betonen, dass etwas nicht stimmte.

      Jana blähte die Backen und sah auf die Uhr: gleich halb neun. Übernächtigt machte sie sich auf den Weg zur Uni. Ihre Hoffnung, dass die Routine sie wenigstens ein bisschen ablenken würde, erfüllte sich nicht. Die erste Vorlesung zog wie ein unscharfer Film an ihr vorbei. Gegen elf verließ sie den Hörsaal und zermarterte sich das Hirn darüber, ob das unerklärliche Heißlaufen ihres Rechners etwas damit zu tun haben könnte, dass sie widerliche und an sie persönlich gerichtete Spam-Nachrichten auf ihre normale E-Mail-Adresse bekam. Schließlich war ihr Computer die einzige Verbindung zwischen der anonymen »wbi8888«-Adresse und ihrer richtigen.

      Auf dem Gang kam ihr Wibke entgegen. Ihre Bekannte hatte dunkle Ringe unter den Augen wie Jana selbst. Im Gegensatz zu ihr lächelte Wibke jedoch glücklich. Die Nacht war lang und schön gewesen, schloss Jana. Schnell verwarf sie die Hoffnung, mit Wibke über ihre Probleme reden zu können. Ein andermal vielleicht, aber heute Morgen würde Wibke kaum eine Hilfe sein. Jana beschloss, sich ihr gegenüber nichts von ihren Sorgen anmerken zu lassen.

      »Gott sei Dank! Du lebst noch!«, begrüßte sie ihre Freundin.

      »Wieso sollte ich nicht mehr leben?« Wibke gluckste.

      »Na, immerhin warst du seit gestern Abend um sechs nicht mehr online auf Whatsapp, und ans Telefon bist du auch nicht gegangen. Was ist denn los?«

      »Haucke – der Grund heißt Haucke.«

      »Heißt so der Knabe aus dem Hoppegarten, dessentwegen ich vorgestern mit der S-Bahn zurückfahren musste?« Es klang nach Vorwurf und so gar nicht nach dem unbeschwerten Plauderton, den sie beabsichtigt hatte. Als ob sie Wibke ihre Eroberung missgönnte. Jana gab sich einen Ruck und lächelte herzlich. »Mir scheint, es hat sich gelohnt.«

      Wibke zwinkerte ihr zu. »Warum sind denn so wenige da? Sag nicht, dass ich mich zu dieser nachtschlafenden Zeit herschleppe, und die Vorlesung fällt aus.«

      »Nachtschlafend? Es ist immerhin gleich elf.«

      »Du hast gut reden! Obwohl, warst du nicht gestern in dieser Bar? Die machen doch sicher nicht vor zwei zu. Oder hast du es dir anders überlegt mit dem Job?«

      »Gestern war das Vorstellungsgespräch. Morgen ist meine erste Schicht. Die geht bis halb zwei.«

      »Bis halb zwei schuften? Mir wäre das zu stressig.«

      »Ich brauche eben das Geld«, murrte Jana.

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