Alles Geld der Welt. Gerhard Loibelsberger

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Alles Geld der Welt - Gerhard Loibelsberger

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Schwestern zog sich Aaron Rosenstrauch in seine Kammer zurück. Er ließ sich auf der Récamière nieder, stopfte seine Meerschaumpfeife, entzündete den Tabak, lagerte die Beine hoch und blies kleine Wölkchen in die Luft. Er genoss es, heute nicht zu arbeiten. Das Geschäft – Pfandleihanstalt und Geldverleih –, das sein Vater aufgebaut hatte und das er nach dessen frühem Tod erfolgreich weiterführte, blieb heute geschlossen.

      »G’schäft wird’s heute nicht viel geben. Nur Tinnef. Und für Tinnef sperr’ ich net auf. Zahlt sich net aus.«

      Solche und ähnliche Entschuldigungen vor sich hin brabbelnd, lag er da, rauchte und erinnerte sich an den vergangenen Sonntag zurück. Unglaublich! Die große Hofredoute! Gut und gerne zehntausend Menschen drängten in die Räumlichkeiten der Hofburg. An die achttausend Wachskerzen beleuchteten die ungeheuren Säle. Die Estraden waren durchgängig mit Samt bedeckt. Der aus den Gemächern der kaiserlich-königlichen Burg führende Gang war mit Blumen und Gesträuchen geschmückt, der anschließende kleine Redoutensaal glich einem Feenhain. Durch eine Allee von Orangenbäumen gelangte man in den großen Saal, aus dem sich eine wahrhaft zauberische Aussicht in die kaiserlich-königliche Reitschule eröffnete. Diese edle Halle war zu einem Tanzsaal umgestaltet und in den Farben Blau und Silber dekoriert. Fünf- bis sechstausend Wachskerzen sorgten für eine wundervolle Beleuchtung. Auf dem Parkett tanzte eine dicht wogende Menschenmenge zu den Klängen eines hundertköpfigen Orchesters. Nach zehn Uhr abends kündeten Pauken und Trompeten die Ankunft der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften an. Der Kaiser von Russland und die Kaiserin von Österreich eröffneten den Zug. Es folgten paarweise der österreichische Kaiser und die russische Kaiserin, der König von Dänemark und die Großherzogin Beatrix, der König von Preußen und die Königin von Baiern, gefolgt vom König von Baiern und der Herzogin von Oldenburg und so weiter und so fort. Nachdem die Herrschaften die Säle mehrmals durchschritten hatten, geruhten sie von einer Estrade der Hofreitschule einem Ballett maskierter Kinder zuzusehen. Danach lustwandelten die Hoheiten bis nach Mitternacht durch die Säle. Das Fest selbst dauerte bis gegen Morgen fort. Die ganze Nacht hindurch wurden alle Arten von Speisen, Getränken und Erfrischungen auf das Reichlichste serviert. Lächelnd erinnerte sich Aaron Rosenstrauch an eine Unterhaltung mit einem Hofbeamten, die er erst gestern geführt hatte. Dieser beklagte lauthals, dass nach dem großen Fest ein Viertel von den zehntausend mit der kaiserlichen Krone geprägten Tee- und Eislöffeln fehlte. Rosenstrauch hatte ihn mit folgender Plattitüde getröstet:

      »Ja, das ist Wien. Da kann man nichts machen.«

      *

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