Alles Geld der Welt. Gerhard Loibelsberger

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Alles Geld der Welt - Gerhard Loibelsberger страница 4

Alles Geld der Welt - Gerhard Loibelsberger

Скачать книгу

      »Bring’ Sie mir Hut und Überzieher. Ich werd’ jetzt was essen gehen. Ich verspür’ nämlich einen zarten Appetit.«

      Die Köchin drängte sich vor und verkündete diensteifrig:

      »Gnä’ Herr, ich moch Ihnen gern wos zum Essen. Sie müssen mir nur sagen, wos. Und Wein hamma a an guadn. Gell, Resi?«

      Das Dienstmädel nickte, und während sie ihm in den Überzieher half, flötete sie:

      »Soll i dem gnä’ Herrn vielleicht einen Gumpoldskirchner aufmachen?«

      Heinrich von Strauch winkte dankend ab, sah sich aber das Mädel erstmals genauer an. Sie hatte rote Backen, ein üppiges Dekolleté, pechschwarze Augen und ebensolches Haar. Das war ihm bisher bei den Besuchen seines Vaters glatt entgangen. Einem spontanen Impuls folgend, griff er ihr an den Hintern. Resi kreischte kokett. Heinrich von Strauch war äußerst angetan, denn für einige Sekunden hatte er ein wunderbar dralles Hinterteil in der Hand gehabt.

      Als er den Graben überquerte, pfiff ihm eisiger Wind um die Ohren, und er beschloss, in das nächstgelegene Restaurant zu gehen. Er steuerte das barocke, von zwei mächtigen Atlanten flankierte Tor des Trattnerhofs an, durchschritt die Passage desselben und betrat die Restauration Zur großen Tabakspfeife. Er nahm nicht in dem von einem gewölbten Glasdach bedeckten Speisesaal, wo die der Restauration den Namen gebende große Pfeife in luftiger Höhe hing, Platz, sondern suchte sich einen freien Tisch in einem Stüberl. In diesem Raum war nur ein weiterer Tisch besetzt. An ihm saß ein etwa fünfzigjähriger Mann mit mächtigem Bart, der ihm auf eine Weise, die er nicht näher erklären konnte, bekannt vorkam. Beim erst nach einiger Zeit des Wartens erscheinenden Ober – eine Kellner-Unsitte, die in Wiener Lokalen seit jeher üblich war – orderte Heinrich von Strauch ein Krügel Bier. Er musste den Geruch von Kerzenrauch, Naphtalin und Kampfer, der ihm durch die Nase bis in den Rachen hineingekrochen war, fortspülen. Als der Ober mit dem Krügel daherkam, bestellte er eine Lungenstrudelsuppe und einen faschierten Rostbraten. Mit einer angedeuteten Verbeugung murmelte der Kellner »Bitte sehr, der Herr« und verschwand in Richtung Küche. Der andere Gast sah von seiner Zeitungslektüre auf, nickte ihm zu und sagte:

      »Eine ausgezeichnete Wahl, die Sie da getroffen haben. Ich hatte auch den faschierten Rostbraten, und er war vorzüglich.«

      »Sind Sie des Öfteren hier?«

      »Wenn ich in der Stadt bin, schon. Es geht schließlich nichts über eine anständige Wiener Küche.«

      »So! Jetzt brauch ich ein Verdauungsschnapserl.«

      Sein Tischnachbar blickte von seiner Lektüre auf und brummte:

      »Das ist eine hervorragende Idee.«

      Heinrich von Strauch, den nun wieder die Neugier überkam, wer sein Nachbar wohl sei, lud ihn auf einen Barack ein. Diese Einladung wurde mit einem freundlichen Nicken angenommen, und als der Ober die Schnäpse serviert hatte, erhob er sein Glas:

      »Sehr zum Wohl! Ich heiß’ übrigens Heinrich von Strauch. Prost!«

      »Prost! Ich bin der Ferdinand Kürnberger.«

      »Ah! Der Schriftsteller und Feuilletonist.«

      Kürnberger nickte.

      »Erst letzten Samstag habe ich einen Artikel von Ihnen gelesen. In der Presse war das …«

      »Ja, ja, darüber, wie sich Wien derzeit verändert.«

      »Sie haben bemäkelt, dass sich Wien in die falsche Richtung entwickelt.«

      Kürnberger lächelte und replizierte:

      »Und das in mehrfacher Hinsicht. Wien gehört ans Wasser!«

      »Wie meinen S’ denn das?«

      »Nun, dass Wien ans Wasser gehört!«

      »Sie glauben tatsächlich, die Stadterweiterung Wiens sollte sich zur Donau hin erstrecken?«

      »Dass sich Wien derzeit nach der Landseite entwickelt, ist höchstens das erste, aber nimmermehr das letzte Wort der Stadterweiterung. Jede Stadt, welche an einem schiffbaren Fluss liegt, besitzt verhältnismäßig mehr Hafenleben als Wien. Die Landstadt Wien hat seit jeher eine kindische Furcht, sich die Füße nass zu machen. Ich kenne keine andere Stadt, die an einem Fluss liegt und die sich von diesem im Zug ihrer Erweiterungen fortbewegt.«

      Nachdenklich orderte Heinrich von Strauch neuerlich eine Runde Schnaps, nachdem er Kürnberger der Ordnung halber gefragt hatte.

      »Das ist ein sehr interessanter Denkanstoß, den Sie mir da gegeben haben. Ich bin nämlich Bankier und Bauherr. Vielleicht sollt’ ich mir wirklich Gedanken über Bauprojekte machen, die an der Donau liegen.«

      Kürnberger nickte und begann zu philosophieren:

      »Wissen Sie, die paar Milliarden Ziegel, die in den letzten Jahren in Wien verbaut wurden, verherrlichen die Stadt noch lange nicht so wie die alten Erinnerungen, die mich zum Beispiel am Lugeck oder am Hafnersteig überkommen.«

      Der Schnaps wurde serviert, die beiden Herren prosteten einander zu, während Heinrich von Strauch fragte:

      »Sie sind nicht ständig in Wien?«

      »Nein. Ich

Скачать книгу