Syltleuchten. Sibylle Narberhaus

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Syltleuchten - Sibylle Narberhaus

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kein Problem! Ole Phillips, entschuldigen Sie bitte mein anfängliches Misstrauen, aber hier laufen manchmal Leute herum, die hier nichts zu suchen haben, da kann man nicht vorsichtig genug sein. Na, dann viel Spaß, Frau Bergmann! Sehen Sie sich in Ruhe um. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht über irgendetwas stolpern«, sagte er und nickte mir zu.

      Dann schulterte er mit Leichtigkeit einen großen Sack Mörtel von der Ladefläche eines der Kleintransporter und verschwand im Haus. Ich ging mit Pepper über das gesamte Grundstück. Bislang war von einer Gartenfläche nicht viel zu erkennen. Überall waren Sand- und Erdhügel aufgeschüttet und dazwischen Paletten mit Steinen und anderen Baumaterialien gestapelt. Pepper steckte neugierig seine Nase in einen schwarzen Eimer. Ich würde erst aktiv werden können, wenn alles komplett beseitigt war, dachte ich. In Gedanken stellte ich mir Gruppen von Hortensienbüschen auf der einen und den typischen Sylter Heckenrosen auf der anderen Seite vor. Ich liebte den betörenden Duft der Heckenrosen, den sie zur Blütezeit ab Mai überall auf der Insel verströmten. Im Herbst und Winter boten ihre dicken roten Hagebutten eine willkommene Nahrung für Vögel. Und zwischen alledem könnte man einzelne Gehölze, die nicht zu groß werden, aber dennoch einen gewissen Sichtschutz boten, pflanzen, überlegte ich. Das Grundstück sollte nach Aussage der Eigentümer möglichst pflegeleicht gestaltet werden. Das waren ohnehin die meisten Gärten auf der Insel. Das hatte in erster Linie den Grund, dass die meisten Häuser als Feriendomizil oder Zweitwohnsitz genutzt wurden, besonders hier in Kampen. Die Besitzer waren selten mehr als ein paar Wochen im Jahr vor Ort und konnten oder wollten sich nicht selbst um die Pflege ihrer Grundstücke kümmern. Aus diesem Grund gab es genügend Unternehmen auf der Insel, die eigens dafür ihre Dienste anboten und sich darauf spezialisiert hatten.

      Nachdem ich das gesamte Grundstück ausgiebig inspiziert und Ole Phillips signalisiert hatte, dass ich gehen würde, schlenderte ich noch zu Fuß durch die Straßen von Kampen. Hier und da waren Gärtner dabei, die Gärten aus dem Winterschlaf zu befreien. Es wurde geschnitten, geharkt und gepflanzt. Ich sah zum Himmel, wo sich ein Sonnenstrahl den Weg durch die Wolkendecke freibahnte. Die Wolkenlücken wurden immer größer und die Sonne würde nicht mehr lange brauchen, um den Kampf gegen die Wolken zu gewinnen. Der Tag versprach, sonnig zu werden. Herrlich! Plötzlich hörte ich mein Handy in der Jackentasche klingeln. Ich blieb kurz stehen, um nachzusehen, wer mich anrief. Ein Blick auf das Display verriet mir, dass es Britta war.

      »Hallo, Britta! Wie geht’s? Was kann ich für dich tun? Ich hatte schon befürchtet, meine Mutter ruft wieder an«, fragte ich gut gelaunt und ging währenddessen langsam weiter. Pepper schnüffelte intensiv an einem Laternenpfahl, der wahrscheinlich von einem seiner Kollegen markiert worden war. Er hob kurz das Bein, um es seinem Vorgänger gleichzutun.

      »Hallo, Anna!«, hörte ich die Stimme meiner Freundin. Mir fiel sofort auf, dass sie nicht so unbeschwert wie gewöhnlich klang.

      »Was ist los?«, wollte ich wissen.

      »Wo bist du gerade? Können wir uns treffen? Gleich?«

      »Ich laufe durch Kampen und habe eine Baustelle angesehen, aber ich habe Zeit. Ist etwas passiert?«

      Ich war ernsthaft besorgt.

      »Erzähle ich dir gleich, nicht am Telefon. Kannst du nach Westerland kommen? Sagen wir in 20 Minuten im ›Café Wien‹? Geht das?«

      »Ja, kein Problem. Kann sein, dass ich etwas länger bei der Parkplatzsuche brauche. Aber ich fahre gleich los. Wartest du drinnen?«.

      »Ach, Anna. Ja, ich gehe schon rein und warte auf dich. Bis gleich.«

      Nachdenklich steckte ich das Handy in meine Tasche und machte mich mit Pepper auf den Weg zu meinem Auto. Ich setzte den Hund nach hinten und fuhr schleunigst nach Westerland. Dieses Mal nahm ich den schnellsten Weg und wählte in Wenningstedt am Kreisel die zweite Ausfahrt in Richtung Süden.

      In Westerland angekommen, parkte ich in einer der Nebenstraßen. Dann zog ich ordnungsgemäß einen Parkschein an einem der Parkscheinautomaten und ging mit großen Schritten durch die Fußgängerzone dem verabredeten Treffpunkt entgegen, dem ›Café Wien‹ in der Strandstraße. Ich machte mir Sorgen um meine beste Freundin. Sie hatte am Telefon merkwürdig geklungen. Hoffentlich war niemandem etwas zugestoßen. So bedrückt hatte ich Britta selten erlebt. Ich betrat das Café mit unwohlem Gefühl und blickte mich nach ihr um. Heute hatte ich gar kein Auge für die herrlichen Torten, Kuchen und anderen Köstlichkeiten, die den Besucher beim Betreten des Cafés durch die gläserne Theke anlächelten. Ganz hinten an der Wand saß Britta an dem Tisch unter dem großen Bild mit der roten Mohnblüte. Ich erkannte sie sofort an ihrem hellblonden Haar. Sie winkte und lächelte, als sie mich näher kommen sah. Ich bahnte mir den Weg zwischen den anderen Stühlen und Tischen hindurch. Pepper hatte Britta ebenfalls entdeckt und begrüßte sie schwanzwedelnd. Dabei hätte er vor lauter Freude beinahe eine Serviette vom Nachbartisch gefegt. Das Ehepaar an dem Tisch amüsierte sich darüber. So viel Verständnis wurde einem nicht von jedem entgegengebracht.

      »Danke, dass du gleich kommen konntest«, begrüßte mich Britta.

      Anschließend streichelte sie Pepper flüchtig über den Kopf.

      »Ja, klar. Was ist denn los?«, wollte ich endlich wissen, zog meine Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne.

      Dann nahm ich Britta gegenüber Platz und sah sie erwartungsvoll an. Bevor sie allerdings zu sprechen begann, stand eine Bedienung an unserem Tisch, um unsere Bestellung entgegenzunehmen. Britta bestellte einen großen Milchkaffee und ich einen Earl Grey. Als absoluter Teeliebhaber war ich auf Sylt genau richtig. Überall gab es Teegeschäfte. Ein wahres Paradies für jeden Teefreund mit allem, was das Herz eines Teetrinkers höher schlagen ließ.

      »Ich glaube, Jan hat eine andere«, sagte Britta geradeheraus und bekam nasse Augen.

      Ich war zutiefst schockiert über ihre Worte, da ich mit allem gerechnet hatte, aber nicht damit. Ich wusste im ersten Augenblick überhaupt nicht, was ich sagen sollte.

      »Aber Britta, wie kommst du darauf? Bist du dir sicher?«

      »Nein, sicher nicht, aber er ist in letzter Zeit so komisch und tut so geheimnisvoll. Ich habe ihn darauf angesprochen, ob es irgendetwas gibt, was ihn bedrückt oder er mir sagen will.«

      »Und? Was hat er geantwortet?«

      »Er hat mich nur ungläubig angesehen und es rigoros abgestritten. Ich würde mir das alles einbilden, er wäre ganz normal. Wie immer eben. Ich solle mir keine Gedanken machen.«

      »Und warum denkst du dann, dass der Grund für sein Verhalten eine andere Frau sein könnte? Das kann doch alles Mögliche sein. Vielleicht hat er sehr viel zu tun im Moment oder hat sich über irgendetwas sehr geärgert.«

      Britta schüttelte verneinend mit gesenktem Blick den Kopf.

      »Nein, das hätte er mir sicher erzählt. Das ist es nicht. Heute Morgen habe ich gehört, wie er ›das ist ja wunderbar‹ und ›ich freue mich drauf‹ gesagt hat. Er hat gedacht, ich sei im Badezimmer und könne ihn nicht hören, aber ich war auf dem Weg in die Küche.« Ich hörte ihr aufmerksam und zugleich fassungslos zu. »Du hättest ihn mal hören sollen, wie er gesäuselt hat. So spricht er nicht mit gewöhnlichen Geschäftspartnern oder Angestellten. Da steckt etwas anderes dahinter, das steht völlig außer Frage. Außerdem benutzt er ein neues Aftershave.«

      Eine dicke Träne lief Britta über die Wange, doch sie wischte sie sofort energisch weg. Schwäche zu zeigen, war nicht ihre Art.

      »Hast du irgendetwas von dem

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