Der Sommer mit Josie. Sandy Lee
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Читать онлайн книгу Der Sommer mit Josie - Sandy Lee страница 13
»Josie … jaaa … Josie klingt gut.« Ilsa lachte. »Ist genehmigt, große Schwester.«
Jetzt mussten die anderen auch lachen. Barbara wurde jedoch gleich wieder ernst.
»Das ist jetzt vielleicht schwer für dich, mein Schatz, aber du musst aufpassen! Josie gibt es vorerst nur in der Wohnung. Draußen darfst du dich nicht versprechen. Tu uns die Liebe und gib acht!«
Ilsa nickte: »Ich werd mir Mühe geben, es nicht zu verbocken. Aber«, fuhr sie fort, »eines Tages muss er … äh, sie … doch auch mal raus aus der Wohnung. Was wird dann?«
Gut, dass Barbara vorbereitet war.
»Ja natürlich. Und zwar bald. Das nennt sich Alltagstest und ist am Anfang sicher sehr schwer für Josie. Sie muss nämlich draußen zeigen, dass sie ein Mädchen ist. Damit sie später auch wie ein richtiges Mädchen leben kann. Deshalb müssen wir auch bald beginnen, Mädchensachen für Josie zu kaufen.« Sie schaute die Große an. »Damit du mir nicht dauernd meinen Kleiderschrank plünderst.«
Josie lächelte.
»Das hab ich auch nicht vor. Nichts gegen dich, Mama, aber manche Sachen taugen für mein Alter nicht.«
Barbara zog einen Flunsch. War sie wirklich schon so weit weg von der Jugendmode? Ihr kam es immer vor, als läge die Teeniezeit gerade erst hinter ihr.
Der Nachmittag verging wie im Fluge.
Als Barbara Ilsa erschöpfend Antwort auf deren Fragen gegeben und ihre Tochter sich zurückgezogen hatte, bat sie Josie zu bleiben. Sie wollte noch einige Dinge klären, die ihr am Herzen lagen.
»Josie, ich möchte dir keine Vorschriften machen, aber als du dich vorhin über meine Kleider geäußert hast – was hast du mit ›mein Alter‹ gemeint? Was möchtest du gern tragen?«
Josie zuckte die Schultern.
»Da hab ich keine richtige Ahnung. Weiß nicht …«
»Sieh mal, zu Hause kannst du – theoretisch – anziehen, was du möchtest. Aber draußen, da musst du realistisch sein. Da kannst du nicht rumlaufen wie ein schriller Popstar.«
Barbara sah Josie eindringlich an. Die wusste keine Antwort und starrte auf ihre Schuhspitzen.
»Es gibt nämlich einen großen Unterschied, ob die Leute vor der Kamera stehen oder nur einkaufen gehen. Da kann es passieren, dass du sie einfach übersiehst. Also überleg dir, was dir stehen könnte. Schau dich draußen unter den Mädchen um. Und deine Schwester oder mich kannst du auch fragen. Ich bin schließlich schon eine halbe Ewigkeit Mädchen.«
Barbara vertraute hier schon auf ihre beruflichen Modekenntnisse.
»Es geht bei der Sache nämlich auch darum, wie du bei deinem Alltagstest bewertet wirst. Wenn du dich zu sehr aufdonnerst, zweifeln die Psychologen deine Ernsthaftigkeit an. Die halten dich dann für so eine Drag-Queen, aber nie für ein ganz normales Teenager-Mädchen.«
Josie sah auf.
»Okay, das hab ich verstanden. Keine überdrehten Kostüme. Ich werd mir's merken.«
Ihre Mutter stand auf, als Zeichen, dass die Unterredung beendet war.
Hendrik saß gerade an einigen Vorbereitungen für die nächste Woche. Es war die letzte vor den Semesterferien. Da passierte in den Hörsälen nicht mehr die Welt. Er wollte zum Beispiel einige interessante Experimente vorführen, deren Effekte die Studenten sicher zum Staunen bringen würden. Gerade beim ersten Studienjahr, wenn die ›Neuen‹ noch nicht so tief in der Materie steckten, kam so etwas immer an.
Die Uhr zeigte fast acht, als das Handy klingelte. Hendrik zog es von der Tischecke vor sich heran. Auf dem Display lächelte ihn seine Frau an.
»Hallo, mein Liebling! Oder darf ich das nicht sagen?«
Er hörte Barbaras vertraute Stimme, die er so mochte: »Wenn du es wirklich ernst meinst, darfst du. Wir lassen uns schließlich nicht scheiden.«
»Genau. Und ich hoffe, dass wir bald wieder zusammenfinden.«
»Hendrik, das ist jetzt nicht das Thema. Ich muss dich in einer äußerst wichtigen Angelegenheit möglichst bald sprechen. Persönlich!«
Ihr Mann schwankte noch: »Gut oder schlecht?«
»Eher sehr speziell – und es betrifft die ganze Familie. Ich komme zu dir. Wann passt es dir?«
Hendrik runzelte die Stirn.
»Geht es Dienstag nachmittags? So gegen fünf Uhr?«
Eine kurze Pause trat ein. Barbara schien zu überlegen, ob es irgendwelche Termine an diesem Tag gab.
»Geht. Ich bin um fünf bei dir. Tschüss.«
Der Lautsprecher verstummte.
Hendrik überlegte. Er trommelte mit dem Stift auf der Tischplatte. Was bedeutete das? Drei Worte bohrten sich in seinen Kopf. Bald – speziell – Familie! Als Physiker dachte er rational. ›Familie‹ – das konnte nur heißen, es hatte mit den Kindern zu tun. ›Bald‹ war klar: Die Sache duldete keinen Aufschub. Aber was sollte dieses ›speziell‹ andeuten. Hendrik konnte sich nicht erinnern, einmal wegen einer speziellen Angelegenheit angesprochen worden zu sein. Wenn es weder gut noch schlecht war, weder Geburt noch Todesfall, weder Gewinn oder Verlust – dann blieb doch nur etwas übrig, was je nach Sicht der Dinge beides sein konnte.
Er nahm sich wieder seine Unterlagen vor.
Im Fernsehen lief ein Spielfilm. Barbara schaute nur halb zu, aber sie wollte jetzt einfach mal auf andere Gedanken kommen. Da plötzlich registrierte sie das Wort ›Urlaub‹. Es gehörte zur Szene, doch Barbara fiel sofort Veronikas Angebot ein. Sie musste mit den Kindern darüber sprechen. Auch, wenn im Moment alles drunter und drüber ging – oder gerade deshalb – sollte der Platz im Landhäuschen angesprochen werden.
Sie schaltete den Ton ab und rief: »Kinder! Könnt ihr mal kommen? Beide!«
Josie und Ilsa schlichen herein.
»Gibt es noch etwas?«, begann Josie.
»Nein, es geht um etwas anderes. Setzt euch!«
Josie lümmelte sich in den Sessel, Ilsa setzte sich neben ihre Mutter auf die Couch.
Barbara ergriff das Wort.
»Was haltet ihr von einem kleinen Landhaus am Siedlersee?«
Josie horchte auf.
»Willst du dir jetzt ein Wassergrundstück zulegen?«, meinte sie ironisch.
»Nein, natürlich nicht. Ihr kennt doch meine Kollegin Veronika?« Die beiden nickten. »Sie hat mir am Freitag ein Angebot gemacht. Wir können nächsten Monat für ein oder zwei Wochen im Häuschen ihres Vaters Urlaub machen. Was haltet ihr davon?«
Die Kinder überlegten. Sie kannten Veronika schon seit einigen Jahren. Manchmal kam sie zu ihrer Mutter nach Hause, und dann ging es meist recht lustig zu.
Barbara