Der Sommer mit Josie. Sandy Lee

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Der Sommer mit Josie - Sandy Lee

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es soll toll sein! Ihr könnt Boot fahren, und in der Nähe gibt es einen Reiterhof.«

      Bei dem letzten Wort war für Ilsa die Entscheidung gefallen.

      »Reiten? Prima!«

      Josie fragte nach. »Kommt Veronika mit?« Sie – oder eigentlich Daniel – verstand sich sehr gut mit Mamas Freundin.

      »Ich denke, ja. Jetzt, wo wir zu dritt sind, ist das doch kein Problem.«

      Josie warf ein: »Und was wird mit mir? Ich meine, wie ich jetzt bin …«

      Barbara verstand, worauf sie anspielte.

      »Das ist eine prima Gelegenheit für deinen Alltagstest. Wir sind unter uns, aber in freier Natur. Und wenn dich jemand sieht, dann sind es Fremde, denen du wohl nie wieder begegnen wirst. Na, und mit Veronika kommst du doch klar.«

      »Wenn sie mit mir klarkommt?«, sagte Josie leise.

      »Ich denke, schon. Veronika ist eine aufgeschlossene moderne Frau. Die hat sicher keine Probleme damit.«

      Josie sah das jetzt auch so.

      »Na gut. Ich bin dabei.«

      Barbara lächelte erleichtert.

      »Dann sage ich morgen gleich Bescheid.«

      Der Film war zu Ende. Im Film ist alles einfach. Der Autor schreibt ein Happy End, und die beiden unglücklich Verliebten kriegen sich doch. Barbara wünschte sich jemanden, der ein Happy End für ihre Familienprobleme schrieb.

      Schreiben! – Barbara sah Ilsas Notebook auf dem Tisch. Richtig – sie wollte sich mal mit der Problematik beschäftigen. Anka Richter hatte ihr zwar ein paar Basics mitgegeben, aber sie brauchte mehr Informationen. Was kommt in den nächsten Wochen und Monaten auf sie zu? Mit wem muss sie, respektive Josie, Kontakt aufnehmen? Welche rechtlichen Wege sind zu beachten? Und, um das Ganze bis zum Ende zu denken: Was wird mit Josie passieren, damit sie auch amtlich ein Mädchen wird? Barbara hatte zwar darüber bisher noch kein Wort verloren, aber die Möglichkeit bestand – und war naheliegend. Sosehr sie bei der Vorstellung auch in Sorge geriet und irgendwie litt, würde sie es doch gern von Josie wissen wollen.

      In Josies Zimmer, wo deren großer PC stand, befand sich auch ein Drucker. Hendrik hatte alle Geräte miteinander vernetzt. Das Notebook hing über WLAN in diesem Netzwerk.

      Entschlossen klappte Barbara den Deckel auf. Sie loggte sich ins Internet ein und ging auf eine Suchmaschine. Bedächtig, fast sorgsam tippte sie das Wort ›Transgender‹ ein – und riss im nächsten Moment die Augen weit auf. Über einhundertfünfzig Millionen Treffer!

      Mit einem Schlag wurden ihr zwei Fakten klar. Erstens würde sie in der Flut der Veröffentlichungen mit absoluter Sicherheit den Überblick verlieren, ohne ihn je erhalten zu haben. Zweitens war die Thematik anscheinend so komplex, dass sie ein Schritt-für-Schritt-Programm brauchte, was alles zu tun sei.

      »Josie, mein Mädchen«, sagte sie leise vor sich hin, »ich liebe dich, aber was tust du mir hier an?«

      Barbara zog ernsthaft in Erwägung, einige Tage freizunehmen.

      Bevor sie sich spät am Abend schlafen legte, stellte sie einen Küchenstuhl neben Josies Tür und legte das Kleid mit den blauen Blumen darauf.

      7

      Als Barbara am Montagmorgen den kurzen Weg zur Boutique ging, hatte sie immer noch keinen Plan, wie es weitergehen sollte. Es waren verschiedene Ansätze vorhanden. Die Vertrauenslehrerin würde jederzeit helfen, die Kinder hatten Ferien, so dass Josie sich erst einmal zu Hause in ihre neue Rolle hineinleben konnte, morgen würde sie mit Hendrik darüber sprechen. Aber ihr schienen das Tropfen in einem Meer an Fragen zu sein. Im Augenblick fiel ihr nur eines ein. Auf Veronika konnte sie sich hundertprozentig verlassen, wenn sie die Freundin in ihre Sorgen einweihen würde. Sie sah jetzt keine andere Möglichkeit. Allein wurde sie mit der Sache nie fertig. Und wenn der Urlaubstrip klarging, wusste die es in drei Wochen sowieso.

      Barbara öffnete die Tür des Geschäftes. Ein elektronischer Gong ertönte – drei Töne. Veronika kam von hinten, zupfte noch an ihrer Bluse.

      »Hallo Babs! Sag mal …« Sie schaute genauer hin. »Du siehst müde aus. Hast du dich nicht erholt? Es war doch ein wunderbares Wochenende.«

      »Hallo Vroni! Wem sagst du das, bitte? Ich fühle mich erschöpft, gerädert – nenn es, wie du willst.«

      »Was war los? Bist du krank?«

      »Noch nicht«, winkte Barbara ab. »Aber wenn das so weitergeht, dauert's nicht mehr lange.«

      Veronika legte eine besorgte Miene auf.

      »Was fehlt dir denn? Sag schon, wir kennen uns doch!«

      Barbara entgegnete, etwas gereizt: »Was mir fehlt? Drei Dinge! Nerven wie Stricke, ein paar freie Tage und – Hilfe.«

      Sie schaute ihre Freundin an. Hatte sie eine Wahl?

      »Vroni, du musst mir helfen!«

      Das glaubte Veronika auch.

      »Ich rufe Marion an. Vielleicht kann sie hier mal übernehmen.«

      Marion hatte früher im Geschäft gearbeitet. Jetzt war sie im Vorruhestand. Doch ab und zu schaute sie vorbei, packte hier mit an, half da mal aus. Sie war eine gute Seele, und sie würde die beiden nicht im Stich lassen, wenn sie gebraucht wurde.

      Während Barbara hinten Kaffee aufsetzte, telefonierte Veronika mit der alten Kollegin. Nach kurzer Zeit kam sie zu ihrer Freundin.

      »In zehn Minuten ist sie hier.«

      Barbara bedankte sich.

      »Du bist echt ein Schatz.«

      Veronika lächelte verlegen, goss von dem aromatisch duftenden Getränk ein und sagte. »Und nun erzähle! Wobei soll ich dir helfen?«

      »Ich weiß nicht einmal, ob du mir selbst helfen kannst. Aber vielleicht weißt du, wer mir helfen könnte.«

      »Mach's nicht so spannend!«

      Barbara legte ihre Hand auf Veronikas Unterarm.

      »Es ist ein verdammt heikles Thema, und ich bin auf deine absolute Verschwiegenheit angewiesen. Sonst gibt es unter Umständen eine Katastrophe.«

      Die Freundin guckte erschrocken. Sie nahm einen Schluck vom dampfenden Kaffee.

      »Du machst mir ja Angst mit deinen Andeutungen! Aber sag, wie lange kennen wir uns? Vierzehn Jahre, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht. Wenn du mir vertraust, dann tust du das doch aus Überzeugung, oder?«

      Da hatte Veronika recht. Eigentlich gehörte sie fast zur Familie, so eng war ihre Freundschaft. Barbara wischte alle Zweifel weg.

      Vorn ertönte der Gong. Durch den offenen Vorhang sahen die beiden, dass Marion soeben gekommen war. Barbara wollte aufstehen. Veronika

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