Der Sommer mit Josie. Sandy Lee

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Der Sommer mit Josie - Sandy Lee

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man lange nach Seiten mit grundsätzlichen Inhalten suchen muss. Als ich mit der Psychologin, Dr. Petra Gerlach, sprach, sollte ich von ihr ausrichten, dass sie Material mitbringt. Sie brauchen sich also nicht mehr selbst zu bemühen.«

      »Mir fällt ein Stein vom Herzen. Wie Sie das alles so regeln.«

      »Es ist mein Job. Und ich tue es gern.«

      »Danke, Anka. Gute Nacht.«

      »Nichts zu danken. Gute Nacht, Barbara.«

      8

      Josie war gestern von ihrer Mutter mit den Worten entlassen worden: »Schau dich doch bitte mal im Internet um! Such dir ein paar Sachen aus, die dir gefallen! Aber nicht so teure.«

      Sie war dieser Aufforderung gern nachgekommen. Stundenlang war noch das Surren des PCs in ihrem Zimmer zu hören.

      Jetzt trat sie, sich die Augen reibend, aus ihrem Zimmer, nur mit Slip und T-Shirt bekleidet.

      »Morgen, Mama.«

      »Guten Morgen, Josie. Du siehst müde aus. Hast du gestern noch lange vorm Computer gesessen?«

      »Ging so. Ich hab einige Sachen gefunden. Du kannst ja mal auf meinen Merkzettel schauen. Steht in der Favoritenleiste.«

      »Mach ich dann gleich.«

      Barbara dachte: ›Ohne Computerkenntnisse kannst du heute nicht mehr überleben. Meine Großeltern hätten mit dem Satz rein gar nichts anfangen können.‹

      Doch sie hatte sich damals, als die PCs die Haushalte zu erobern begannen, gleich dafür interessiert. Abseits von Spielen, in einer Zeit, als Internet noch ein Fremdwort war, hatte sie die Vielseitigkeit der elektronischen Geräte begriffen und ihren Vater so lange bekniet, bis er ihr Geld für so ein ›Teufelsding‹ dazugab. – Mein Gott, da war sie so alt, wie Josie jetzt.

      Wenn sie heutzutage mal einen Computer brauchte, setzte sie sich vor einen ihrer Kinder. Die hatten kein Problem damit, sie in den ›öffentlichen‹ Bereich ihres PCs zu lassen. Barbara war der Meinung, zwei solcher Geräte im Haushalt seien genug. Und vieles ließ sich ja auch mit dem Smartphone erledigen.

      Während Josie sich im Bad zurechtmachte und Ilsa beim Frühstück saß, schaute sie auf den Merkzettel. Oha, da war einiges zusammengekommen! Aber nach Ihren Modetipps von gestern hatte sich Josie an die Abmachung gehalten: Nichts Überdrehtes! Barbara musste ihrer Tochter sogar einen recht guten Geschmack zugestehen. ›Na ja‹, dachte sie, ›das Kind war auch ziemlich oft mit in der Boutique gewesen und hatte wohl sehr gut aufgepasst.‹

      Josie kam zurück. Sie schaute auf den Bildschirm.

      »Und? Was sagt die große Modeberaterin dazu?«

      »Ja. Sehr schöne Auswahl. Ich denke, das steht dir.« Sie schaute ihre Tochter an. »Aber das nicht.« Sie deutete auf Josies Gesicht.

      »Wie meinst du das?«

      »Josie, Schatz, ich verstehe, dass du dich jetzt hübsch machen möchtest, dass du auch Make-up brauchst. Ich habe auch nichts dagegen. Aber bitte nicht meines! Ja?«

      »Was ist damit?«

      »Sieh mal, du bist gerade fünfzehn. Zwischen uns liegen über zwanzig Jahre. Junge Mädchen tragen etwas Dezenteres. Bei der Kleidung hast du's doch auch begriffen. Außerdem – Lektion zwei – kommt es auf den Typ an. Und«, sie wischte mit einem Papiertaschentuch an Josies Mundwinkel, »du musst lernen, wie man es richtig macht.«

      »Ach Mama, wenn ich dich nicht hätte …«

      »… müsste jemand anderes dafür sorgen, dass aus meiner Tochter ein ordentliches Mädchen wird.«

      Beide lachten, so richtig herzlich.

      Ilsa war heute zusammen mit Caro bei ihrer Klassenkameradin Lara zum Geburtstag eingeladen worden. Laras Eltern hatten als junges Paar nach dem Zerfall der Sowjetunion das Land verlassen, um sich hier eine neue Zukunft aufzubauen. Ihr Vater Alexej, von seiner Frau Swetlana liebevoll Aljoscha genannt, hatte in Weißrussland keine Arbeit mehr bekommen. Sie hatten hier eine neue Heimat gefunden, Svenja und Joschka, wie sie von ihren Freunden genannt wurden.

      Ilsa hatte deshalb ein schönes Kleid ausgesucht, etwas, das sie sonst eher selten trug. Barbara bemerkte das mit Wohlwollen.

      »Mademoiselle haben sich herausgeputzt für das große Fest«, spöttelte sie.

      »Noch ein Wort, Mama, und ich zieh mich um.«

      Barbara bewegte den Zeigefinger vor den Mund.

      »Ich sag ja gar nichts.«

      »Also, wir treffen uns um zehn, und ich komme gegen sieben Uhr zurück.«

      Ilsa blickte fragend zu ihrer Mutter.

      »Ja, geht in Ordnung. Aber nicht später.«

      Ilsa verschwand in ihrem Zimmer, um ihr Geschenk für die Freundin einzupacken.

      Barbara wandte sich an Josie, die sich gerade ein Brötchen mit Käse belegte.

      »Dann haben wir ja heute Vormittag noch Zeit für uns. Ich habe etwas mit dir zu besprechen.«

      Es tat ihr persönlich leid, das zu sagen. Aber die Situation verlangte nun mal Absprachen, wenn sich etwas Neues ergab. Und jetzt musste sie Ankas Anruf vom Vorabend mit Josie auswerten.

      Beide setzten sich zusammen, diesmal in Josies Zimmer. Als diese ihre Mutter erwartend ansah, begann sie: »Frau Richter hat angerufen.«

      Josies Augen bekamen einen erstaunten Ausdruck.

      »Ist irgendetwas?«

      »Kennst du Frau Dr. Gerlach?«

      Kurze Zeit war es still im Raum, dann hellten sich Josies Züge wissend auf.

      »Du meinst die Psychologin, die ab und zu an unserer Schule ist?«

      »Ja, genau die. Nur ist sie nicht ab und zu bei euch, sondern jeden Mittwoch. Zu ihr hat mir deine Vertrauenslehrerin geraten. Sie hat ihr, anonym natürlich, von deinem Fall berichtet. Frau Dr. Gerlach ist bereit, dir zu helfen. Sie hat Erfahrung, und sie kann dir zeigen, wie es weitergeht.«

      Josie war noch unentschlossen.

      »Komm, Josie! Gib ihr eine Chance! Frau Richter versucht uns zu helfen. Enttäusch mich nicht. Früher oder später brauchst du sowieso psychologischen Beistand.«

      »Du denkst doch nicht, dass ich …«

      »Nein, auf keinen Fall. Doch ohne die ›amtliche‹ Feststellung, dass du dich wirklich als Mädchen fühlst, ist der Weg bald zu Ende.«

      Daran hatte Josie bisher nicht gedacht.

      »Wenn das so ist«, erwiderte sie, »dann gehen wir hin. Aber ich kann …«

      Das

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