Der Sommer mit Josie. Sandy Lee

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Der Sommer mit Josie - Sandy Lee

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Liege sitzenden Tochter.

      »Ich weiß. Du bist noch nicht bereit für die Welt da draußen. Musst du auch nicht. Nennen wir es Verkleidung, so wie es vorher eine Verkleidung gewesen wäre, sich als Mädchen anzuziehen.«

      Josies dankender Blick erfüllte Barbara mit Wärme.

      Sie senkte die Stimme zu einem vertraulichen Raunen und fragte sanft: »Josie, Schatz, möchtest du mir sagen, wo du dein Ziel siehst? Sieh mal, ich kenne dich, wie du warst. Ich seh dich vor mir, wie du bist. Aber ich tappe vollkommen im Dunkeln, wie du werden möchtest. Magst du darüber sprechen?«

      Geborgenheit lag in ihrer Stimme, und soviel menschliche Wärme, dass sich Josie an sie schmiegte und mit verhaltener Stimme antwortete: »Ich möchte ein richtiges Mädchen sein.«

      Mehr brauchte Barbara nicht zu wissen. In diesem einfachen Satz lag alles, was sie in den nächsten Jahren erwartete. Und diese wenigen Worte ließen keinen Spielraum für Zweideutigkeiten. Josie wollte ihren Weg bis zum Ende gehen. Auch wenn es ein langer, ein steiniger Weg sein würde.

      Hendrik hatte die erste seiner Experimente-Vorlesungen hinter sich gebracht. Die Studenten waren begeistert. Die Demonstration, wie Informationsübertragung per Licht funktioniert, war schon recht effektvoll. Er hatte auf einer Seite des Hörsaals einen optischen Wandler an einen CD-Player angeschlossen. Auf der anderen Seite befand sich der Rückwandler und ein Verstärker. Hendrik startete die CD, und Musik erscholl aus den Lautsprechern. Um zu beweisen, das es kein verstecktes Kabel gab, nahm er etwas, das nach einem überdimensionalen Kamm aussah, und bewegte es im Strahlengang des Lichts. Jedesmal wenn die optische Verbindung unterbrochen wurde, verstummte die Musik. Er bewegte den Kamm schneller und ›zersägte‹ auf diese Weise das Lied.

      Die Studenten hatten lautstark auf die Bänke geklopft und damit ihren Beifall bekundet.

      Weitere, ähnlich verwunderliche Experimente folgten. So wollte Hendrik den Reiz dieser Wissenschaft in den Studenten entfachen. Und am Ende der Vorlesung konnte er stolz sagen: Er hatte Erfolg damit.

      Jetzt saß er in der Mensa und aß sein Kartoffelpüree mit Frikadelle. Über den Tellerrand sah er plötzlich eine erhobene Hand, die in seine Richtung winkte. Sein Kollege Hans hatte ihn erspäht und kam mit seiner Portion an den Tisch.

      »Na, wie war's?«, erkundigte er sich.

      Hendrik winkte mit dem Messer in der Hand ab.

      »Wenn die ganze Physik so einfach wäre, hätte ich ein schönes Leben.«

      Hans konterte, da er seinen Freund kannte: »Erstens wächst der Mensch an seinen Aufgaben, und zweitens kann dir doch eh keiner mehr etwas vormachen. Du lehrst doch nicht Physik, du bist die verkörperte Physik.«

      Das stimmte. Hendrik hatte schon manchmal im Vorbeigehen leise den Satz gehört: ›Da kommt Leonardo!‹ Eigentlich müsste er bei der Vorstellung, dass ihm seine Schüler mit dem Universalgelehrten Leonardo da Vinci verglichen, geschmeichelt sein.

      Heute jedoch betrübte ihn irgendetwas. Hans, der zu Hendrik eine ähnliche Beziehung hatte, wie Veronika zu Barbara, suchte dessen Aufmerksamkeit.

      »Ist was nicht in Ordnung?«

      »Wieso? Warum fragst du?«

      »Weil du dasitzt, als wäre dir die Petersilie verhagelt. Das sieht man dir von weitem an.«

      Hendrik wunderte sich. Waren seine Gefühle so ein offenes Buch?

      »Wir kennen uns doch schon ziemlich lange?«, stellte er rhetorisch in den Raum.

      Hans musste nicht nachdenken.

      »Seit unserem eigenen Studium. Also ungefähr …«

      Hendrik unterbrach seine Überlegungen.

      »Du kennst doch auch Barbara und die Kinder?«

      »Natürlich. Und ich hoffe, eines der beiden eines Tages bei mir in der Vorlesung zu sehen.«

      Hendrik überhörte diese Spitze.

      »Sag mal, glaubst du, dass ich ein guter Vater bin? Ich meine, trotz des momentanen Zustandes unserer Beziehung.«

      Hans stellte statt einer Antwort eine Gegenfrage.

      »Zweifelst du etwa daran?«

      »Nein. Nur … Barbara will mit mir sprechen – dringend. Und nach ihren Andeutungen scheint es um die Kinder zu gehen. Sie kommt heute Nachmittag. Wahrscheinlich will sie die beiden nicht dabei haben. Was sollte ich daraus schließen?«

      Hans legte das Besteck beiseite.

      »Gar nichts solltest du! Du willst dir wohl dein eigenes Grab schaufeln. Wer denkt, dass er verloren hat, hat wirklich schon begonnen zu verlieren. Hör dir erst einmal ohne Vorurteil die Argumente deiner Frau an! Außerdem hast du gerade gesagt, du nimmst an, es gehe um die Kinder. Also mach dich nicht unnötig verrückt!«

      Hendrik atmete tief durch.

      »Du hast recht. Angriff ist die beste Verteidigung. Obwohl mir dabei gar nicht so wohl wäre.«

      Hans bremste ihn aus.

      »Du sollst ja auch niemanden angreifen, schon gar nicht deine Barbara! Deine Kinder mögen dich, und Barbara tut es auch, wenn es gerade auch nicht so aussieht. Ein getrenntes Bett ist noch lange kein getrenntes Leben.«

      Hendrik sah Hans unverständig an.

      »Aber wir leben doch getrennt.«

      »Nenn es, wie du willst! Ich sehe da noch eine Menge Gemeinsamkeiten, weitab von Scheidung und Auseinanderlaufen. Ich bin kein Psychologe, aber halt die Tür offen, solange sie noch nicht ins Schloss gefallen ist!«

      Die beiden hielten heute einen Exkurs in Redewendungen und Metaphern. Und Hans, der Hendrik schon so manches Mal mit seinem Rat helfen konnte, gewann schließlich das Wortduell.

      »Okay. Unvoreingenommen, kompromissbereit und reumütig. Danke für deine Hilfe, Hans.«

      Hendrik stand auf und wandte sich zum Gehen.

      »Das Letzte streichen wir«, rief ihm sein Freund nach.

      In Josies Zimmer stand ein Karton. Ein großer Karton. Er war zur Hälfte mit Kleidung gefüllt, Daniels Kleidung. Josie hatte mit den Wintersachen begonnen. Bis dahin war es noch lang, und sie hoffte, sich in der Zeit neu eingekleidet zu haben.

      Barbara trat hinzu.

      »Vorläufige Ablage?«, konstatierte sie.

      »Na ja, vielleicht ändert sich bei dem einen oder anderen Stück noch mal meine Meinung. Deshalb möchte ich das noch nicht endgültig weggeben.«

      Barbara war dankbar.

      »Das ist sehr vernünftig. Erst wenn du dir wirklich sicher bist, dann geben wir die ausgesuchten Sachen weg.«

      Es war ein guter Zeitpunkt, Anka Richter ins Gespräch zu bringen.

      »Weißt du, als ich gestern mit Anka gesprochen habe

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