Der Sommer mit Josie. Sandy Lee
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Читать онлайн книгу Der Sommer mit Josie - Sandy Lee страница 21
Nein, sie war so voll Freude auf das Kommende, dass sie ihre Freundin Veronika anrufen musste. Sie griff zu ihrem Mobiltelefon und suchte Veronikas abgespeicherte Nummer.
»Babs, schön dass du anrufst«, tönte es aus dem Lautsprecher.
»Vroni, hast du ein paar Minuten Zeit?«
»Ja. Bei uns ist gerade nicht viel los. Was gibt es?«
Barbara platzte bald vor Aufregung.
»Du, ich habe eine großartige Idee. Ich werde beginnen zu schreiben. Was … nein, nicht so. Ein richtiges Buch möchte ich schreiben.«
Sie hörte ihre Freundin am Telefon schnaufen.
»Babs, hast du getrunken?«
Die Frage war mit Absicht gestellt. Barbara hörte sich wirklich wie in einem Rausch an.
»Keinen Schluck, ich schwör's dir! Aber mir ist gerade mein altes Tagebuch in die Hände gefallen. Und auf einmal kamen so viele Erinnerungen hoch. Die möchte ich jetzt aufarbeiten und niederschreiben. Für mich – für später.«
Veronikas Lachen klang herzlich.
»Oh, wenn man dich hört, könnte man glauben, du erlebst diese Zeit gerade jetzt. Nein, das ist wirklich gut. Und es wird dir gut tun, als Ausgleich zu deinen anderen Aufgaben.«
»Vroni, sag mal: So ein Notebook ist doch sicher ziemlich teuer?«
»Na ja, wenn du's neu kaufst, schon. Entweder, du versuchst, ein Auslaufmodell zu bekommen – die sind oft günstig – oder …«
Es war eine Zeitlang still im Lautsprecher.
»Vroni?«
»Ja, ich bin noch dran. Mir ist nur gerade auch etwas eingefallen.«
Jetzt war Barbara die Neugierige.
»Und was?«
»Weißt du, ich habe schon eine Weile mit dem Gedanken gespielt, mir ein neues Notebook zu kaufen. Ich streame ja häufig Filme im Internet, und da wird meines langsam etwas lahm. Also – wenn du kein Super-Gerät brauchst, dann kannst du meines bekommen. Da hätte ich gleich einen triftigen Grund für den Neuerwerb.«
»Ach wo. Ich brauch's wohl nur zum Schreiben, vielleicht noch für ein paar Bilder. Josie hat doch einen guten Rechner. Okay, wenn du das Notebook wirklich nicht mehr brauchst – was willst du dafür haben?«
Veronikas Stimme wurde streng.
»He Babs, willst du mich beleidigen? Nimm das Teil und werde glücklich! Sagen wir, morgen Nachmittag?«
»Eher gegen Abend. Vorher muss ich noch mal weg.«
»Na dann: Bis morgen.«
Barbara hätte die Welt umarmen können, so froh war sie.
9
Barbara hatte die Bahn genommen und stand nun vor dem Haus, in dem sich Hendriks Wohnung befand. Sein Wagen parkte am Straßenrand, eine schon in die Jahre gekommene weiße Limousine mit Rallyestreifen an den Seiten. ›Hendriks Hobby‹, dachte sie, ›ein verhinderter Westentaschen-Schumacher.‹ Sie tadelte ihn nicht dafür, dazu war sie viel zu tolerant. Nur hatte sie immer häufiger mit Wehmut festgestellt, dass seine Prioritäten sich zu Ungunsten der Familie veränderten.
Sie öffnete die Haustür. Dritte Etage, kein Fahrstuhl. Ihr machte das nichts aus. Die Last, die sie heute trug, war immaterieller Natur.
Barbara klingelte. Ding-dong! Es fühlte sich seltsam an, vor der Tür des eigenen Ehemanns zu stehen und zu klingeln. So, als ob da schon eine Barriere wäre, die dem Glück im Wege stand. Wenn er nicht wollte, brauchte er nicht zu öffnen.
Sie gab sich einen Ruck. Immer wieder diese Gedanken. Sie tauchten in letzter Zeit gehäuft auf. Hatte sie vielleicht doch damals zu heftig reagiert? – Nein, wenn sie nachgegeben hätte, wäre das wohl das Aus ihrer Ehe gewesen. So konnten sie sich neu finden. Doch nun war da die Sache mit Josie …
Die Tür öffnete sich. Hendrik schien gut gelaunt.
»Hallo, mein Liebling! Schön, dich zu sehen.«
Barbara ging auf seinen schmeichelnden Tonfall nicht ein.
»Hallo Hendrik!«
Das kam etwas spröde herüber. Hendrik hakte nach.
»Warum so frostig? Hab ich dir etwas getan?«
»Jetzt nicht, aber denk mal an früher!«
Hendrik führte sie ins Wohnzimmer. Er bot ihr auch hier den Platz auf der Couch an. Barbara setzte sich.
»Hendrik, ich will gleich zur Sache kommen. Ich habe nicht viel Zeit, weil ich mich um vieles kümmern muss.«
»Gut. Wo drückt der Schuh? Deinen Andeutungen nach bei den Kindern. Liege ich richtig?«
Seine Frau musste kurz lächeln. Hendriks Scharfsinn hatte ihr schon immer imponiert.
»Ja, du liegst richtig. Es geht um Daniel.«
»Was ist mit ihm? Hat er in der Schule nachgelassen? Zeugnis verhauen? Oder anderweitig Mist gebaut? Doch nicht etwa …«
Er sprach nicht aus, was ihm in diesen Moment eiskalt den Rücken herunterlief. Eine seiner schlimmsten Befürchtungen war, dass eines seiner Kinder einmal Drogen nehmen würde.
Barbara kannte diese Angst.
»Nein. Keine Drogen, falls du das meinst.«
Hendriks angespannte Haltung lockerte sich wieder.
»Dann kann es doch nicht so schlimm sein«, sagte er.
Barbara nickte mit dem Kopf: »Doch. Schlimmer.«
Jetzt wurde ihr Mann doch unruhig. Er stand von seinem Platz auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Was soll noch schlimmer sein? Hat er geklaut? Oder ist er radikal geworden?«
Hendrik suchte alle möglichen Verfehlungen zusammen.
Barbara stoppte ihn.
»Hör auf zu raten! Es hat keinen Zweck. Setz dich lieber wieder hin! Glaub mir, es ist besser so.«
Er folgte widerwillig ihrem Vorschlag. Wenn er erregt war, brauchte er Bewegung.
»Also?«