Adventskalender zum Lesen und Vorlesen. Eva Markert

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Adventskalender zum Lesen und Vorlesen - Eva Markert

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      Frau Hillers öffnete die Tür und lächelte sie an. „Hallo, ihr beiden. Kommt rein. Paul ist gleich zurück. Ihr könnt im Kinderzimmer auf ihn warten, wenn ihr wollt.“

      Genau das wollten sie.

      „Hoffentlich ruinieren wir nicht aus Versehen den Adventskalender von Pauls kleiner Schwester“, flüsterte Martin. „Sie kann ja nichts dafür.“

      Henning blickte sich um. „Mal eine ganz andere Frage: Wo sind die Kalender?“

      Martin sah auch keinen. „Ob sie in einem anderen Zimmer hängen?“

      In diesem Augenblick kam die Mutter herein. „Ich weiß gar nicht, wo Paul so lange bleibt. Sicher trödelt er wieder herum.“

      „Frau Hillers“, fragte Henning, „wo ist eigentlich Pauls Adventskalender?“

      Die Mutter zögerte einen Augenblick. „Er hat keinen.“

      Martin wunderte sich. „Warum denn nicht?“

      Sie räusperte sich. „So ein Ding kostet Geld. Und Adventskalender sind nun mal nicht so wichtig.“

      Henning erinnerte sich plötzlich an etwas, das seine Mutter vor kurzem gesagt hatte: „Die armen Hillers! Jetzt, wo der Vater arbeitslos geworden ist, wird es sicher eng für sie.“

      Während er noch darüber nachdachte, trat Paul ein.

      „Du hast ...“, fing Martin sofort an. Ein Rippenstoß seines großen Bruders brachte ihn zum Schweigen.

      „Hi, Paul“, sagte Henning.

      Sie warteten, bis Frau Hillers hinausgegangen war.

      „Sei ehrlich! Du warst gestern an unseren Adventskalendern“, begann Martin aufs Neue.

      Paul sah zu Boden und antwortete nicht.

      „Der Engel mit den Segelohren und dem Schnurrbart ist spitze!“ Henning kicherte.

      „Echt?“ Paul klang erleichtert.

      „Du hast meine Schokolade aufgegessen!“, beschwerte sich Martin.

      „Tut mir Leid“, murmelte Paul. „Ich war auf einmal so wütend. Ich dachte: ‘Wozu brauchen die zwei Adventskalender?’ Aber ich weiß: Das war nicht okay.“

      Henning klopfte ihm auf die Schulter. „Sooo schlimm war’s nun auch wieder nicht.“

      Martin kämpfte mit sich. Nein, die Schokoladenstückchen waren zu klein. Die konnte man beim besten Willen nicht teilen. Und sie Paul ganz zu geben, das wäre übertrieben. Da fiel ihm etwas ein.

      „Hast du nicht bald Geburtstag?“, fragte er.

      „Ja, am elften.“

      „An deinem Geburtstag und an Heiligabend kriegst du das Stück Schokolade in meinem Kalender“, verkündete er.

      „Danke.“ Paul grinste ihn an.

      Henning setzte sich neben ihn. „Ich hab eine Idee. Wenn du willst, kannst du jeden Nachmittag rüberkommen und dann machen wir zusammen ein Türchen auf.“

      „Ach nee, lass mal. Eins muss ich euch noch fragen. Habt ihr meiner Mutter ...“

      „Natürlich nicht!“, unterbrach ihn Henning.

      Paul knuffte ihn in die Seite. „Da bin ich aber froh! Ihr seid wirklich echte Kumpel.“

      2. Dezember

       Die kleine Schneefrau

      Jeden Winter wartete Marcel sehnsüchtig auf Schnee. Leider lebte er im Rheinland, wo es nur selten richtig kalt wird. Und wenn dort mal Schnee fällt, taut er meistens schnell wieder weg.

      Eines Nachmittags im Dezember schallte plötzlich Marcels Freudengeschrei durchs Haus: „Es schneit, es schneit!“ Erst taumelten ein paar, und dann immer mehr dicke, nasse Flocken aus bleigrauen Wolken herab. Gegen Abend kam Wind auf und das Schneetreiben wurde stärker.

      Am nächsten Morgen hatte es zwar aufgehört zu schneien, doch draußen war alles weiß.

      Ohne Frühstück rannte Marcel in den Garten und blieb wie angewurzelt stehen. Das durfte nicht wahr sein! Olaf von nebenan war auch schon draußen. Marcel konnte den Kerl nicht ausstehen, und das beruhte auf Gegenseitigkeit.

      „Na, willst du etwa auch einen Schneemann bauen?“, rief Olaf ihm zu und grinste übers ganze Gesicht.

      Marcel gab keine Antwort. Er hatte noch nie einen Schneemann gebaut und wusste gar nicht, wie man das anstellt. Heimlich schielte er zu Olaf hin. Der wälzte gerade eine dicke Kugel durch den Schnee. Dann wuchtete er sie auf eine andere, noch größere. Es schien anstrengend zu sein, denn Olaf hatte einen hochroten Kopf und keuchte. Marcel kamen Bedenken, ob er es schaffen würde, einen Schneemann zu bauen, denn er war kleiner als Olaf und lange nicht so stark.

      Plötzlich hatte er eine Idee. Sofort machte er sich an die Arbeit.

      Olafs Schneemann war schon fast fertig. Beim Kopf musste ihm der Vater helfen. Seine Mutter brachte einen alten Hut und einen Schal, und für das Gesicht nahm er zwei Kieselsteine und eine Möhre. Insgeheim musste Marcel zugeben, dass der Schneemann wirklich eine Wucht war.

      Olaf stellte sich an den Gartenzaun. „Was soll denn das werden?“, fragte er und lachte laut. „Ein Schneemann oder ein Schneemännchen?“

      „Weder – noch“, antwortete Marcel. „Ich mache eine Schneefrau.“

      Olaf prustete los, doch Marcel beachtete ihn nicht weiter. Seine Schneefrau gefiel ihm. Sie war nur wenig größer als ein Gartenzwerg und stand auf einem Baumstumpf. Aus einem großen Taschentuch machte er ihr eine Schürze. Die Augen bestanden aus zwei himmelblauen Murmeln und sie hatte eine rote Knopfnase. Zum Schluss hängte er ihr eine Kette aus bunten Perlen um.

      Olaf feixte die ganze Zeit, doch als Marcel einen sternförmigen goldenen Kerzenhalter mit einer Adventskerze auf ihrem Kopf befestigte, hörte er damit auf. Die Schneefrau sah nun beinahe aus wie ein Weihnachtsengel. Am Spätnachmittag zündete Marcel die Kerze an, und in der Dämmerung leuchtete und glitzerte die kleine Schneefrau wie in einem Wintermärchen. Bestimmt stand Olaf auch am Fenster und ärgerte sich schwarz.

      Als Marcel ein paar Tage später aufwachte, hörte er ein Geräusch, das ihm gar nicht gefiel: Es tropfte vom Dach. Tauwetter! Sofort rannte er in den Garten. Seine Schneefrau stand noch, aber Olafs großer Schneemann war schon ziemlich in sich zusammengesackt.

      Da kam ihm ein großartiger Einfall. Er sprach sofort mit seiner Mutter darüber und sie hatte nichts dagegen. Im Augenblick war nämlich genug Platz in der großen Kühltruhe im Keller. Dort überstand die kleine Schneefrau unbeschadet das Tauwetter, während von Olafs riesigem Schneemann bald nur noch ein armseliges Häufchen übrig war.

      Immer wenn es abends kalt genug wurde, holte Marcel die kleine Schneefrau aus der Truhe, stellte sie auf den Baumstumpf und zündete eine Adventskerze auf ihrem Kopf an. Wahrscheinlich spuckte Olaf jedes Mal Gift und Galle

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