Adventskalender zum Lesen und Vorlesen. Eva Markert

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Adventskalender zum Lesen und Vorlesen - Eva Markert

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zumachen.

      „Warte!“, rief Knecht Ruprecht. „Ich habe eine Idee: Lass mich doch einfach ins Haus und zeige mir, wo die Streichhölzer liegen. Ich nehme sie mir dann selbst und du brauchst sie nicht anzufassen und auch deine Eltern nicht zu wecken.“

      „Ich darf aber niemanden reinlassen.“

      Knecht Ruprecht merkte, wie sein Geduldsfaden gefährlich dünn wurde. „Ja, weißt du denn nicht, wer ich bin?“

      Der Junge schüttelte den Kopf.

      „Ich bin Knecht Ruprecht und ich komme vom Nikolaus!“, rief er mit dröhnender Stimme durch den Fensterspalt.

      „Und ich bin Hans-Georg. Guten Morgen, Herr Knecht Ruprecht!“

      „Hör zu, Hans-Georg“, fuhr der alte Mann fort, „wenn du mich jetzt nicht ins Haus lässt, dann bringe ich dir am Nikolaustag zur Strafe eine Rute!“

      „Aber wenn ich dich hereinlasse“, wandte Hans-Georg ein, „tue ich etwas, was meine Eltern mir verboten haben, und dann bekomme ich auch nur eine Rute.“

      Darauf wusste Knecht Ruprecht nichts zu sagen. Er beschloss, es noch einmal anders zu versuchen. „Und die Kinder in Tannstadt? Morgen ist Nikolaus. Überleg mal, wie traurig sie wären, wenn sie dieses Jahr keine Süßigkeiten bekämen!“

      Hans-Georg dachte kurz nach. „Wozu brauchst du die Streichhölzer?“

      „Weil meine Laterne ausgegangen ist. Das habe ich dir doch schon erklärt!“

      „Und wozu brauchst du die Laterne?“

      „Damit ich den Weg durch den Wald finden kann!“ Knecht Ruprecht war der Verzweiflung nah.

      „Aber Herr Knecht Ruprecht!“, rief der kleine Hans-Georg. „Es ist doch Tag! Wozu brauchst du da eine Laterne?“

      Knecht Ruprecht blickte sich um. Tatsächlich! Es war inzwischen ganz hell geworden.

      Er griff sich an den Kopf. „Ich verstehe nicht, wie mir das passieren konnte! Es muss damit zusammenhängen, dass ich seit vielen, vielen Jahren immer nur nachts nach Tannstadt reise. Deshalb ist es mir wohl nicht in den Sinn gekommen, dass ich bei Tag gar keine Laterne brauche.“

      „Na, dann kannst du ja weiterfahren.“

      „Aber Junge!“ Knecht Ruprecht schüttelte den Kopf. „Glaubst du etwa, ich kutschiere am helllichten Tag durch Tannstadt? Dann würden mich ja alle Kinder sehen! Nein, das geht auf keinen Fall!“

      „Aber ich sehe dich doch auch!“

      Knecht Ruprecht stutzte. „Das – äh – ist ganz was anderes.“

      „Wohin fährst du denn jetzt?“, erkundigte sich Hans-Georg.

      „Versteckt im Wald liegt eine Nikolaushütte. Dort kann ich bleiben, bis es Nacht wird. Und da finde ich sicher auch Streichhölzer.“

      Knecht Ruprecht kletterte auf seinen Schlitten, winkte dem Jungen zu und verschwand im Wald.

      Vielleicht bildete Hans-Georg sich das nur ein, aber am Nikolaustag hatte er das Gefühl, dass diesmal besonders viele Süßigkeiten in seinem Stiefel steckten.

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