Adventskalender zum Lesen und Vorlesen. Eva Markert
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Als der klingelte, war es jedenfalls zu spät. Die Zimtsterne lagen sehr dunkelbraun, um nicht zu sagen schwarz im Ofen.
Mutti riss das Blech so hastig heraus, dass sie sich die Finger verbrannte. Während sie die Hand unter dem Wasserkran kühlte, schimpfte sie, ob mit Nikolas und Katrin, den Plätzchen, sich selbst oder mit allen gleichzeitig, das konnte man nicht genau verstehen.
Später standen sie um den Tisch herum und betrachteten, was Mutti aus dem Ofen geholt hatte. In der Küche roch es streng und gar nicht weihnachtlich.
„Das war endgültig das letzte Mal. Nie wieder backe ich Weihnachtsplätzchen!“, sagte Mutti in bestimmtem Ton.
„Ob man das essen kann?“ Katrin tippte auf die schwarzbraunen Sterne.
Sie warteten, bis die Plätzchen etwas abgekühlt waren, und versuchten hineinzubeißen. Aber leider waren es keine Zimtsterne, sondern Zimtsteine geworden, die außerdem noch ganz bitter schmeckten.
Mutti setzte sich an den Küchentisch und stützte den Kopf in die Hände. „Nie wieder“, murmelte sie vor sich hin, „nie, nie wieder!“
„Und wenn wir die Zimtsterne mit Zuckerguss überziehen?“, schlug Katrin vor.
Mutti sah sie mit funkelnden Augen an. „Als ob sie dadurch weicher würden!“
„Weicher nicht, aber schöner“, mischte sich Nikolas ein. „Wir könnten sie als Schmuck in einen Strauß aus Tannenzweigen hängen.“
Mutti holte erst Luft um weiterzuschimpfen, aber dann sagte sie: „Ich habe noch Lebensmittelfarbe. Damit lassen sich die Sterne sogar bunt verzieren.“
„Aber wie sollen wir sie befestigen?“, fragte Katrin.
Mutti wurde auf einmal ganz eifrig. „Mal sehen, ob man Löcher hineinstechen kann!“
Sie versuchten es alle drei, aber wenn es gelang, die steinharten Plätzchen mit einer Stricknadel zu durchstoßen, zerbrachen sie leider in tausend Stücke.
Nikolas schüttelte den Kopf. „So geht das nicht! Wir müssen den Zwirnsfaden ankleben.“
„Gute Idee!“, rief Mutti. „Also los, Kinder, an die Arbeit!“
Die rosa, grünen, gelben und weißen Tupfen und Linien hoben sich wirklich wunderhübsch von dem schwarzbraunen Untergrund ab.
Danach holten sie Tannenzweige aus dem Garten und hängten die Sterne hinein.
„Man kann genau erkennen, welche Sterne Mutti verziert hat“, flüsterte Katrin Nikolas ins Ohr. Ihr Bruder nickte. Muttis Zuckergusslinien waren krumm und schief, und die Tupfen sahen aus wie ungleichmäßige kleine Fladen. Aber davon abgesehen war der Strauß wirklich wunderschön.
„Einfach sagenhaft!“ Muttis Stimme klang richtig begeistert.
„Siehst du, jetzt war die Arbeit doch nicht umsonst!“ Nikolas klopfte ihr auf die Schulter.
„Du ahnst ja nicht, wie froh ich darüber bin! Aber ich darf gar nicht an morgen denken! Da wollte ich nämlich Lebkuchenherzen backen.“
„Wenn wir morgen wieder Pech haben“, sagte Katrin, „schmücken wir eben einen zweiten Strauß. Bunte Lebkuchenherzen sehen bestimmt auch toll aus!“
„Ein beruhigender Gedanke“, meinte Mutti, „vor allem wenn man bedenkt, wie viel Glück man beim Backen braucht.
„Machen wir auch noch Spritzgebäck?“
„Meinetwegen. Aber danach ist Schluss. Weihnachtsplätzchen zu backen, das ist mir einfach zu aufregend.“
5. Dezember
Der Schlamassel mit der Laterne
Zwei Nächte vor dem 6. Dezember rief der Nikolaus den alten Knecht Ruprecht zu sich. Der sah zwar immer ziemlich mürrisch aus, aber im Grunde war er ein herzensguter Mann. Allerdings verlor er sehr schnell die Nerven.
„Es wird Zeit“, sagte der Nikolaus. „Du kannst schon mal anfangen, Süßigkeiten zu verteilen!“
Knecht Ruprecht machte sich sofort auf den Weg. Zuerst ging es nach Tannstadt. Er summte vor sich hin, während er durch den stockdunklen, tief verschneiten Wald fuhr. An seinem Pferdeschlitten hatte er eine Laterne befestigt, und in ihrem hellen Schein war es nicht schwer, auf dem richtigen Pfad zu bleiben.
Als er an eine Wegbiegung kam, passierte es. Er nahm die Kurve zu scharf, der Schlitten neigte sich, die Laterne fiel herunter und ging aus. Knecht Ruprecht erschrak. „Brrr!“, rief er. Die Pferde wieherten und blieben stehen.
Es war so finster, dass er nicht die Hand vor Augen sehen konnte. Er brummelte etwas in seinen Bart, kletterte vom Schlitten und tastete im Schnee nach der Laterne.
Er hatte Glück und fand sie schnell. Aber als er sie wieder anzünden wollte, durchfuhr ihn ein heißer Schreck. Mit beiden Händen wühlte er in seinen Hosen- und Manteltaschen, aber er fand nur ein zerknülltes Taschentuch und einen abgebrochenen Bleistift. Die Streichhölzer hatte er zu Hause vergessen.
Knecht Ruprecht brach der Schweiß aus. Wie sollte er weiterfahren, so ganz ohne Licht? Er konnte im Dunkeln weder den Wegrand noch eine Kreuzung erkennen.
„Hallo?“, rief er verzweifelt. „Ist da jemand?“
Natürlich war da niemand mitten in der Nacht im tiefen Wald. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass irgendwann irgendwer vorbeikommen würde, der Streichhölzer bei sich hatte.
Er setzte sich auf den Schlitten und hüllte sich in eine Wolldecke. Es dauerte gar nicht lange, und lautes Schnarchen hallte durch den Wald.
Knecht Ruprecht schlief tief und fest. Als er hochfuhr, sickerte schon das erste fahle Morgenlicht durch die Bäume. Am Rande einer Wiese konnte er die Umrisse eines Forsthauses erkennen.
„Ich bin gerettet!“, dachte er.
Kurz darauf klopfte er an die Tür des kleinen Hauses. Nichts rührte sich.
„Es muss doch jemand da sein!“ Er klopfte heftiger.
Da öffnete sich ein Fensterchen neben der Haustür.
„Ein Glück!“, rief Knecht Ruprecht. „Ich brauche Streichhölzer, und zwar schnell! Ich habe noch einen langen Weg vor mir!“
„Wozu brauchst du Streichhölzer?“, fragte eine Kinderstimme.
„Meine Laterne ist ausgegangen.“
Der Spalt öffnete sich ein Stückchen weiter und eine Nasenspitze wurde sichtbar. „Ich darf keine Streichhölzer anfassen.“
„Dann hol deinen Papa oder deine Mama!“ Knecht Ruprecht spürte bereits, wie er ungeduldig wurde.
„Du bist aber nicht besonders nett“, stellte der kleine Junge fest. „Meinen Papa und meine