Adventskalender zum Lesen und Vorlesen. Eva Markert
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„Olaf!“, dachte er mit einem heißen Gefühl von Wut.
Der lungerte gerade im Nachbargarten herum. Ohne nachzudenken sprang Marcel über den Zaun, stürzte sich auf ihn und knallte ihm eine, dass es nur so klatschte. Dann rannte er weg. Erstaunlicherweise setzte Olaf ihm nicht nach.
Abends stand Marcel traurig an der Terrassentür und sah zu dem leeren Baumstumpf hinüber. Auf einmal fiel ihm die fette schwarze Katze auf, die den Nachbarn von nebenan gehörte. Sie strich um den Baumstumpf herum, sprang plötzlich hoch und ließ sich darauf nieder. Marcel erschrak. Sofort fiel ihm die Ohrfeige ein, und das ließ ihm keine Ruhe mehr. Schließlich ging er hinüber und schellte.
Olaf öffnete. Verblüfft starrte er Marcel an.
„Ich weiß jetzt, dass eine Katze meine Schneefrau kaputtgemacht hat. Tut mir Leid, dass ich dir eine gescheuert habe!“, sagte Marcel.
Olaf antwortete nicht und blickte zu Boden. Sie schwiegen einen Augenblick.
„Dann geh ich jetzt mal wieder.“
„Tschüss!“, rief Olaf ihm nach.
Am nächsten Tag war es Marcel, der eine Überraschung erlebte. Auf einmal stand nämlich Olaf vor seiner Tür. Er hatte einen Schneemann aus Marzipan mitgebracht.
„Da!“, sagte er. „Ist zwar nicht so schön wie deine Schneefrau, schmeckt aber etwas besser.“
Marcel wusste gar nicht, was er davon halten sollte.
„Ich war es nämlich doch“, erklärte Olaf, „und nicht die Katze.“
Sie sahen sich an. Plötzlich mussten beide furchtbar lachen. Sie lachten, bis ihnen der Bauch wehtat, dann aßen sie zusammen den Schneemann auf. Olaf hatte Recht: Das Marzipan war wirklich sehr, sehr lecker!
3. Dezember
Der Sternenjunge, der nicht leuchten wollte
Strahlemann war ein Sternenkind und noch so klein, dass er bis vor kurzem nicht nachts am Himmel stehen durfte. Aber zu Beginn der Weihnachtszeit hatte der Mond ihm einen Platz zugewiesen, wo er sein Licht anzünden und zur Erde hinunterscheinen sollte. „Weihnachten soll es am Sternenhimmel besonders schön leuchten“, erklärte er. „Deshalb muss jeder hier mithelfen.“ Seitdem rieb sich der junge Stern abends blitzblank und funkelte, dass es nur so sprühte.
Aber eines Abends wurde alles anders.
„He, du musst aufstehen!“, rief Glitzi ihm zu.
Strahlemann antwortete nicht und drehte sich auf die andere Seite.
Sein Freund trat an das Wolkenbett und rüttelte ihn an der Schulter. „Beeil dich! Die Sonne ist eben untergegangen. Alle anderen putzen sich schon blank.“
Der Sternenjunge zog sich die Wolkenwattedecke über den Kopf. Es sah es so aus, als würde er darunter ein paarmal kurz aufblinken. Dann kam er wieder zum Vorschein. „Ich stehe heute nicht auf“, verkündete er.
„Du musst! Sonst bleibt doch dein Platz am Sternenhimmel leer!“
„Na und?“ Damit zog er sich die Decke erneut über den Kopf.
„Was ist bloß los mit dir? Bist du krank?“
Strahlemann schoss hervor. „Ich bin nicht krank! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!“
Irgendwas stimmte hier nicht. Glitzi beschloss den Mond zu holen.
Als der an Strahlemanns Wolkenbett erschien, tat der kleine Stern so, als ob er schliefe.
„Was soll der Unsinn?“, schimpfte der Mond. „Es ist kurz vor Weihnachten und du weißt genau, dass in dieser Zeit alle Sterne besonders schön glänzen müssen.“
Strahlemann kniff die Augen zu, presste die Lippen aufeinander und antwortete nicht.
„Wenn du nicht auf der Stelle aufstehst, bekommst du Bettarrest für mindestens eine Woche.“
Da öffnete der Stern die Augen. „Einverstanden.“
Das machte den Mond erst recht wütend. „Ach so, jetzt verstehe ich! Du bist zu faul zum Arbeiten. In diesem Fall ist Bettarrest natürlich keine geeignete Strafe.“ Er schnaufte, ehe er weitersprach. „Mir fällt da gerade was ein: Meine Wolkenvilla müsste mal wieder geputzt werden. Das wirst du machen, und zwar gründlich, vom Keller bis zum Dachboden!“
„Einverstanden.“
So etwas hatte der Mond noch nie erlebt. Ein Sternenkind, das lieber sauber machen als scheinen wollte! Kopfschüttelnd setzte er sich auf sein Mondmotorrad und brauste davon.
Strahlemann sprang aus dem Bett. Kurze Zeit später eilte er die Milchstraße entlang. Beinahe wäre er mit Elektro zusammengestoßen, der ihm entgegenkam.
Der alte Stern blieb stehen. „Warum machst du dein Licht nicht an?“, schimpfte er. „Man kann dich ja gar nicht sehen!“
„Und warum setzt du deine Brille nicht auf?“, erwiderte der Sternenbengel im Vorbeirennen. „Wenn du das tätest, könntest du mich sehr wohl sehen!“
Elektro verschlug es die Sprache. So ein ungezogener junger Stern war ihm noch nie über den Weg gelaufen. Kopfschüttelnd ging er weiter.
Der Mond öffnete Strahlemann die Tür. „Dies ist deine letzte Chance“, sagte er. „Wenn du sofort an deinen Platz zurückkehrst und dein Licht einschaltest, brauchst du hier nicht sauber zu machen.“
„Wo ist das Putzzeug?“
Der Mond zuckte die Schultern und zeigte Strahlemann eine kleine Kammer unter der Treppe. „Hier findest du alles, was du brauchst. Fang auf dem Dachboden an. Und wehe, ich entdecke dort noch ein Stäubchen, wenn ich zurückkomme!“
Der junge Stern nahm Eimer und Wischmopp und machte sich an die Arbeit.
Zwischendurch verschwand er in der dunklen Putzkammer. Doch jedes Mal kam er kurz darauf wieder heraus, stieg mit hängenden Zacken die Treppe nach oben und schrubbte weiter.
Als der Mond seine erste Runde über den Sternenhimmel beendet hatte, wollte er in der Wolkenvilla nach dem Rechten sehen. „Strahlemann!“, rief er.
Keine Antwort.
Er lief die Treppe hinauf.
Keine Spur von dem kleinen Stern.
Der Mond wurde ärgerlich. „Komm sofort hervor!“
Die Tür zur Putzkammer ging langsam auf.
„Was machst du da? Du faulenzt doch nicht etwa?“
„Ich habe was gesucht.“