Haus im Grünen II. Ernst Friedrichsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Haus im Grünen II - Ernst Friedrichsen страница 4
Nach einer Weile brummte sie: »Wenn ich eine Katze wäre, würde ich nun mit dem Schnurren beginnen.« Sie tauschten zärtliche Blicke. »Bei wem sind wir denn zum Essen eingeladen?«
»Bei meinen Eltern, die möchten dich gerne kennenlernen.«
»Dann bin ich nicht richtig angezogen. Das Kleid ist zu dünn.
Hätte ich das gewusst, dann hätte ich eine Hose angezogen. In diesem Kleid fühle ich mich nicht wohl.«
»Du siehst doch gut aus … Ich finde, es steht dir.«
»Du verstehst mich nicht.«
»Es ist doch nichts Festliches, nur lockeres Beisammensein. Nur normales Mittagessen. Nun schau mich nicht so böse an. Aber ich weiß echt nicht, was daran verkehrt ist, was du trägst.«
»Durch dieses Kleid scheinen im Gegenlicht die Beine durch, in Gesellschaft passt das nun einmal nicht.«
»Du hast ja recht, ich hätte es dir sagen sollen. Entschuldige. Aber meine Schwester hat bestimmt eine Hose, die dir passen könnte.«
Sie sah ihn nachdenklich an.
»Es ist nichts Feierliches oder so«, versuchte er sie zu beruhigen.
»Es sind deine Eltern«, fauchte sie ihn an.
»Ist gut, ich verstehe. Soll ich absagen?«
»Nein, deine Mutter rechnet doch mit uns und hat bestimmt danach gekocht. So kurz sagt man nicht mehr ab. Du hast es ja auch nur gut gemeint und, wie Männer nun mal sind, nicht nachgedacht. Ich fühle mich nur überfahren und das mag ich nicht.«
»Ich gelobe Besserung.« Er hob die Hand zum Schwur.
Sie fuhren durch ein paar Köge.
»Sind die Dächer mit Absicht in Grün gehalten?« Sie zeigte mit dem Finger auf die Höfe.
»Das ist auch eine Geschichte für sich. Es heißt, dass einer nach Südafrika gegangen ist und dort reich wurde. Mit seiner Hilfe wurde dieser Koog errichtet und im Gedenken an ihn, sind die Dächer grün. Da, wo er in Afrika war, sind die wohl auch grün, deshalb ist das hier so.«
»Hier bist du zu Hause?«
»Einen Koog weiter bin ich geboren.«
Sie staunte nicht schlecht. »Ein ansehnliches Anwesen«, sagte sie bewundernd.
»Steckt eine Menge Arbeit von fleißigen Menschen drin. Die lange Dürre, die da Pferde an der Leine führt, ist meine Schwester. Margot. Ich werde sie fragen.«
»Das kann ich selber.«
»Hallo Schwester«
»Hallo Peter, du lebst noch?«
»Darf ich vorstellen? Meine Schwester, Margot. Sibylle, meine Freundin.«
Die beiden Frauen gaben sich artig die Hand.
Sibylle druckste ein wenig herum. »Ich habe da auch gleich eine peinliche Frage. Kannst du mir eine Hose borgen?«
»Aber selbstverständlich. Peter, magst du die Pferde in die Box bringen? Komm mal mit.«
Sibylle folgte gehorsam.
»In welche Box sollen die Gäule?«
»Stell dich nicht an. Es sind Mädchen in den Ställen, die können dir helfen.« Margot schüttelte den Kopf. »Der hat sich auch nicht verändert. Pferde sind nicht sein Ding. Komm, Sibylle, wir machen Modenschau.«
Sibylle stand vorm Spiegel und betrachtete das Beinkleid mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
»Was bedrückt dich? Stress mit Peter?«
»Wie kommst du denn nun auf den Gedanken?«
»Ich bin Kindergärtnerin. In den Gesichtern der Kleinen sehe ich, wenn es denen nicht gut geht. Wie sie sich fühlen ist an ihrer Mimik abzulesen. Dein Lächeln ist nicht rund. Es müsste bis in die Wangen gehen, es hört aber schon in den Mundwinkeln auf. Das sagt mir, dass du Sorgen hast, die du nicht zugeben möchtest. Der Spiegel lügt nicht.«
Die beiden hatten Blickkontakt über den Spiegel.
»Nein, alles in Ordnung.«
»Na komm, mach mir bitte nichts vor. Ich bin da, wenn du reden möchtest.«
Sibylles Unterlippe zitterte ein wenig. »Ich habe bereits einen, der mir zuhört, aber danke für dein Angebot.« Sie drehte sich zu Margot um.
»Bist du mal geritten?«, fragte Margot.
»Wie kommst denn darauf?«
»Wie du stehst … eigentlich haben nur Reiter eine so aufrechte Körperhaltung, der Durchschnitt steht wie ein krummes Würstchen. Und deine Schenkel sind kräftiger als bei Nicht-Reitern« Margot reichte ihr noch eine Hose. »Wollt ihr heiraten?«
»Wenn es nach Peter ginge gestern. Zweimal hat er mich schon gefragt. Ich brauche Zeit. Ich habe in den letzten Wochen Dinge erlebt, die verdaut werden wollen. Im Moment habe ich Unordnung im Kopf. Wenn das sortiert ist, habe ich Raum für die Zukunft. Dann ist da noch unsere Arbeit … als Ehepaar können wir nicht zusammen in den Einsatz, das würde die Sicherheit des Partners gefährden. Einer müsste in eine andere Schicht. Aber wenn wir uns nicht sehen, fehlt uns was.«
»Wie gesagt, wenn du reden möchtest: ich bin da! Wie ist es? Wie fühlt man sich, wenn man so vom Altar geraubt wird? Das stelle ich mir als Operette vor. Es stand in allen Zeitungen.
Große Schlagzeile: Braut aus der Kirche entführt, dem Bräutigam entrissen. Ehe vor dem Altar verhindert. Dass ihr das wart ist irgendwie aufregend, das hätte ich meinem Bruder gar nicht zugetraut.« Margot machte es sich auf dem Bett bequem.
Sibylle setzte sich neben sie. »Es war ein Gefühl, das kann man nicht beschreiben. Der Puls war schon hoch wegen der Feier selbst. Dann dieses Nein, das durch die Kirche hallte. In dem Moment schoss der Puls in die Höhe. Die Zeit schien still zu stehen. Es war der Punkt, an dem sich meine Welt auf den Kopf gestellt hat. Ja, wir werden heiraten, aber von Vernunft gelenkt, nicht überstürzt.«
»Ist Peter auch so geduldig?«
»Nein, der drängt. Aber er ist Realist genug, um zu verstehen – Eile ist keine Brücke, sondern eine Krücke, würde mein Opa gesagt haben. Ich finde deinen Bruder putzig, so zielorientiert er im Beruf ist, so ungeschickt ist er in kleinen Dingen. Wenn er die Mine eines Kulis wechselt, ist das eine Beobachtung wert.«
»Ja, das kenne ich. Schon als Kind war er in kniffeligen Dingen nicht zu schlagen. Einen Nagel in die Wand zu hauen, das hat Daumen gekostet – der Nagel hat es immer überlebt.«
Die beiden kamen von einem zum anderen. Mit beiden Händen an der