Haus im Grünen II. Ernst Friedrichsen
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Читать онлайн книгу Haus im Grünen II - Ernst Friedrichsen страница 6
Er drückte Sibylle noch einmal an sich: »Ich gebe dich an meinen Sohn ab, schön dass du unser Gast bist.«
»Ich freue mich auch. Danke für die Einladung.«
Die Mutter reichte Sibylle den Braten. »Unser Gast darf anschneiden.«
Sibylle wollte geraden das Messer ansetzen, da meinte Jochen, dass man doch ein Tischgebet sprechen sollte.
»Oh, Entschuldigung.« Sie zog den Kopf ein und faltete die Hände.
Die Mutter strafte Jochen mit einem strengen Blick. »Dann mach hin, unser Gast hat Hunger.« Sie klopfte dabei auf Sibylles Handrücken, die ein wenig verunsichert wirkte.
Jochen legte los: »Lieber Gott, pass auf bei Tisch, dass ich das größte Stück erwisch. Amen.«
»Bitte, lang zu«, sagte die Mutter.
Jochen grinste.
Seine Mutter gab ihm einen Klaps mit der flachen Hand an den Hinterkopf. »Was soll unser Gast von uns denken?«
»Ist schon gut, er hat mich kalt erwischt.«
»Sie hat Lausbub geritten«, sagte Margot.
Jochen guckte irritiert. »Lausbub? Der wirft doch jeden ab. Den kannst du reiten?«
»Ja, wir verstehen uns. Zwei Dickköpfe sind sich eben einig.«
»Mich wirft der immer ab«, brummte Jochen resigniert.
»Du kannst ja auch nicht reiten«, musste Peter seinen Bruder zwacken.
Jochen verzog das Gesicht und machte lautlose Lästereien.
»Wie kommt eine so zerbrechliche Frau wie du zur Polizei? Peter ist einem inneren Ruf gefolgt. Ist es für eine Frau nicht hart?«, meinte der Vater.
»Die Ausbildung ist in der Tat eine Schinderei. Aber ich war schon immer sportlich aktiv. Das hat mir geholfen. Da ich auch reiten konnte, war der Weg frei für die Reiterstaffel. Bin dann irgendwie zur Kripo gekommen. Und aus der Kirche geraubt … nun werde ich gefangen gehalten.«
»Ich wäre gerne dabei gewesen, als du sie geraubt hast«, sagte Jochen.
Sibylle sah Peter an. Jeder konnte sehen, dass da zwei Herzen füreinander schlugen. Ihre Augen konnten sich nicht trennen.
Eine Weile war absolute Stille.
»Wenn ich dich befreien soll, sag Bescheid.« Jochen hob die Gabel. »Ich nehme es mit jedem Drachen auf.«
»Danke. Ich bezweifle nicht deinen Heldenmut, aber ich habe bereits einen Drachentöter. Ein wenig unbeholfen manches Mal, aber mein Held.«
Peter gab ihr ein Küsschen.
Sibylle lächelte Jochen an.
»Du wirst noch genug Drachen finden, mit denen du kämpfen kannst«, sagte Margot.
»Ja«, sagte der Vater. »Wenn die Mutter deiner Freundin dir den Zugang zur Liebsten verweigert. Dann hast du deinen Drachen.«
»Weiß nicht von was du redest.« Jochen senkte den Blick, als sei ihm etwas peinlich.
»Na komm, die Rothaarige … die wird doch von ihrer Mutter bewacht. Die aus dem Bäckerladen, die eurer Geldvernichtungsanstalt gegenüber ist, da holst du doch immer deine belegten Brötchen.«
Mit rotem Kopf zischte Jochen: »Ist doch Quatsch, was du da redest.«
»Du hast ein eigenes Haus?«, lenkte die Mutter das Gespräch um.
»Ja, ein kleines nur.«
»Ein eigener Herd ist Goldes wert«, sagte der Vater.
»Sie hat auch einen Hausgeist«, mischte Peter sich ein.
Mit einem Tritt ans Schienenbein gab sie ihm zu verstehen, dass sie nicht über Alfons sprechen wollte. »Ein Rentner, der mir im Garten zur Hand geht. Ich habe keinen grünen Daumen und auch nur wenig Zeit.«
»Ist was?«, fragte die Mutter besorgt.
»Nein, ich dachte nur, mich tritt ein Pferd.« Peter rieb sich das Bein.
»Möchtest du noch ein Stück Braten?« Die Mutter reichte es über den Tisch.
»Nein danke, noch ein Stück und ich platze.«
Der Nachmittag wurde unter freiem Himmel verbracht, bei Kuchen und Plaudereien über Zukunft und Vergangenheit und die dummen Streiche von Peter und Jochen. Es wurde viel gelacht auf Kosten anderer.
Beim Abschied sagte der Vater. »Du bist uns jederzeit willkommen!«
Margot umarmte Sibylle. »Wir werden mal einen gemeinsamen Ausritt machen.«
»Das ist eine gute Idee, das machen wir.«
»Was sollte der Tritt? Das gibt einen blauen Fleck«, beschwerte sich Peter auf der Rückfahrt.
»Ich möchte nicht, dass von Alfons gesprochen wird.«
»Aber den gibt’s doch, der ist doch real, wenn man so will.«
Peter wackelte mit dem Kopf. »Aber gut, wenn du nicht möchtest … kein Wort mehr von dem Geist.«
»Entschuldige, ich wollte nicht so kräftig treten.«
»Ich bin ein Drachentöter, schon vergessen?«
»Wohin fährst du?«
»Zum Deich. Es dürfte noch Wasser da sein, die Ebbe setzt erst ein.«
»Ist es nicht zu kalt? Ich friere schon beim Gedanken an den Wind.«
»Ich habe ein paar warme Jacken eingepackt, von meinem Vater geborgt. Du musst unbedingt bei Sonnenuntergang auf die See gesehen haben, wenn sich die Sonne in den Wellen spiegelt.«
Sie fuhren nach Lütmoor Siel und setzten sich auf eine Bank, die auf dem Deich stand. Die untergehende Sonne spiegelte sich in den Wellen, der Wind trug den Duft des Watts und des Salzes in die Nasen. Kleine Vogelschwärme suchten im Trockengefallenen nach Würmern, huschten eilig hin und her. Der Wind war leicht und von der Sonne des Tages angewärmt. Die langen Schatten der Badegäste spielten ihr eigenes Spiel.
Sibylle kuschelte sich an Peter. »Es ist herrlich hier.« Sie atmete ein paarmal tief durch. »Danke für den schönen Tag. Deine Familie ist nett. Besonders dein Vater, ein Schmeichler vor dem Herrn. Dein kleiner Bruder ist süß, der hat mich unentwegt angehimmelt.«
»Ja, der kann aufdringlich sein, aber der hat noch Welpenschutz.«
»Du bist doch nicht auf den Kleinen eifersüchtig?« Sie boxte ihm in die Seite, um sich sofort wieder anzukuscheln.
»Wollen wir nach Hause?« Er machte Anstalten aufzustehen.
Sie