Jedes Kind darf glücklich sein. Maren Hoff

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Jedes Kind darf glücklich sein - Maren Hoff

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und die Sorgen bleiben zurück.

      Was ich dachte, war: Eine Wanderung ist nie nur schön. Es gibt Streckenabschnitte, die sind beschwerlich, steil oder steinig. Es gibt Zeiten, da läuft man vielleicht durch Regen oder hat Gegenwind. Niemand stellt dies bei einer Wanderung infrage. Es ist einfach so. Wir sind vielleicht genervt und hoffen, dass wir irgendwo ankommen, wo es uns gefällt. Manchmal denken wir: Hier war ich doch schon mal. Aber es ist nie derselbe Ort, allenfalls ein ähnlicher.

      Vom Wunsch, für immer glücklich zu sein

      Ich lief also und fand: Der Heilungsprozess der Familiengeschichte ist irgendwie ähnlich. Mein großer Wunsch, als ich mich auf den Weg machte, um mich mit meiner Geschichte und meinem Schmerz auseinanderzusetzen, war es, anzukommen. Dass ich eines Tages für immer glücklich sein würde und vielleicht sogar alle um mich herum glücklich machen könnte.

      Seit über 20 Jahren bin ich nun auf diesem Weg. Und ich bin immer noch nicht angekommen. Sicher gab es in den letzten Jahren Stellen, an denen ich dachte: Jetzt! Jetzt haben wir es geschafft. Meine Familie und ich. Wir können miteinander sprechen, wir sind uns grundsätzlich zugeneigt. Ich habe verziehen, mir ist vergeben worden. Das fühlte sich sehr gut an. Wie ein schöner Ort auf einer Wanderung. Aber wie bei einer Wanderung ging es eben auch hier wieder weiter. Neue Herausforderungen kamen. Situationen, die niemand vorhersehen konnte. Heilung ist nichts, was irgendwann zu Ende ist. Wir haben uns vielleicht schon vor der Geburt auf den Weg gemacht und vielleicht finden wir vollkommene Heilung erst lange nach dem Tod. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, sie als wichtiges Ziel im Leben zu etablieren. Denn dieser Weg ist der einzige, den ich kenne, der das Leben langfristig leichter macht. Nicht, dass es keine schwierigen Situationen mehr gäbe oder dass sich diese auf wundersame Weise auflösen würden. Aber wir können uns auf diese Weise selbst den sicheren Boden geben, auf dem wir stehen. Indem wir die Fähigkeit erlernen, jede Situation zu unserem Besten zu wenden und Frieden zu finden, wo auch immer wir sind.

      Der Weg ist nie zu Ende

      Ja, es gibt Ruhepausen. Die werden immer länger. Aber es gibt immer auch schwierige Zeiten und das Einzige, was dann zählt, ist die innere Ausrichtung: Vertrauen einladen. Wissen, dass der Grund immer noch sicher ist. Einen Schritt nach dem anderen gehen. Sich an der Liebe orientieren. Einander gegenüber achtsam und zugewandt bleiben. Einatmen. Ausatmen. Weitergehen.

      ÜBER DIESES BUCH

      Das Buch, das Sie in den Händen halten, ist kein Ratgeber, denn ich glaube nicht, dass ein Mensch einem anderen wirklich einen Rat geben kann. Wir können Meinungen hören und vielleicht versuchen wir, sie in unser Leben zu integrieren. Aber leben können wir unser Leben nur selbst.

      Der Ansatz, den ich Ihnen in diesem Buch vorstellen möchte, ist universal gültig. Zugleich habe ich ihn vor dem Hintergrund der westlichen demokratischen, kapitalistischen Welt geschrieben, in der ich lebe und die mich geprägt hat. Es sind die Geschichten von Menschen aus Mitteleuropa, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe. Elternschaft kann sich so, wie ich sie verstehe, auf die verschiedensten Modelle beziehen: ein Elternpaar im klassischen Sinne, ein gleichgeschlechtliches Elternpaar, alleinerziehende Mütter und Väter, Stiefeltern, Adoptiveltern, Pflegeeltern, erziehende Großeltern sowie leibliche Eltern, die man niemals kennengelernt hat. Nicht zuletzt beziehe ich in meine Ausführungen alle Formen von gefühlter Elternschaft in engen Beziehungen zwischen Kind und Bezugsperson mit ein.

      Egal, ob Sie dieses Buch aus der Perspektive des (mittlerweile erwachsenen) Kindes oder als Mutter oder Vater lesen: Jede zwischenmenschliche Beziehung ist von Bedeutung. Spüren Sie in sich hinein, welche Verbindungen nach Achtsamkeit, Verständnis und Heilung verlangen. Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg und alles hat seine Zeit. Wenn ich jemanden mit meinen Methoden ein Stück weit begleiten kann, dann tue ich das aus dem Herzen. Doch ich maße mir nicht an, den Weg eines anderen Menschen zu kennen, geschweige denn, ihm oder ihr zu sagen, was die richtige Vorgehensweise wäre.

      Niemand kann einen anderen retten. Das kann jeder am Ende nur selbst. Das Einzige, was für uns alle gilt und was ich jedem mit auf den Weg geben möchte, ist dies: Wir können uns tatsächlich selbst retten.

      Schließlich habe ich mich gefragt, welche Ansprache sich am stimmigsten anfühlt. Manche Menschen sagen, wer schreibt denn heute noch »Sie«, andere sagen, wenn ein Autor mich mit »Du« anspricht, dann lese ich das Buch nicht. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich bewusst für das kollektive »Wir« entschieden. Denn bei diesem Thema gibt es keinen, der es besser weiß. Alle Experten, auch ich, können nur Wegweiser sein. Die wahren Experten für unsere Familiengeschichte sind wir ohnehin selbst und nur wir können alte Verwundungen heilen. Deshalb sehe ich im weiteren Verlauf des Buches von einer Trennung zwischen mir und Ihnen oder mir und dir vollkommen ab. Ich sehe es als ein Thema, das uns alle angeht und bei dem wir alle die Lösung in uns selbst tragen.

      Der Prozess der Transformation

      Die Idee zu diesem Buch entstand aus meiner Arbeit mit schwangeren Frauen. In den letzten Jahren kamen vermehrt Frauen, die ein Kind erwarteten und sich Stärkung in diesem Transformationsprozess wünschten, zu mir in die Beratung als Coach und Medizinfrau. Erst war ich skeptisch, in welcher Form ich hier behilflich sein könnte, denn selbst habe ich noch kein Kind auf die Welt gebracht. Aber in der weiteren gemeinsamen Arbeit kristallisierte sich eines heraus: Viele Eltern, die Kinder bekommen, tragen sich mit der Sorge, ob sie überhaupt gute Eltern sein können. Es treibt sie um, welche Erwartungen an sie gerichtet werden und ob sie diese erfüllen können. Sie wollen ihren Kindern den bestmöglichen Start ins Leben geben – und vor allem: Sie wollen es (oft) ganz anders machen als die eigenen Eltern. Beim Vertiefen dieser Prozesse wurde sehr deutlich: Wie wir Eltern sein und die Kindheit unserer Kinder gestalten wollen, hängt stark von der eigenen Kindheit ab.

       Mit welchen Glaubenssätzen sind wir groß geworden?

       Was tragen wir bewusst oder unbewusst durchs Leben?

        Wollen wir die »Altlasten« unserer Familie und Ahnen unseren Kindern mitgeben oder nicht?

      Die Vergangenheit ist geschehen und wir können sie nicht umkehren. Was getan wurde, wurde getan, was gesagt wurde, wurde gesagt. Veränderung entsteht nicht durch Umkehrung, sondern durch Bewusstwerdung und durch einen damit möglichen Perspektivwechsel.

      Auch wenn wir vielleicht schon lange keinen Kontakt mehr zu unserer Familie haben – im Coaching zeigt sich, wie stark wir mit der eigenen Vergangenheit noch verbunden sind und wie tief sie uns prägt. Viele Therapeuten haben zu diesem Feld geforscht und wir können dankbar sein für ihre furchtlose Pionierarbeit. Besonders hervorzuheben ist hier die fantastische praxisnahe Arbeit von Medi und Stefan Becker sowie von Ingrid Alexander und Sabine Lück. Auch meine Arbeit beschäftigt sich nun schon seit vielen Jahren mit dem Heilungsprozess der eigenen Familiengeschichte und welches Potenzial dadurch für die Zukunft freigesetzt werden kann. Dieses Buch versteht sich als Brücke: Wir können unsere Vergangenheit heilen, um glücklicher in der Gegenwart und in die Zukunft hinein zu leben. Und das so weitreichend, dass sogar unsere Kinder davon profitieren. Veränderung ist möglich.

      Die Vergangenheit heilen und der Zukunft eine neue Ausrichtung geben

      In diesem Buch teile ich Mittel und Wege, mit deren Hilfe wir uns bewusst werden können, was wir verändern wollen und wie wir Vertrauen und Frieden in unserem Leben etablieren, egal, wie sich unsere Wanderung gerade gestaltet. Mit Erlaubnis der beteiligten Menschen stelle ich hier anonymisiert einige der Geschichten vor, die sie erlebt haben. Für ihr Vertrauen bin ich zutiefst dankbar.

      Indem

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