Frontschweine. Léon Lancee
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Читать онлайн книгу Frontschweine - Léon Lancee страница 4
Die Angst war in ihren Augen zu lesen, als sie heftig “ja” nickte.
Mannfred nahm seine Hand weg, worauf das Mädchen ruhiger wurde und mit beiden Händen nach ihrem schmerzenden Hals tastete.
„Kann ich mich setzen?“ fragte sie etwas später mit einer heiseren Stimme, worauf Mannfred nickte und sie an ihrem Arm hochzog.
„Wie viele Soldaten sind hier im Lager und was macht ihr hier?“
„Dies ist ein Partisanenlager“, antwortete das Mädchen bereitwillig, „Mein Vater ist auch hier. Es sind außer meinem Vater sechzehn Soldaten im Lager, und noch einige Frauen zum Kochen und so.
Die Soldaten machen sich regelmäßig auf den Weg, um deutsche Lkw und Wachposten zu überfallen. Das geschieht meistens bei der großen Verbindungsstraße zwischen Minsk und Smolensk.“
Mannfred informierte die anderen und sagte: „Meiner Ansicht nach haben wir nicht die geringste Chance, hier mehr Waffen zu sammeln und daher müssen wir sofort abhauen. Auf jeden Fall sind noch vierzehn Mann übrig, und das ist zu viel für uns, da wir zu wenig Waffen haben. Wir müssen uns aber beeilen und auch entscheiden, was mit ihr geschehen soll.“
„Fesseln und knebeln, sodass wir genug Vorsprung bekommen“, schlug Helmuth vor, während er das Mädchen ansah.
Sie schien zu verstehen, dass über ihr Schicksal beraten wurde, und fing angehetzt und aufgeregt mit Mannfred zu sprechen.
„Ich kenne einen ziemlich sicheren Weg durch die Wälder. Wenn ihr von hier aus direkt nach Süden in Richtung der Hauptstraße zieht, dann haben die Partisanen euch innerhalb weniger Stunden wieder geschnappt. Der Führer hat sowieso vor, euch heute zu ermorden. Wenn ihr mich mitnehmt und mir nichts antut, werde ich euch den Weg zeigen!“
„Und wieso willst du uns jetzt auf einmal helfen?“ fragte Mannfred mit einem misstrauischen Blick in den Augen.
„Wer sagt mir, dass du nicht versuchen wirst, uns hereinzulegen?“
„Du musst mir glauben“, antwortete sie, ihm starr in die Augen blickend.
„Mein Vater liegt schwer verletzt in einer der Hütten, und wenn er stirbt, bin ich hier vogelfrei. Das ist mit einem anderen Mädchen, dessen Vater getötet wurde, auch geschehen. Sie geht von Hand zu Hand, weil es keinen mehr gibt, um sie zu schützen. Und der Führer hat anderen bereits angedeutet, dass ich für ihn bestimmt bin, wenn mein Vater nicht mehr lebt. Ich flehe euch, nehmt mich mit! Meine Großmutter wohnt in Minsk, ich möchte gern zu ihr.“
Mannfred übersetzte den anderen die Geschichte, und nach kurzer Überlegung beschloss Helmuth, dass sie sie mitnehmen würden. „Trotz des Risikos, dass sie uns vielleicht etwas aufhält, haben wir mit einer, die die Gegend gut kennt, eine größere Chance, dem Feind nicht sofort in die Arme zu laufen. Ich habe den Eindruck, dass sie echt Angst hat und uns also nicht reinlegt. Wir wollen es versuchen und verschwinden von hier.“
Mannfred sagte dem Mädchen Bescheid und trug ihr auf, das Brot für unterwegs mitzunehmen.
Die Durchsuchung der zwei toten Russen hatte ihnen noch eine deutsche Luger-Pistole und zwei Bajonette eingetragen. Und Wolff hatte zu seiner Freude seine eigene Brieftasche mit seinem Soldatenbuch darin wiedergefunden.
Das Wichtigste für ihn war, dass auch die Fotos seiner Verlobten noch drin waren.
„Etwas wenig Schießeisen, um es gegen Partisanen aufnehmen zu müssen“, motzte Horst.
Das Mädchen hatte das Brot aufgesammelt, aber auch gesehen, dass die Waffen verteilt wurden.
„Ich weiß wo ihr mehr Waffen finden könnt“, sagte sie zu Mannfred.
Dieser sah sie forschend an.
„Wie meinst du?“
„Der Führer schläft separat in einer Hütte und dort liegen viele erbeutete deutsche Waffen. Nachdem sie in der vergangenen Nacht zurückgekommen waren, haben alle außer den beiden Wachposten eine ganze Menge Wodka getrunken. Also schlafen noch alle, und die beiden Wachposten liegen hier.“
Mannfred überlegte kurz mit den anderen.
„In Ordnung, zeig’ uns die Hütte des Führers. Aber wenn du versuchst, uns hereinzulegen, wirst du auf jeden Fall als Erste sterben, und zwar nicht gerade in einer angenehmen Weise!“
Das Mädchen nickte schweigend und ging nach einer Gebärde von Mannfred vor ihnen zu einer der Holzhütten.
Im Lager war tatsächlich niemand zu sehen.
Als sie vor der Tür standen, flüsterte Mannfred zu ihr: „Geh’ du als Erste hinein für den Fall, dass er wach ist oder wird. Wenn deine Geschichte stimmt, wird es ihm bestimmt gefallen, dass du kommst, und das wird seine Aufmerksamkeit ablenken. Versuche, wenn nötig, ein bisschen nett zu ihm zu sein und mach’ so, als möchtest du ihn küssen. Wir kommen herein, wenn die Luft rein ist oder, wenn er wirklich etwas mit dir versucht. Also mach’ dir keine Sorgen. Es kann dir nichts passieren und auf diese Weise können wir die Sache erledigen, ohne dass geschossen wird.“
Das Mädchen nickte, holte tief Atem und öffnete leise die Tür.
Der Russe lag auf einem Bett und schlief noch als das Mädchen sich leise über ihn beugte.
Gerade in dem Moment erwachte der Mann, und er streckte sofort seine Hand zur schweren Nagan Pistole aus, die neben seinem Bett lag.
Die Bewegung stoppte, als er das Mädchen erkannte und er grinste.
„So, Djaevuschka (= Russisch für Mädchen), wirst du doch noch vernünftig und kommst endlich zu mir in mein Bett?“
Das Mädchen lächelte freundlich und strich ihm mit der Hand über seine Haare.
Begierig streckte der Russe seine Hände zu ihr aus und fasste das Mädchen kräftig an den Brüsten, um sie an sich zu ziehen.
Das war das Letzte, was er in diesem Leben tat.
Zu spät sah er aus seinen Augenwinkeln das glitzernde Messer, und bevor er reagieren konnte, steckte es quer durch seinen Hals. Nicht mehr als einen röchelnden Laut konnte er herausbringen.
Sein erstaunter Blick sah das harte Gesicht des deutschen Soldaten, der das Messer mit einer raschen Bewegung zurückzog und es sofort zum zweiten Mal in seinen Hals rammte langsam vor sich verschwimmen, während er lautlos starb.
Das Mädchen war voll Grausen zurückgeprallt.
„Es würde ohne Schüsse gehen“, brachte sie vorwurfsvoll hervor.
Mannfred wischte routiniert sein Messer wieder ab: „Das stimmt, und das ist auch genau, was passiert ist. Du meintest doch wohl nicht, dass wir ihn nach unserem kleinen Besuch lebend zurücklassen würden, oder?“ reagierte er kurz angebunden.
Unterdessen nahm er die schwere Nagan Pistole des toten Russen und steckte sie in seinen Gurt.
Das fassungslose Mädchen sagte, durch diese stahlharte Reaktion eingeschüchtert, kein Wort