Para - Das Schicksal liegt in euren Händen.... Zeraphina Cloud
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Читать онлайн книгу Para - Das Schicksal liegt in euren Händen... - Zeraphina Cloud страница 10
„Na, bist du endlich fertig? Ich habe mich schon gefragt, warum du so lange brauchst.“ Nex verdrehte die Augen.
„Du hast auch noch nicht so viele Hausaufgaben wie ich, oder?“, erwiderte er schmunzelnd und setzte sich neben sie.
„Ich schätze, ich soll ein bisschen bleiben?“, bemerkte er und Liah nickte, während sie ihm eine ihrer Puppen in die Hand drückte. Genaugenommen war es die einzige männliche Puppe, die sie behalten hatte. Nex fand sie hässlich, aber er sagte nichts, sondern spielte im wahrsten Sinne des Wortes einfach mit.
Gegen sechs Uhr fing es an zu regnen. Moona war gerade im Wohnzimmer und staubte aus lauter Langeweile die Schränke ab. Hier drin war es unfassbar altmodisch. Wieso stellte man auch Porzellangeschirr im Wohnzimmer aus? Das war eine von den vielen Fragen, die sie betreffend Haus und Familie hatte. Warum lebten die Kinder bei ihrem Onkel? Und einem so übel gelaunten dazu? Sie begriff es beim besten Willen nicht, aber gut, es war nicht ihr Problem. Wenn doch nur nicht diese Geheimnistuerei wäre… Sie war schon als Kind immer sehr neugierig gewesen, hatte sich diese Angewohnheit jedoch abtrainiert. Bis jetzt. Nun, was die Millers trieben, ging sie wirklich nichts an. Im Ernst, wieso verschwendete sie einen Gedanken daran? Entschlossen schüttelte Moona den Kopf und wischte weiter. Sie hatte schon einen Job verloren, das sollte ihr nicht noch einmal passieren. Obwohl, Mr. Miller hatte so eine Andeutung gemacht, von wegen ein paar Wochen und dann wäre das hier erledigt… Nein, sie sollte sich da besser keine Gedanken machen. Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis Moona die anderen wieder aus ihren Gedanken verbannt hatte.
Abendessen gab es heute um sieben. Moona erschien nicht und Nex fiel auf, dass sie vielleicht nur einmal mit ihnen gegessen hatte. Was trieb sie eigentlich den ganzen Tag lang? Staubte sie nur ab? Nein, manchmal hörte er einen Staubsauger. Und die Küche gehörte auch ihr, wenn sie mit essen fertig waren. Egal, das war jetzt auch nicht so wichtig. Liah und er mussten irgendwie nach Para gelangen, wenn er die Zahlen an der Mauer richtig erklären wollte. Zugegeben, das war nur eine Ausrede; er wollte sehen, ob das, was er geträumt hatte, auf irgendeiner Art und Weise wahrgeworden war. Denn wenn ja, standen sie beide auch an der Mauer. Er musste es sich mit eigenen Augen ansehen. Klar, wenn sie nicht bald wieder wechselten, dann würde er es Liah auch ohne Glina erzählen, aber er wollte lieber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Nex sah auf und beobachtete seinen Onkel, der sich einen Löffel voll Suppe in den Mund schob, den Blick starr auf den Teller gerichtet. Er sah aus, als wäre er in Gedanken weit weg, und für einen kurzen Augenblick kam Nex die Idee, dass Handix gedanklich nach Para gewechselt war, aber das war natürlich Unsinn. Trotzdem, es war schwer, sich ein Grinsen zu verkneifen.
Liah sah verwundert auf und musterte ihren Bruder von der Seite aus, dann lächelte sie ein wenig und wandte sich wieder ihrem Essen zu. Plötzlich, so plötzlich, dass ihr der Löffel in die Suppe fiel und unsäglich viele Spritzer über den Tisch verteilte, schoss sie in die Höhe und sah ihren Bruder mit großen Augen an. Nex zuckte vor Schreck ein wenig zusammen und drehte sich langsam um.
„Liah? Alles gut bei dir?“, fragte er langsam und mit zusammengezogenen Augenbrauen. Das Mädchen nickte heftig.
„Ja. Ja! Nex, ich habe eine Idee! Wegen Para!“ Bei dem Wort „Para“ bemerkte Nex aus dem Augenwinkel, wie Handix aufsah. Er beschloss, die Geste zu ignorieren.
„Aha? Welche denn?“, erkundigte er sich und hoffte inständig, dass sich sein Onkel nicht in die Unterhaltung einmischen würde. Er konnte nicht sagen, warum, aber irgendwie war es komisch, vor Handix über solche Dinge zu reden, vor allem, weil er sieben Jahre lang nichts mit ihm zu tun hatte. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie traurig Papa gewesen war, als Handix nicht zu Opas Beerdigung erschienen war…
„Also“, begann Liah und riss Nex aus seinen Gedanken, „ich dachte mir, dass wir doch wieder absichtlich wechseln könnten, so wie in der Schule. Verstehst du? Dann müssten wir nicht warten und wären auch ganz in der Nähe der Mauer.“ Handix hob die Brauen. Nex saß wie erstarrt auf seinem Stuhl. Wie kam Liah denn ausgerechnet jetzt auf diese Idee?
„Ähm, klar, aber denkst du, dass wir das nochmal schaffen? Vielleicht ist es das letzte Mal auch nur Glück gewesen. Wenn ich das richtig verstanden habe, brauchen Wechsler ein bisschen Zeit, bis sie bewusst wechseln können, also glaube ich nicht, dass das wieder so gut klappen wird“, gab er zu Bedenken und in diesem Moment wurde ihm klar, wie unglaublich die Sache in der Schule gewesen war.
Was man nicht alles versuchte, wenn man vor Männern aus seinen Albträumen floh! Überhaupt: Wieso träumte er von Leuten, die er erst nachher kennenlernte? Es war schon irgendwie unheimlich, aber Nex verdrängte diesen Gedanken. Dafür gab es sicher auch eine Erklärung, wie zum Beispiel die Tatsache, dass eine Parallelwelt existierte. Wer weiß, vielleicht hing das irgendwie zusammen? Er sah zu Liah und bemerkte ihr enttäuschtes Gesicht.
„Ja…“, sagte sie gedehnt und setzte sich langsam wieder hin, „aber ich dachte mir, dass das vielleicht eine gute Idee ist. Trotzdem, du hast wahrscheinlich recht. Tut mir leid, ich dachte nur…“ Oh weh. Er konnte es nicht ertragen, wenn seine Schwester traurig war. Er zwang sich zu einem Lächeln und tätschelte ihr Knie unterm Tisch.
„Hey, ich weiß doch, dass du es für eine gute Idee hältst. Wir können es nachher gerne versuchen, aber wenn es nicht funktioniert, dann sei bitte nicht enttäuscht. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Das Mädchen lächelte ein wenig.
„Ja. Danke.“
Handix beobachtete die Szene mit ausdrucklosem Gesicht. Nur zu gern hätte Nex gewusst, was sein Onkel wohl gerade dachte, aber alles, was auf das Gespräch folgte, war Stille.
Die Millers aßen schweigend weiter. Nex dachte kurz an Moona und daran, dass Handix ihr irgendeine Ausrede aufgetischt hatte, damit sie keine weiteren Fragen stellte. Normalerweise hätte sie Nex leidgetan, aber er war der festen Überzeugung, niemandem von Para erzählen zu dürfen, und seit er es in Tante Mandis Brief gelesen hatte, wusste er, dass es stimmte.
Was war heute für ein Wochentag? In der letzten Zeit hatte er sich herzlich wenig Gedanken darum gemacht, aber da er jetzt wieder zur Schule ging, musste er wieder anfangen, auf solche Kleinigkeiten zu achten. Ah, klar, Mittwoch, was denn sonst? Nicht zu fassen, dass er sich mit solchen Dingen beschäftigen musste, wenn doch eine ganze Welt auf Liah und ihn wartete und Hilfe brauchte, weil sie Mist gebaut hatten!
„Nex?“
„Ja?“
Liah saß in ihrem Bett, die Decke über die Beine gezogen und den Rücken an ein Kissen gelehnt. Fahles Mondlicht schien durch die großen Fenster an der gegenüberliegenden Seite der Zimmertür. Nex saß bei ihr, weil er nach dem Tod seiner Eltern die Aufgabe übernommen hatte, sie ins Bett zu bringen. Sie sah ihn mit ihren gelbbraunen Augen fragend und irgendwie bettelnd an.
„Liest du mir noch eine Geschichte vor?“
Nex verdrehte die Augen und lächelte dabei.
„Wenn du eine hast, die ich noch nicht