Para - Das Schicksal liegt in euren Händen.... Zeraphina Cloud
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Читать онлайн книгу Para - Das Schicksal liegt in euren Händen... - Zeraphina Cloud страница 7
Schneller als gedacht stand Nex vor der Leiter zum Dachboden. Unwillkürlich musste er grinsen. Als Liah und er die Villa am zweiten Tag erkundet hatten, war ihm der Weg hierher wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen, aber in den letzten Tagen war er so oft hoch und runter gerannt, dass er das Gefühl hatte, schon immer hier gewohnt zu haben. Mit einem Schlag war sein Grinsen verschwunden. Nein, so fühlte es sich nicht an. Vor nur wenigen Wochen hatte er ein normales Leben gehabt, mit einer normalen Familie, mit seinem besten Freund Paul und einer Schule, die er kannte und einigermaßen mochte. Hier war alles anders. Im Grunde genommen wusste Nex noch nicht einmal, wo genau sie hier lebten.
Entschlossen schob er diese Gedanken beiseite und betrat den Dachboden. Es roch nach Staub und vielen Jahren, aber daran hatte er sich längst gewöhnt. Überall standen Kisten und einzelne Möbelstücke herum, die sich wohl mit den Jahren angesammelt haben mussten. Nex wusste immer noch nicht, wie Tante Mandi in den Besitz dieser Villa gekommen war und warum sie nie jemand erwähnt hatte. Aber es gab noch so viele andere Dinge, die sie nicht wussten…! Aber eines wusste der Junge jetzt ganz genau. Er bahnte sich einen Weg zur Sitzecke, wo Liah im Schneidersitz auf der alten Couch saß, das Notizbuch auf dem Schoß und ein paar goldbraune Strähnen im Gesicht.
Nex beobachtete sie mit einem traurigen Lächeln. Liah. Sie war so unglaublich tapfer, tapferer, als er es jemals sein würde. Sie hatte nur selten Angst, und wenn, dann scheute sie sich nicht, ihre Angst offen zu zeigen. Sie hatte nur noch einen älteren Bruder und einen mürrischen Onkel, die auf sie aufpassen konnten, keine Eltern mehr. Sie hatte ihre Freunde verlassen müssen. Sie hatte zusammen mit Beatrice, der Freundin ihrer Mama, eine Beerdigung planen müssen. Mit zehn Jahren Vollwaise, und das, obwohl sie nie etwas getan hatte, um so etwas zu verdienen. Wie es mit ihm selbst stand, konnte Nex nicht sagen, aber er wollte sich nur ungern in Selbstmitleid baden, denn er war praktisch alles, was Liah noch hatte. Es war seine Aufgabe, Mama und Papa so gut es ging zu ersetzen, auch, wenn er wusste, dass ihm das niemals wirklich gelingen würde. Manchmal wünschte er sich, seine Eltern um Rat fragen zu können, aber das war nicht möglich. Es war nicht so, als ob sie jetzt in Para waren oder ähnliches…
Liah sah auf und warf ihrem Bruder einen überraschten Blick zu.
„He, Nex, was machst du denn schon hier?“ Sie sah auf seine leeren Hände und sah ziemlich enttäuscht aus.
„Du hast nichts gefunden, was? Aber ich dachte, dass wir uns in deinem Zimmer treffen?“
Was? Oh, richtig. Mist, das hatte er bei all der Aufregung mit Para und Moona völlig vergessen. Er setzte sich neben seine Schwester, die ihn mit neugierigen gelbbraunen Augen ansah.
„Hör mal, ich muss dir etwas erzählen.“ Sie wartete gespannt und Nex musste wieder lächeln.
„Ich bin ganz Ohr.“
„Okay, also: Ich war eben wieder in Para. Als ich in der Bibliothek war. Und frag mich jetzt nicht, wie lange ich dort gewesen bin, ich weiß es nämlich selbst nicht. So, in Para habe ich Glina getroffen und ihr erstmal alles erzählt. Sie war zum Glück nicht sehr böse auf uns. Sie hat die beiden mal gesehen, und – Oh, verdammt, ich habe vergessen zu fragen, ob sie weiß, wo die sind! Na, egal. Auf jeden Fall habe ich Glina gesagt, was wir herausfinden wollen, und sie hat mir geholfen. Dann hat sie einen Brief von Tante Mandi gefunden…“
„Tante Mandi!? Was stand drin?“ Liah zappelte aufgeregt und Nex legte ihr die Hand auf ein Bein, damit sie stillhielt.
„Das sagte ich dir gleich, aber bitte wackle nicht so, damit bringst du mich durcheinander!“ Seine Schwester kicherte, beruhigte sich jedoch wieder.
„Ja?“
Nex schüttelte grinsend den Kopf.
„Also… sie hat da was von einer Mauer und Zahlen geschrieben. Sie hat damit sozusagen unsere Namen ersetzt, aber warum, weiß ich auch nicht so genau. Wenn wir wieder dort sind, kann ich dir den Brief zeigen. Aber das war noch nicht alles, weil Glina und ich noch mehr wissen wollten. Wir haben ein riesiges dickes Buch gefunden, in dem praktisch alles über Para aufgeschrieben worden ist! Da gab es auch ein Kapitel über die goldene Taschenuhr und diese Zahlen, von denen ich dir eben erzählt habe. Ich habe sie mir durchgelesen und bin dann irgendwann eingeschlafen, bevor ich wieder zurückgewechselt bin…“ Bei diesen Worten fing Liah an zu lachen.
„Du bist eingeschlafen? Wirklich?“ Und dann gab es für die nächsten zwei Minuten kein Halten mehr.
Nex seufzte genervt.
„Liah, bitte reiß dich zusammen! Ich muss dir was Wichtiges erzählen und du fängst einfach an zu lachen…“ Da gackerte sie noch mehr los. Ihr Bruder rollte mit den Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ungeduldig, bis Liah sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
„Okay, tut mir leid, aber wie du das mit dem Einschlafen gesagt hast, war einfach zu lustig!“
Nex konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, was daran so witzig sein sollte, aber das war jetzt auch nicht so wichtig. Also zwinkerte er ihr bloß zu und sprach weiter.
„Bevor ich wieder zurückgekommen bin, sind Glina und ich auf ein paar interessante Sachen gestoßen, und da hatten wir folgende Idee: Wenn wir beide das nächste Mal in Para sind, dann müssen wir wieder in diesen Wald hinter der Villa und zu der Ruine gehen, wo ich diese Mauer gefunden habe, weißt du noch?“ Seine Schwester nickte und machte dabei ein nachdenkliches Gesicht.
„Aber warum denn?“
Nex holte tief Luft.
„Das erkläre ich dir am besten, wenn wir da sind. Das ist… ein bisschen schwierig, okay?“
Liah sah enttäuscht aus.
„Oh, okay. Und was ist mit der Uhr?“
Nex zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln.
„Laut dem Buch gibt es die Taschenuhr und einen Schlüssel. Wenn man beides besitzt, kann man nach Belieben zwischen den Welten wechseln und sich sogar eine Gabe aneignen, obwohl man kein Wechsler ist.“
Das Mädchen bekam große Augen.
„Heißt das, dass die beiden jetzt sind wie wir?“
Da musste Nex grinsen. Wenigstens hatten sich jetzt zwei seiner Fragen geklärt.
„Ähm, Nex? Was ist denn so komisch?“
Sein Grinsen wurde breiter.
„Tja, weißt du… Die beiden sind nicht wie wir. Ist dir auch schon aufgefallen, dass sie nicht mehr hier aufgetaucht sind?“ Liah nickte langsam. Ihr Bruder nahm eine triumphierende Haltung ein.
„Genau, das sind sie nicht. Und das bedeutet, dass sie den Schlüssel nicht haben.“ Er zog die Augenbrauen in die Höhe und sah seine Schwester erwartungsvoll an, aber sie schien nicht zu wissen, was er wollte. Gut, dann eben nicht. Ich dachte nur, dass es logisch ist. Er seufzte.
„Was ich damit sagen will: Die beiden sind in Para gefangen! Sie können nicht weg, weil sie nicht den Schlüssel haben, um