5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019. Cedric Balmore
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Schließlich stellte er den Geländewagen bei einer Gruppe knorriger, halbverdorrter Bäume ab. Manche hatten ziemlich skurrile Formen, was vielleicht auf Blitzschläge zurückzuführen war.
Von nun an ging es nur noch zu Fuß weiter. Bount steckte die Taschenlampe unter den Blouson und überprüfte den Sitz der Automatic.
Er hatte die Karte zuvor gut studiert und das war auch notwendig, um sich hier bei zunehmender Dunkelheit nicht hoffnungslos zu verlaufen.
Bald schon funkelten die ersten Sterne am dunklen Himmel. Der Mond stand als leuchtende Sichel da. Eine klare, kalte Nacht würde es werden.
27
Der Raum war völlig dunkel.
Kimberley Morgan war allein und hatte furchtbare Angst. Sie wusste, dass der Tod unweigerlich auf sie warten würde. Nur der Zeitpunkt stand noch nicht fest.
Jede bestialische Einzelheit des Rituals war gegenwärtig und verfolgte sie in ihren Alpträumen.
Sie wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Jede zeitliche Orientierung hatte sie verloren, seit man sie in diesem dunklen Raum gefangen hielt. Kimberley hatte kaum geschlafen und wenn, dann zumeist aus Erschöpfung. Zu sehr nagte die Angst in ihr. Todesangst.
Wenn sie nicht von der Erschöpfung wie betäubt war, dann kroch ihr das Grauen kalt den Rücken hinauf. Sie wusste, dass sie kaum noch Grund hatte, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen.
Lebendig begraben bin ich, ging es ihr durch den Kopf. Wie in einer dunklen Gruft...
Sie erhob sich von ihrer Liege und tastete sich an der Wand entlang.
Es muss doch einen Weg geben, hämmerte es in ihr.
Morris... Was mochte wohl aus Morris Clansing geworden sein? Hatte er es geschafft? Oder hatten sie ihn gekriegt. Vielleicht war er in einem anderen, dunklen Raum, genau wie sie, und wartete darauf, seinem Herrn und Meister geopfert zu werden - Satan.
Dann hörte sie plötzlich ein Geräusch. Schritte.
Kimberley erstarrte, während jemand den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Vielleicht brachten sie ihr jetzt etwas zu Essen und zu Trinken. Möglich war aber auch, dass sie sie abholten, um sie für die Opferung vorzubereiten. Die Tür ging auf. Kimberley war wie geblendet von dem aus dem Flur hereinflutenden Licht.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich daran gewöhnt hatte. Der Puls ging ihr bis zum Hals und hämmerte wie verrückt.
Dann erkannte sie die hochaufgeschossene Gestalt eines schwarzbärtigen Mannes.
"Ray!", stieß sie hervor, aber der Schwarzbart wandte den Blick zur Seite. Er wollte es ganz offensichtlich tunlichst vermeiden, der Gefangenen direkt in die Augen sehen zu müssen. Jedenfalls wusste Kimberley nun, dass ihr noch eine weitere Galgenfrist blieb, denn wenn sie jetzt hätte sterben sollen, dann wäre James, der Hohepriester selbst, gekommen.
Ray, der Schwarzbart, hielt ein Tablett in den Händen, auf dem ein Teller mit Suppe stand.
Er reichte es Kimberley.
Noch zögerte sie, es auch zu nehmen. Ihre Augen funkelten voller Angst und Hass.
"Na, wie fühlst du dich bei dem, was du tust, Ray!" Er schwieg. Und das machte sie rasend. Ray war einer der Priester und er war eigentlich immer sehr nett zu ihr gewesen.
"Da fällt dir nichts ein, was?"
"Ich darf nicht mir dir sprechen, Kimberley", sagte er schluckend. "Das weißt du so gut wie ich..."
"Steht schon fest, wann ich umgebracht werde?"
"Du musstest wissen, was du tust Kimberley. Und du kannst nicht sagen, dass du die Folgen nicht gekannt hast..."
"Das ist keine Antwort."
Aber sie wusste insgeheim schon jetzt, dass sie darauf auch keinerlei Antwort mehr bekommen würde.
Ihre Blicke begegneten sich für einen ganz kurzen Augenblick und dann kam es Kimberley in den Sinn, dass dieser Moment vielleicht ihre allerletzte Chance war... Sie konnte sich nicht einfach so zur Schlachtbank führen lassen, ohne wenigstens etwas versucht zu haben. Selbst, wenn die Chance minimal war...
Sie tat, als wollte sie das Tablett abnehmen, aber statt dessen ließ sie die Hände hochfahren und schlug es ihm ins Gesicht. Die Suppe war heiß. Er schrie auf.
Für den Bruchteil eines Augenblicks war der Schwarzbart unfähig, irgendetwas zu tun und das nutzte Kimberley verzweifelt. Sie stieß ihn zur Seite und rannte den Flur entlang.
Hinter sich hörte sie Ray.
Er ächzte und kam hinter ihr her.
Kimberley war lange genug bei Satans Kindern, um sich hier auszukennen und genau zu wissen, wohin sie laufen musste.
An der Tür, die ins Freie führte, stand ein bewaffneter Wächter, der aber nicht sonderlich aufmerksam war. Er stand mit dem Rücken zu ihr und bevor er richtig gemerkt hatte, was eigentlich los war, hatte sie ihn mit dem Schwung ihres Spurts schon der Länge nach niedergestreckt. Er riss seine Waffe hervor, aber bis er sie im Anschlag hatte, war Kimberley schon im Freien. Draußen war es dunkle Nacht.
Kimberley lief ohne nachzudenken in die Finsternis hinein. Nur weg von hier! Das war ihr einziger Gedanke. Namenlose Furcht trieb sie voran und mobilisierte ungeahnte Kräfte in ihr.
Ihr Blick ging flüchtig über die kleine Ansammlung von Gebäuden, die das Zentrum von Satans Kindern bildeten. Die kleineren waren meistens zum Wohnen da, im Haupthaus befand sich der Tempel.
Sie hörte Stimmen, sah Lichtkegel umherkreisen und stoppte dann plötzlich abrupt ihren Lauf.
Sie sah in das narbige, hartgeschnittene Gesicht eines Mannes in den mittleren Jahren. Zwei intelligente Augen brannten wie Feuer in der Gesichtsmitte.
Kimberley schluckte.
Schwindel erfasste sie.
Es war niemand anderes als James, der Hohepriester. Und mit ihm stand eine ganze, unheilige Prozession dort in der Nacht, deren Mitglieder sie anstarrten und mit ihren Blicken zu durchbohren schienen.
Anscheinend waren sie auf dem Weg zum Tempel, um die schwarze Messe abzuhalten. Kimberley wich ein paar Schritte zurück. Sie wusste, dass jetzt ihr Fluchtversuch so gut wie aussichtslos geworden. James, der Mann mit dem Narbengesicht, war der Kopf von allem. Satans Kinder gehorchten ihm blind und sie wusste, dass ein Zeichen von ihm genügen würde, um die Menge über sie herfallen zu lassen. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, begann zu schluchzen und schüttelte verzweifelt den Kopf. In ihrem Rücken bemerkte sie, wie Ray und der niedergeworfene Wächter herankamen.
Sie unternahm einen letzten, verzweifelten Ausbruchsversuch, der damit endete, dass Dutzende von Händen nach ihr griffen und an ihr zerrten. Sie schrie, aber in ihrem Innersten wusste sie, dass niemand sie hören würde. Niemand...
Sie