5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019. A. F. Morland

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5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019 - A. F. Morland

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ist sie?

      Er stand auf. Der Restnebel, der auf seiner Erinnerung lag, lichtete sich. Er zog sich an und trat aus dem Schlafzimmer. Stille herrschte in der Wohnung.

      „Romy?“

      Keine Antwort.

      „Romy Schatz?“

      Nichts. Stille.

      „Schätzchen?“

      Keine Reaktion.

      Er war allein. Romy musste ihn zu Bett gebracht haben und dann gegangen sein. Er erinnerte sich, dass sie es eilig gehabt hatte. Deshalb war sie ihm ja vor den Wagen gelaufen. Torben suchte sie. Sie war tatsächlich nicht mehr hier. Nicht mal eine Nachricht hatte sie hinterlassen. Wie mochte es ihr gehen? War sie wirklich unverletzt?

      Torben fiel auf, dass die Whiskygläser nicht mehr auf dem Couchtisch standen. Er fand sie in der Küche auf der Abtropftasse der Spüle.

      So einen ordnungsliebenden Eindruck hatte Schätzchen gar nicht gemacht. Torben wälzte das Telefonbuch, aber eine Romy Schatz fand er nicht.

      Ich kann sie nicht einmal fragen, wie es ihr geht, dachte er, während er das Telefonbuch wieder zuklappte. Muss mich darauf verlassen, dass sie keinen Schaden genommen hat – und dass mir aus der ganzen Angelegenheit keine Unannehmlichkeiten erwachsen. In seinen Schläfen befand sich ein leichtes Ziehen und Bohren. Er massierte sie mit seinen Fingerkuppen, machte kreisende Bewegungen, das war angenehm.

      Dreiunddreißig Jahre war er alt – und er hatte noch nie einen Blackout gehabt. War ihm der Schock tiefer in die Glieder gefahren, als er angenommen hatte?

      Es läutete an der Tür, und als Torben öffnete, stand Dr. Kayser vor ihm.

      „Hallo, mein Freund“, sagte der Grünwalder Arzt und trat ein. „Ich habe deinen Wagen vor dem Haus stehen sehen und sagte mir: Schau mal nach, wie es Torben geht.“

      „Nett von dir.“ Dr. Lorentz führte den praktischen Arzt ins Wohnzimmer. Sie setzten sich. Torben fragte, ob er Sven etwas anbieten könne, Sven verneinte.

      „Du hast heute Nachtdienst, nicht wahr?“, sagte der Allgemeinmediziner.

      Torben Lorentz nickte. „Ja.“

      „Wie fühlst du dich?“

      Torben rümpfte die Nase und schüttelte ernst den Kopf. „Nicht so besonders.“

      „Das sehe ich dir an. Wird seine Zeit dauern, bis ihr darüber hinweg seid.“

      Torben Lorentz nickte wieder. Er dachte an die sonderbare Geschichte mit Romy Schatz, hätte gerne mit Dr. Kayser darüber gesprochen, doch da war eine Sperre in ihm, die dies nicht zuließ. Wollte er sich nicht blamieren? Wollte er nicht, dass Sven sich wegen des Filmrisses, den er gehabt hatte, Sorgen machte? Ein Chirurg mit Blackouts … Wenn so etwas im OP passierte … Während einer schwierigen Operation …

      Dr. Kayser und Dr. Lorentz sprachen über Nicola.

      Torben sah auf seine schlanken Finger. „Wir haben uns dieses Baby so sehr gewünscht.“

      „Es ist noch nicht aller Tage Abend“, sagte Sven Kayser.

      „Du meinst, Nicola könnte noch einmal schwanger werden?“

      Dr. Kayser nickte. „Genau.“

      „Und wenn nicht?“

      Dr. Kayser lächelte. „Hast du deinen Optimismus verloren?“

      „Das nicht“, antwortete der junge Chirurg, „aber ich möchte mir nichts vormachen. Ich bin zwar Optimist, jedoch kein Phantast.“

      „Ich glaube, Nicola wird bald wieder in der Lage sein, schwanger zu werden“, sagte Sven zuversichtlich. „Was wird nun mit eurer Hochzeit? Werdet ihr damit noch etwas warten?“

      Dr. Lorentz schüttelte den Kopf. „Nein. Wozu?“

      Dr. Kayser zuckte mit den Schultern. „Manche Leute heiraten erst, wenn garantiert mit Nachwuchs gerechnet werden kann.“

      Torben setzte eine Miene auf, die erkennen ließ, wie ernst ihm die Sache war. „Ich möchte, dass Nicola meine Frau wird, ob sich nun Kindersegen einstellt oder nicht, weil ich diese Frau einfach liebe und wahnsinnig gerne mit ihr zusammen bin.“ Ihm fiel ein, dass sie ihm am Tag des folgenschweren Sturzes etwas hatte sagen wollen.

      Er wusste bis heute nicht, was sie hatte loswerden wollen, und jetzt war auch kein guter Zeitpunkt, sie danach zu fragen. Nicola würde es ihm ein andermal sagen, da war er ziemlich sicher. Oder es hatte sich mittlerweile überholt und von selbst erledigt und war nicht mehr wichtig.

      „Sobald die Seebergs wieder im Lande sind, wird ein Hochzeitstermin festgesetzt“, sagte Torben.

      „Und vielleicht werdet ihr schon im nächsten Jahr zu dritt sein“, bemerkte Sven Kayser hoffnungsvoll.

      24

      Als Dr. Nicola Sperling nach einer Woche heimkam, herrschte vorbildliche Ordnung in ihrem Haus. Ihr Stiefbruder griente.

      „Da staunst du, was? Damit hast du nicht gerechnet. Rosy und ich haben dein Häuschen auf Hochglanz poliert, damit du uns in guter Erinnerung behältst. Wir werden dich nämlich verlassen, haben endlich was Passendes gefunden.“

      Nicola konnte es fast nicht glauben. „Wo?“, fragte sie erfreut.

      „In Schwabing“, antwortete Bruno Pfaff. „Eine Wohnung. Gemütlich möbliert. Kannst uns ja mal besuchen, wenn du möchtest.“ Er sah die Kinderärztin ernst an. „Das mit dem Baby tut uns übrigens sehr leid, Schwesterherz …“

      Sie biss sich auf die Lippen.

      „Ehrlich“, sagte Bruno. „Wir hätten dich auch gern mal in der Seeberg-Klinik besucht, wenn wir sicher gewesen wären, dass wir willkommen sind, aber wir wussten nicht, ob du dich über unser Erscheinen gefreut hättest.“

      Ich glaube, ich hätte mich nicht gefreut, dachte Nicola, obwohl sie tief in ihrem Inneren den Wunsch verspürte, das Kriegsbeil zu begraben.

      „Hier“, sagte Bruno. Er schnippte mit den Fingern und zeigte auf einen neuen Videorecorder. „Ich habe versprochen, dass du einen anderen kriegst. Er ist angeschlossen und eingestellt …“ Nur bezahlt ist er nicht, dachte Bruno, aber das muss ich ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

      Er hatte sich gestern in einigen Wochenendhäusern außerhalb der Stadt „umgesehen“, und der Fischzug hatte sich gelohnt. Eine Briefmarkensammlung, alte Münzen, Schmuck, Bargeld und dieser funkelnagelneue Videorecorder samt Fernbedienung waren an seinen Fingern kleben geblieben.

      Und was er sonst noch an Geschäften angeleiert hatte, kam auch zufriedenstellend in die Gänge. Er konnte sich im Augenblick wirklich nicht beklagen, wurde von seinem Glücksstern allerbestens bestrahlt.

      Vielleicht war es ein Fehler gewesen, nach Hamburg

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